Albufeira. Oft wurde vom großen Talent des Verteidigers geschwärmt. Trotzdem endet das Kapitel Schalke 04 für Ibrahima Cissé in diesem Winter. Die Gründe.
Genau ein Jahr ist es her, da machte Ibrahima Cissé bei Schalke 04 erstmals echte Schlagzeilen – in negativer Hinsicht. Während des Trainingslagers im türkischen Belek offenbarte der 1,96 Meter große Innenverteidiger bei einer Laufeinheit riesige Probleme. Erst quälte sich der U23-Nationalspieler Malis minutenlang am Ende seiner Laufgruppe, dann gab Cissé auf und brach die Einheit eigenmächtig ab.
Das blieb nicht folgenlos. Ex-Trainer Thomas Reis rüffelte den jungen Verteidiger öffentlich und schickte ihn nach dem Trainingslager zurück zur U23. Für ähnliche Schlagzeilen kann Cissé in diesem Jahr nicht sorgen – denn der neue Coach Karel Geraerts hat den 22-Jährigen in diesem Jahr gar nicht erst mit ins Trainingslager genommen. Cissé ist in Gelsenkirchen geblieben, trainiert dort individuell und darf mit andren Klubs über einen Wechsel verhandeln.
Schalke: Ibrahima Cissé stand sich zu oft selbst im Weg
Eineinhalb Jahre nach seiner Verpflichtung soll Cissé Schalke 04 verlassen – am besten so schnell wie möglich. Warum? Weil er trotz vieler Bewährungschancen im Training unter drei Trainern (Geraerts, Frank Kramer und Thomas Reis) nie überzeugte. Nur zweimal spielte er für die Schalke-Profis. Bei seinem ersten Einsatz zum Zweitliga-Auftakt beim Hamburger SV im Sommer 2023 war er allerdings heillos überfordert und flog mit Gelb-Rot vom Platz. Es war der traurige Höhepunkt seiner Schalke-Zeit.
Dabei galt Cissé eigentlich als großes Talent auf der Position des Innenverteidigers. Trotz seiner Größe von 1,96 Metern ist der gebürtige Franzose enorm schnell. Auch im Spielaufbau hat er durchaus Qualitäten – das war in den Trainingseinheiten oder in Spielen bei der U23 in Ansätzen immer wieder zu sehen.
Das vielleicht größte Problem war in den vergangenen eineinhalb Jahren allerdings, dass sich Ibrahima Cissé zu oft selbst im Weg stand. Zum einen mit seiner falschen Selbsteinschätzung. Denn obwohl er auf Schalke stets weit davon entfernt war, ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft zu sein, war er stets der Meinung, er sei gut genug für die Profi-Startelf.
Schalke-Trainer Karel Geraerts ist weiter von Ibrahima Cissés Talent überzeugt
Im Training allerdings war Cissé viel zu inkonstant, fiel immer wieder ab – und hatte große Fitness-Probleme. Statt hart an sich zu arbeiten, verließ er sich auf Schalke zu sehr auf sein Talent. Darüber ärgert sich auch Trainer Karel Geraerts, der großen Wert auf Disziplin seiner Spieler legt. „Im Endeffekt hat es zwischen Schalke und Ibra einfach nicht gepasst“, sagt Geraerts auf WAZ-Nachfrage. „Er hat so viel Potenzial und als ich kam, habe ich etwas in ihm gesehen. Im Pokal bei St. Pauli habe ich ihm dann eine Chance gegeben, aber nach einer Stunde war er komplett kaputt, physisch tot.“ Danach lief es bei Cissé nicht mehr rund, weitere Einsätze gab es nur in der Regionalliga bei der U23.
„Jetzt ist es wohl das Beste für Ibra, den Verein zu verlassen“, äußert sich Geraerts ehrlich. Wichtig sei für Cissé, dass er einen Klub findet, bei dem er regelmäßig spielen kann und wieder Selbstvertrauen aufbaut. Womöglich geht es für den 22-Jährigen nun in die 2. Liga Belgiens zum SV Zulte Waregem.
Neue Chance für Ibrahima Cissé bei anderem Klub
Sollte Cissé fernab Gelsenkirchens tatsächlich regelmäßig zum Einsatz kommen, traut ihm der Coach doch noch eine gute Profi-Karriere zu. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Ibra irgendwo anders den nächsten Schritt geht – und wir uns dann alle fragen, warum er sein Potenzial auf Schalke nicht abgerufen hat. Er hat wirklich Talent, aber hier einfach zu wenig daraus gemacht“, sagt Geraerts.
Bei seinem neuen Klub wird Ibrahima Cissé eine weitere Chance bekommen, sich zu zeigen. Wichtig wäre für den 1,96 Meter-Mann, dass er aus seinen Erfahrungen auf Schalke lernt – und es künftig auch mal schafft, über seine Grenzen hinauszugehen. Damit er bei Laufeinheiten im Trainingslager nicht erneut mit Fitness-Problemen auffällt.
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