Gelsenkirchen. Schalke 04 lag in den vergangenen Jahren mehrfach kräftig daneben. Ein Stürmer schaffte noch nicht einmal 100 Tage im S04-Trikot.

Mit etwas mehr als 32 Millionen Euro rangiert Schalke 04 in der Marktwert-Tabelle der 2. Liga auf Platz vier. Vor fünf Jahren waren die Dimensionen noch ganz anders. Die Königsblauen zählten als amtierender Vizemeister zu den Champions League-Teilnehmern und wiesen einen Kaderwert von 256 Millionen Euro auf. Doch im Erfolg passierten seinerzeit auch entscheidende Fehler: Bei einigen Transfers im Jahr 2018 und auch danach, als es sportlich bergab ging, lag Schalke komplett daneben. Wir haben die größten Fehlgriffe der vergangenen fünf Jahre zusammengefasst.

Idee mit Sebastian Rudy auf Schalke schlug fehl

Sebastian Rudy: Der Mittelfeldspieler kam im Sommer 2018 für 16 Millionen Euro Ablösesumme vom FC Bayern und sollte Schalke in eine neue Ära führen. Rudy scheiterte bei den Königsblauen komplett. Anstatt den aus München bekannten dominanten Ballbesitz-Fußball zu praktizieren, musste sich der Ex-Nationalspieler beim S04 auf schnelles Umschaltspiel einlassen und konnte die hohen Erwartungen zu keinem Zeitpunkt erfüllen. Nach immerhin 21 Spielen in der ersten Saison wurde Rudy für zwei Jahre an die TSG Hoffenheim verliehen. Obwohl sein Vertrag noch zwei weitere Jahre gegolten hätte, ließ Schalke den Fehlgriff ablösefrei ziehen und machte damit ein Millionen-Verlustgeschäft. Heute spielt der 358-fache Bundesligaprofi Sebastian Rudy bei SpG Bilsberg 1/Dammental in der Kreisliga A Heidelberg.

Kabak: Für 15 Millionen aus Stuttgart

Für Ozan Kabak zahlte Schalke 04 an den VfB Stuttgart 15 Millionen Euro Ablösesumme.
Für Ozan Kabak zahlte Schalke 04 an den VfB Stuttgart 15 Millionen Euro Ablösesumme. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto/POOL | Jürgen Fromme

Ozan Kabak: Für den hochtalentierten türkischen Abwehrspieler überwiesen die Schalker 2019 die Ablösesumme von 15 Millionen Euro an den VfB Stuttgart. Bei den Königsblauen sollte sich der Abwehrrecke weiterentwickeln und seinen Marktwert durch gute Leistungen in die Höhe treiben, um als eine Art Investition in die Zukunft einen hohen Gewinn in die Kasse zu spülen. Im März 2020 wurde Kabaks Marktwert auf 32 Millionen Euro taxiert. Zwei Jahre später stürzte die Kabak-Aktie auf zehn Millionen Euro ab. Für die Königsblauen absolvierte der Verteidiger 42 Spiele und wurde in seiner S04-Zeit mehrfach verliehen (Liverpool, Norwich). Im Sommer 2022 wechselte der türkische Nationalspieler zur TSG Hoffenheim, wo er heute noch spielt. Schalke kassierte von Hoffenheim nur etwa die Hälfte der ausgegebenen 15 Millionen-Transfersumme für den Defensivmann.

Ein Weltmeister auf Schalke? Ein kompletter Fehlgriff

Ein Halbjahr zum Vergessen: Schalkes Shkodran Mustafi (r) stieg mit den Königsblauen aus der Bundesliga ab.
Ein Halbjahr zum Vergessen: Schalkes Shkodran Mustafi (r) stieg mit den Königsblauen aus der Bundesliga ab. © dpa | Guido Kirchner

Skhodran Mustafi: Ein Weltmeister auf Schalke: Was sich zunächst wie ein Winter-Märchen anhörte, entpuppte sich 2021 als kompletter Fehlgriff. Der ehemalige Arsenal-Star sollte mit seiner Erfahrung dazu beitragen, Schalke 04 vor dem drohenden Absturz in die Zweitklassigkeit zu bewahren. Mustafi absolvierte 13 Spiele für die Königsblauen und stieg mit dem Traditionsklub sang- und klanglos ab. „Ich war der Meinung: Vielleicht kann ich mit anpacken und helfen. Es hat sich herausgestellt, dass das fast unmöglich war“, resümierte Mustafi in einem Interview mit dem Portal transfermarkt.de. Er sei eine Mannschaft gekommen, die in dieser Zeit absolut nicht funktioniert habe – und zwar „von Kopf bis Fuß.“ Mustafi kam zunächst unter Christian Gross und anschließend unter dessen Nachfolger Dimitrios Grammozis zum Einsatz, konnte der S04-Abwehr aber zu keinem Zeitpunkt Stabilität verleihen. Nach dem Zwischenschritt zum spanischen La Liga-Klub UD Levante ist der Abwehrspieler aktuell vereinslos.

Ibišević spielte nur viermal für Schalke

Vedad Ibišević: Die Grundidee, auf ein Schlitzohr im Sturm zu setzen, klang vielversprechend, aber der Deal mit dem ehemaligen Hertha BSC-Knipser ging als eines der größten Verpflichtungs-Missverständnisse in die Schalker Vereinschronik ein. Ibišević heuerte 2020/21 als ablösefreier Spieler auf Schalke an. Im Spielersatz-Training geriet der Stürmer mit dem damaligen Co-Trainer Naldo aneinander, woraufhin Cheftrainer Manuel Baum die Einheit abbrach. Ibišević wurde anschließend suspendiert und schaffte noch nicht einmal 90 Tage auf Schalke. Ernüchternde Bilanz: Vier Spiele, kein Tor. Ibišević meinte später in einem SportBild-Interview über seinen ehemaligen S04-Coach Manuel Baum: „Er hat mich mehrmals nach meiner persönlichen Meinung gefragt über die Mannschaft und über die sportliche, schwierige Situation. Ich hatte kein Problem mit ihm – er hatte ein Problem mit mir.“ Nach dem kurzen Schalke-Gastspiel beendete Ibišević seine aktive Laufbahn. Heute arbeitet der 39-Jährige als Nachwuchs-Cheftrainer bei Hertha BSC.

Seltenes Bild: Vedad Ibišević für Schalke in Aktion.
Seltenes Bild: Vedad Ibišević für Schalke in Aktion. © Jürgen Fromme /firo Sportphoto | firo Sportphoto/Jürgen Fromme

Matondo setzte sich auf Schalke nie durch

Rabbi Matondo: Als vermeintliches „Wunderkind“ verpflichtet, als Mega-Flop verabschiedet: Im Januar 2019 gab Schalke 04 zehn Millionen Euro für den schnellen Offensivmann, der in der zweiten Mannschaft von Manchester City spielte, aus. Addiert mit Gehaltszahlungen und Berater-Honorar kostete das Paket Matondo den S04 rund 19 Millionen Euro. Der quirlige Offensivmann kam auf Schalke nie über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus, wechselte zwischenzeitlich auf Leihbasis zu Stoke City und Cercle Brügge, um zumindest im Wettkampf-Rhythmus zu bleiben. Im Juli 2022 verkaufte Schalke den mittlerweile 23-Jährigen für drei Millionen Euro an die Glasgow Rangers. Sein Vertrag beim schottischen Traditionsklub läuft bis Sommer 2026.

Rabbi Matondo konnte sich beim FC Schalke 04 nicht durchsetzen und stürmt mittlerweile für die Glasgow Rangers.
Rabbi Matondo konnte sich beim FC Schalke 04 nicht durchsetzen und stürmt mittlerweile für die Glasgow Rangers. © FUNKE Foto Services | RHR-FOTO/Tim Rehbein

Raman: 50 Spiele, sechs Tore

Benito Raman: Der belgische Wirbelwind hatte die Königsblauen im März 2019 beim Düsseldorfer 4:0-Sieg in der Veltins-Arena mächtig geärgert. Raman erzielte ein Tor und bereitete einen Fortuna-Treffer vor – also schlug Schalke 2019 zu und überwies für Raman zwölf Millionen Euro an Fortuna Düsseldorf. Nach 50 Bundesliga-Einsätzen und überschaubaren sechs Toren war das S04-Kapitel Raman im Mai 2021 wieder beendet. Schalke gab den früheren Lütticher nach dem Bundesliga-Abstieg für drei Millionen Euro Ablöse an den belgischen Erstligisten RSC Anderlecht ab. Seine aktuelle Bilanz in dieser Saison: Zehn Spiele, keine Torbeteiligung.

Enttäuschung pur: Benito Raman.
Enttäuschung pur: Benito Raman. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Uths böse Erinnerungen an den Abstieg

Mark Uth: Im königsblauen 62-Millionen-Euro-Kaufrausch war Uth 2018 der einzige Spieler, der ablösefrei auf Schalke anheuerte. Trotzdem waren die Erwartungen an den technisch starken Offensivmann, der aus Hoffenheim in den Ruhrpott wechselte, riesig. Uth zählte beim S04 zu den Topverdienern, wurde aber auf Schalke nie glücklich. In der Winterpause der Spielzeit 2019/2020 schloss sich Uth auf Leihbasis dem 1. FC Köln an. 2020/21 stieg Uth mit Schalke aus der Bundesliga ab. Nach der Rückkehr vom Auswärtsspiel in Bielefeld wurde Uth von S04-Chaoten nachts um die Arena gejagt. „Man ist enttäuscht, wenn man absteigt. Und dann kommt man nach Hause und es warten 400 Hooligans auf einen und jagen einen über den Arena-Campus“, schilderte Uth sichtlich mitgenommen die Szenen in der 1. FC Köln-Doku „24/7 FC“. Für die Königsblauen absolvierte er 58 Pflichtspiele und erzielte fünf Tore. Bei seinem jetzigen Verein 1. FC Köln, wo er bis Sommer 2025 unter Vertrag steht, wartet Uth noch auf das erste Tor in dieser Saison.

Stieg 2021 mit Schalke aus der Bundesliga ab: Mark Uth.
Stieg 2021 mit Schalke aus der Bundesliga ab: Mark Uth. © dpa | Friso Gentsch