Gelsenkirchen. Ex-Trainer Thomas Reis steht nicht mehr bei Schalke 04 unter Vertrag. In einem Interview sprach er über seine Freistellung bei den Königsblauen.

Der Vertrag ist aufgelöst, Thomas Reis könnte theoretisch sofort wieder als Fußballtrainer arbeiten, ohne seinen Ex-Klub FC Schalke 04 fragen zu müssen. Am Tag nach Bekanntwerden dieser Nachricht äußerte sich der 50 Jahre alte Reis in einem Interview mit Sport1 über seine Entlassung.

Ex-Schalke-Trainer Reis: „Ich bereue, dass ich zu nachgiebig war“

Dabei sprach Reis vor allem über die Kaderplanung in der Sommerpause. Auf Schalke herrschte aufgrund der hervorragenden Bundesliga-Rückrunde unter Reis große Euphorie - trotz des Abstiegs und obwohl zahlreiche Stammkräfte den Klub verließen (zum Beispiel Moritz Jenz, Alex Kral, Tom Krauß, Rodrigo Zalazar, Marius Bülter). Reis hatte bei Sportdirektor André Hechelmann einige Wünsche für Zugänge hinterlegt, die nicht erfüllt wurden, diesen Dissens deutete er an: „Ich bereue, dass ich bei Spielern, die gut zu Schalke gepasst hätten, zu nachgiebig war. Aber im Vorfeld war klar, dass der Verein keine Leihspieler mehr holen will. Da hätte ich rigoroser sein müssen, um Spieler mehr zu begeistern. Doch die finanziellen Möglichkeiten waren einfach nicht da. Ich hätte bestimmender sein müssen, wenn ich von einem Spieler überzeugt war, dass er uns weiterhelfen kann, dass wir auch eine Leihe ermöglichen.“ Wen er konkret damit meint, verriet er nicht. Auf Schalke war es aber stets ein offenes Geheimnis, dass er die Leihgaben Sepp van den Berg (FC Liverpool, jetzt Mainz 05) und Tim Skarke (1. FC Union Berlin, jetzt Darmstadt 98) gern gehalten hätte und Kontakt zu Maxim Leitsch (FSV Mainz 05) und Gerrit Holtmann (von Bochum an Antalyaspor verliehen) hielt, mit denen er beim VfL Bochum zusammengearbeitet hatte. Aus diesem Quartett steht nun niemand im Schalker Kader.

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Reis äußerte sich zu den Vorwürfen, er hätte zu hart trainieren lassen, zu wenig auf Taktik gesetzt und die Mannschaft nicht mitgenommen. Zum Training sagte er, er habe beispielsweise sein Aufwärmprogramm nie geändert, außerdem seien die Verletzungen auch vor seiner Amtszeit eine „Problematik“ gewesen. „Dieser Vorwurf gegen mich persönlich ist daher nicht korrekt.“ Was die Taktik und die Kommunikation betrifft, habe er die Mannschaft mitgenommen. „Ich habe schon in sie reingehört. Leider wird das manchmal als Schwäche ausgelegt, wenn man mit den Spielern spricht und fragt, was sie gerne möchten. Jeder durfte bei mir sagen, was er will“, sagte Reis.

Die Herausforderung war es wert.
Thomas Reis, ehemaliger Schalke-Trainer

In der internen Kommunikation habe er dennoch Fehler gemacht, er hätte gewisse Dinge anders kommunizieren müssen. „Die Meinung des Trainers und der sportlichen Führung muss das Maß aller Dinge sein und kein Spieler sollte die Option haben, durch ein Hintertürchen zu einer anderen Person zu gehen. Das muss Schalke unbedingt in den Griff bekommen“, sagte Reis. Konkreter wurde er in diesem Punkt nicht, aber auch das ist ein heftiger Vorwurf. Ist die Mannschaft zu mächtig?

Vor allem die Fans würden ihm angesichts der anhaltenden Krise leid tun. „Wenn ich daran denke, wie groß dieser Verein ist und welch tolle Atmosphäre bei den Heimspielen durch diese wunderbaren Fans herrscht, war es die Herausforderung wert“, sagte er über seine Freistellung.