Gelsenkirchen. Mittelfeldspieler Ron Schallenberg hat erst unter Trainer Karel Geraerts seine Rolle beim FC Schalke 04 gefunden. Woran das liegen könnte.

Nein, der Start zwischen Ron Schallenberg und Trainer Karel Geraerts war nicht optimal. Als Geraerts die Startaufstellung für sein erstes Spiel beim FC Schalke 04 am 22. Oktober verkündete, da fehlte der Name Schallenberg auf der Tafel. Auf der Bank hatte Schallenberg zuletzt über drei Jahre zuvor gesessen, am 28. September 2020 im Spiel des SC Paderborn gegen den Hamburger SV. Schallenberg blieb 90 Minuten lang auf der Bank, als Schalke mit 0:3 beim Karlsruher SC unterging, seitdem ist er wieder Stammkraft. Ist er der Gewinner unter vielen Verlierern gewesen?

Schalkes Ron Schallenberg.
Schalkes Ron Schallenberg. © dpa

Als diese Zeitung Schallenberg diese Frage nach dem Training am Dienstagvormittag stellte, schüttelte er mit dem Kopf. "Ich war nicht glücklich, dass ich nicht gespielt habe. Als Gewinner hat sich in Karlsruhe aber keiner gefühlt, der es mit dem FC Schalke hält. Wir haben viele Spiele davor verloren, da war ich dabei", sagte der 25-Jährige. Doch in den Geraerts-Spielen zwei bis vier gehörte er wieder zur Startelf: "Es war zu sehen, dass der Trainer Trainingsleistungen belohnt, wenn man sich voll reinhaut."

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Und für viele Schalker ist Schallenberg kaum wiederzuerkennen. Für rund zwei Millionen Euro war er aus Paderborn gekommen, galt als Schalker Königstransfer, der perfekt zur Strategie der Kaderwertentwicklung stünde. Doch Halt gab es seiner Mannschaft nicht - im Gegenteil: Die Lücken im zentralen Mittelfeld waren groß, Schallenberg rannte nicht vorneweg, sondern meist hinterher, sah im Heimspiel gegen Holstein Kiel die Rote Karte und musste zwei Partien aussetzen. Nun aber spielt er ordentlich, räumt vor der Abwehr zuweilen so auf, wie es sich die Schalker schon von Beginn an gewünscht hätte.

Schalke: Schallenberg über neue Rolle - "Fühle mich da sehr wohl"

Doch woran liegt das? Die Spurensuche beginnt bei einer taktischen Änderung von Geraerts. Er setzt nicht mehr auf ein System mit Viererkette, wie noch Vorgänger Thomas Reis. Schalke spielt nun in einem 3-5-2, die Abwehr wird bei gegnerischem Ballbesitz sogar zu einer Fünferkette. "Du hast offensiv eine ganz andere Herangehensweise und in der Defensive kannst eher mal rausstechen und Risiko gehen bei möglichen Balleroberungen, weil du weißt, dass hinter dir noch drei bis fünf Spieler sind", sagte Schallenberg auf Nachfrage und ergänzte: "Ich fühle mich da sehr wohl."

Das hat auch mit seiner Paderborner Zeit zu tun. In den zwei Jahren unter Trainer Lukas Kwasniok (2021 bis 2023) wurde Schallenberg nicht nur Kapitän, sondern spielte Sechser vor einer Dreier-/Fünferkette. "Das war meine beste Phase", sagte Schallenberg.

Doch nicht nur die Taktik hat sich seit dem Trainerwechsel geändert. "Es gibt viele Veränderungen, was das Training angeht. Der Trainer bringt seinen Input rein, ich glaube, man sieht ganz gut, dass die Mannschaft sehr schnell aufgenommen und es geschafft hat, das umzusetzen, was der Trainer sehen möchte. Es ist nicht alles perfekt, aber dafür arbeiten wir noch nicht so lange zusammen. Trotzdem haben wir schon zwei gute Ergebnisse eingefahren."

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In den Trainingseinheiten setzt Geraerts auf viele Wettkampfformen, und hat sich dabei ein besonderes System ausgedacht, wie Schallenberg verriet: „Wir haben bis zum Ende des Jahres ein Punktesystem mit Turnieren wie heute. Die Teams werden immer durchgewechselt, und die Spieler der jeweiligen Siegermannschaft bekommen drei Punkte. Dann wird das in der Kabine aufgelistet. So will er die Spannung hochhalten unter der Woche, damit immer 1000 Prozent gegeben wird." Er selbst stünde gerade im oberen Mittelfeld.

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Am Freitagabend (18.30 Uhr/Sky) kommt No-Name-Aufsteiger SV Elversberg nach Gelsenkirchen - es ist das wohl ungleichste Duell der Zweitliga-Saison. Auf der einen Seite die Schalker mit einem immer noch auf Europapokal getrimmten Umfeld, auf der anderen die Elversberger, die noch nie vor so einer Kulisse gespielt haben. "Unser Anspruch ist immer, unsere Heimspiele zu gewinnen", sagte Schallenberg, schickte aber direkt eine Warnung hinterher: "Es wäre der erste große Fehler, den Gegner zu unterschätzen. Elversberg ist eine Top-Truppe, die einen richtig guten Ball spielt, ihren Fußball von der 3. in die 2. Liga nahtlos übernommen hat. Wir müssen von Anfang an den Gegner ernst nehmen, um unsere zwei Siege, die wir geholt haben, zu veredeln."

Wenn das gelingt, gibt es dann wieder Fast Food von McDonalds, wie auf der Rückfahrt aus Nürnberg? Muss nicht sein. Und Schallenberg nahm die Frage mit Humor: "Nach einer Englischen Woche mit drei Spielen, von denen wir zwei gewonnen und eins unglücklich verloren haben, kann man sich auch mal was gönnen..."