Nürnberg. Danny Latza und Dominick Drexler waren die Matchwinner in Nürnberg. Trotzdem ist ihre Schalke-Zukunft offen. André Hechelmann klärt auf.
Ja, es gibt sie noch, diese Gefühlsexplosionen im Fußball. In Zeiten, in denen Nationalspieler wie Kai Havertz nach ihren erzielten Toren kaum eine Miene verziehen und fast wirken als wäre ihnen der Torerfolg unangenehm, kann auch noch richtig gejubelt werden – das bewies Danny Latza vom FC Schalke 04 am Samstagmittag in Nürnberg. Nach einem Freistoß von Thomas Ouwejan köpfte der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler Schalke kurz vor Schluss zum 2:1-Sieg.
Schon die Bilder des Torjubels beweisen, wie viel dem gebürtigen Gelsenkirchener dieses Tor, das für den ersten Schalker Auswärtssieg der Saison sorgte, bedeutete. Bei seinem Jubellauf sprang Latza über eine Werbebande und lief über die Tartanbahn des Max-Morlock-Stadions direkt vor den Gästeblock, wo er seine Freude nur so aus sich herausbrüllte. Als das Spiel wenige Minuten später dann vorbei war, lieferte Latza sogar noch weitere emotionale Bilder. Mit Abpfiff ging der 33-Jährige auf die Knie und schrie noch einmal vor Freude.
Schalke liegt Danny Latza am Herzen
Warum Latza so emotional auf diesen Sieg am 12. Spieltag der 2. Bundesliga reagiert? Weil ihm Schalke 04 als waschechter Gelsenkirchener extrem am Herzen liegt und womöglich auch, weil er endlich mal wieder wichtig für seinen Lieblingsklub sein konnte. Das gelang ihm seit seiner Rückkehr von Mainz 05 im Sommer 2021 viel zu selten. Zwar ist Latza als Kapitän der Aufstiegsmannschaft in die Geschichtsbücher des Klubs eingegangen, doch sportlich spielte er 2021/22 nur eine Nebenrolle – weil er mit vielen Verletzungen und Formschwankungen zu kämpfen hatte.
Nachdem er 2021 noch als eine Art Königstransfer des damaligen Bundesliga-Absteigers gegolten hatte, wurde in den Wochen vor dem Siegtor in Nürnberg kaum noch über Danny Latza gesprochen – schon gar nicht positiv. Denn sportlich spielte er auch in der laufenden Saison bislang kaum eine Rolle. Er galt als zu alt, zu langsam und zu oft verletzt. Der neue Trainer Karel Geraerts allerdings schätzt Latza, wie er auf WAZ-Nachfrage erklärte: „Danny ist ein guter Spieler. Als ich hier angefangen habe, war er noch verletzt, aber was ich nach seiner Rückkehr ins Training gesehen habe, hat mir gefallen. Denn Danny kann Fußball spielen.“ Inzwischen sei Latza fit und könne dem Team geben, was es braucht: „Erfahrung und Qualität am Ball“, so formulierte es Geraerts.
Vertrag von Danny Latza bei Schalke 04 läuft aus
Dass ausgerechnet der so oft kritisierte Latza in Nürnberg der entscheidende Schalker war, freute auch seine Teamkollegen, die den Ex-Kapitän reihenweise umarmten. „Ich bin direkt nach dem Spiel zu ihm gelaufen. Ich freue mich extrem für ihn. Danny war verletzt, kommt rein und belohnt sich so, das ist toll“, sagte Mittelfeldmann Lino Tempelmann. Unabhängig davon, dass Latza sein Kapitänsamt im Sommer niedergelegt hat, genießt er noch Anerkennung in der Kabine. „Danny hat schon im Pokal gegen St. Pauli ein gutes Spiel gemacht“, lobte auch Sportdirektor André Hechelmann den Mittelfeldspieler. „Er hat sich nach der Verletzung wieder herangekämpft. Das freut mich für ihn.“
Schalke: Auch Dominick Drexler wackelt
Trotzdem ist Latzas Zukunft auf Schalke komplett offen. Der Vertrag des 33-Jährigen läuft am Saisonende aus. Bislang sah es nicht nach einer Verlängerung aus – ähnlich ist die Situation übrigens auch bei Dominick Drexler (33), einem weiteren Routinier, der zwar immer mal wieder mit Verletzungsproblemen kämpft, aber zum Geraerts-Fußball passt. In Nürnberg war Drexler in der ersten Halbzeit sogar bester Schalker und traf zur 1:0-Führung, ehe er nach der Pause angeschlagen ausgewechselt und durch Danny Latza ersetzt werden musste. Auch Drexlers Vertrag läuft aus. „Ich bin mit allen Spielern in Kontakt, wir sprechen, tauschen uns aus“, sagte Sportdirektor Hechelmann zu möglichen Verlängerungen mit den Routiniers. „Wir haben die Situation im Blick, aber klar: Mit Toren und guten Leistungen sammelt man immer Argumente.“
Für Danny Latza heißt das: Mit jeder weiteren Gefühlsexplosion rückt er einer Zukunft bei Schalke 04 ein Stückchen näher.