Gelsenkirchen. Es ist eine auf den ersten Blick seltsame Konstellation: Schalkes Assan Ouédraogo fliegt nur zwischendurch zur U17-WM. Wir erklären die Fakten.
Rund 150 Fans des FC Schalke 04 waren am Mittwochnachmittag zum Training gekommen, begrüßten die Profis am Tag nach der 1:2-Niederlage im DFB-Pokal beim FC St. Pauli mit einem freundlichen Applaus. Im Zentrum stand einer, der am Millerntor gar nicht auf dem Platz stand - doch Assan Ouédraogo bekamen die Fans nur aus der Entfernung zu Gesicht. Auf einem Nebenplatz drehte er seine Laufrunden, ging dann in die Trainingshalle - ohne Umweg, um Autogramme zu schreiben. Das Thema des Tages: Ouédraogo, 17 Jahre altes Top-Talent, fährt mit Deutschland zur U17-WM nach Indonesien. Aber nur zwischendurch. Es ist für ihn eine Teilzeit-WM. Der Kompromiss zwischen Ouédraogo, DFB und Schalke klingt sehr gewagt.
Die deutsche U17 trifft in der WM-Vorrunde auf Mexiko (12. November), Neuseeland (15. November) und Venezuela (18. November), das Finale steigt am 3. Dezember. Indonesien ist Deutschland sechs Stunden voraus, die Flugzeit dauert rund 16 Stunden - die aktuellen Temperaturen dort: 27 Grad. Etwas anders als der deutsche Winter.
Schalke-Talent Assan Ouédraogo darf nicht komplette WM spielen
Die Schalker nutzen nun eine Lücke im Fifa-System. Denn die Fifa-Abstellungspflicht gilt nur vom 13. bis 21. November - und nur für diese Zeit geben sie Ouédraogo definitiv frei. Das heißt, dass er zwar mindestens zwei Vorrunden- und am 21. November ein mögliches Achtelfinalspiel bestreiten könnte, mehr aber nicht. "Wir haben viele Gespräche mit ihm, seinem Umfeld, seinem Management und dem DFB geführt. Unser Ziel war es, eine Lösung zu finden, zu der alle sagen: Das passt", erklärte Schalkes Sportdirektor André Hechelmann. "Assan hat den Traum und Wunsch, eine WM zu spielen, weil es eine einmalige Gelegenheit ist, er möchte aber auch hier alles reinwerfen." Doch so positiv Schalke den Kompromiss verkauft, für alle Seiten bedeutet er auch Verzicht: Ouédraogo kann nicht die komplette WM spielen, der DFB hat in den möglichen K.-o.-Spielen einen der wichtigsten Spieler nicht dabei - und Schalke weiß nicht, in welchem körperlichen Zustand der 17-Jährige zurückkehrt.
Das Spiel beim 1. FC Nürnberg (Samstag, 13 Uhr/Sky) bestreitet Ouédraogo definitiv noch im S04-Trikot. "Danach werden wir uns zusammensetzen und bewerten. Wir haben am Anfang Flexibilität und nach hinten auch. Wir entscheiden, wann und wie Assan zur Nationalmannschaft stößt", so Hechelmann. Es sei, sagt er, deshalb möglich, dass Ouédraogo kein Schalke-Spiel verpasst und sowohl gegen Elversberg (10. November) als auch in Düsseldorf (25. November) für S04 spielt. "Die Interessen des Klubs stehen an oberster Stelle. Wir müssen schauen, dass wir eine schlagkräftige Truppe jede Woche zur Verfügung haben", so Hechelmann.
Schalke hat Ouédraogo genau im Blick
Die möglichen Folgen für Ouédraogos Fitness habe Schalke bedacht, so Hechelmann. "Wir haben uns einen 360-Grad-Blick erlaubt. Er wird von unseren Ärzten und vom DFB betreut. Und wenn er noch vor dem Düsseldorf-Spiel zurückkommt, heißt das nicht, dass er dort spielt." Möglicherweise sei er dann lediglich im Kader. Aber entschieden werde das je nach Turnierverlauf und Kaderstärke der Schalker.
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War Ouédraogo mit diesem anstehenden Hin und Her und den zu erwartenden Reisestrapazen wirklich zu 100 Prozent einverstanden? Diese Zeitung fragte bei Hechelmann noch einmal nach: "Wir haben das in mehreren Gesprächen erörtert. Er ist dankbar, dass er überhaupt gehen darf. Natürlich kann man sich auch komplett querstellen. Das ist aber nicht unsere Intention. Wir sind komplett d'accord mit der Situation."