Gelsenkirchen. . Der neue Trainer wurde auf Schalke mit Applaus empfangen - und auf spezielle Art und Weise willkommen geheißen.

Am Mittwochvormittag ging es für Karel Geraerts auf Schalke so richtig los. Um 10.22 Uhr betrat der neue Cheftrainer unter Applaus der anwesenden Schalke-Fans erstmals den Trainingsplatz am Berger Feld in Gelsenkirchen. Der 41-Jährige lächelte und winkte den Anhängern zu. Seine auffälligen, goldenen Fußballschuhe trug er dabei noch in der Hand – und schon diese sorgten für erste Probleme. Denn der Trainer bekam die Treter nicht an seine Füße. Die Knoten der Schnürsenkel saßen zu fest, weshalb er die Schuhe nur mit großer Mühe aufschnüren konnte. Erst mit den Zähnen schaffte es Geraerts schließlich, die Knoten zu lösen.

Mit den Fußballschuhen an den Füßen hielt der ehemalige belgische Nationalspieler wenig später eine erste Ansprache an sein neues Team. Die Profis versammelten sich dabei im Kreis um den Trainer. Dann startete die Einheit zunächst mit lockeren Passübungen und einem Kreis-Spiel. Bei diesem Acht-gegen-zwei war Geraerts mehr als nur stiller Beobachter. Immer wieder trieb er die Spieler an und forderte mehr Schärfe im Passspiel.

Auffällig war dabei: Geraerts war bemüht, so viel Deutsch wie möglich zu sprechen. Obwohl er noch Probleme mit der deutschen Sprache hat. Der aus dem belgischen Genk stammende Coach versteht auf Deutsch zwar einen Großteil des Gesprochenen, doch griff noch bei seiner Vorstellung am Montag auf Englisch zurück. „Ich will versuchen, mich dem Land und dem Klub schnellstmöglich anzupassen. Und ich werde Schritt für Schritt besser werden“, verriet er. Auch ein Sprachkurs ist geplant.

Schalke testet unter Karel Geraerts die Dreierkette

Gibt Kommandos: Schalkes neuer Cheftrainer Karel Geraerts.
Gibt Kommandos: Schalkes neuer Cheftrainer Karel Geraerts. © firo

Nach etwa einer halben Stunde wurde das Training für die Zweitligaprofis intensiver. Bei einer Spielform ohne Tore wurde schnelles Passspiel forciert. Dabei war zu beobachten, dass Geraerts immer wieder kurze Einzelgespräche mit einzelnen Profis suchte und ihnen Anweisungen gab.

In einem abschließenden Spiel auf verkürztem Feld ging es dann um Tore. Beachtlich war dabei, dass Geraerts schon in seiner ersten Einheit die Dreier-Abwehrkette ausprobierte. In Team A verteidigten Niklas Tauer, Tomas Kalas und Marcin Kaminski in dieser neuen Formation, in Team B waren es Ibrahima Cissé, Timo Baumgartl und Henning Matriciani. Gut möglich, dass Schalke auch im Testspiel gegen den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo an diesem Donnerstag (13 Uhr, Parkstadion) die Dreierkette testen wird – denn das 3-5-2 gilt als die Lieblingsformation von Karel Geraerts.

„Wenn ich glaube, dass sich das Team im 3-5-2 wohlfühlt, werden wir das tun. Wenn eine andere Lösung besser ist, machen wir das“, sagte Geraerts noch am Montag über sein bevorzugtes System. Schon bei Royale Union Saint-Gilliose setzte er auf diese Formation mit drei Innenverteidigern und erzielte damit beachtliche Erfolge. Nur denkbar knapp verpasste das Team in der vergangenen Saison den Meistertitel in der belgischen Jupiler League, in der Europa League ging es bis ins Viertelfinale, wo Saint-Gilliose an Bundesligist Bayer Leverkusen scheiterte.

Schalke-Trainer Karel Geraerts nimmt sich viel Zeit für die Fans

Nach dem Trainings nahm sich Karel Geraerts viel Zeit für die Fans - und bekam sogar einige Ratschläge vom Anhang.
Nach dem Trainings nahm sich Karel Geraerts viel Zeit für die Fans - und bekam sogar einige Ratschläge vom Anhang. © firo

Von derartigen Erfolgen sind die Schalker als Drittletzter der 2. Bundesliga aktuell weit entfernt. Doch zumindest die Hoffnung auf bessere Zeiten hat Karel Geraerts zurück nach Gelsenkirchen gebracht. Viele der rund 500 anwesenden Fans blicken sehr positiv auf den neuen Coach, der sich nach seinem ersten Training sehr viel Zeit für die Fans genommen hat. Als die Profis längst in der Kabine verschwunden waren, erfüllte Geraerts wirklich jeden Foto- und Autogrammwunsch und hörte sich an, was ihm die Fans zu sagen hatten.

Weil die Fans wissen, dass Karel Geraerts in den kommenden Monaten wohl mit schwerwiegenderen Problemen zu kämpfen haben wird als nur mit den Knoten in seinen Schnürsenkeln, gab ihm ein Fan in türkisem Schalke-Trikot mit auf den Weg: „Tritt den Jungs ruhig so richtig in den Arsch.“ Ein Stück Gelsenkirchener Willkommenskultur für den neuen Trainer.

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