Gelsenkirchen. Matthias Tillmann wird 2024 neuer Schalke-Vorstandschef. Er verriet sein Vorhaben beim Traditionsklub, der derzeit nur in Liga zwei spielt.

Man könnte aufgrund der sportlichen Situation natürlich gerade annehmen, dass bei Schalke allmählich die Fahnen auf halbmast hängen müssten. Jedenfalls sind die Sorgenfalten tief, die die anhaltende fußballerische Erfolglosigkeit der auf Platz 16 der 2. Bundesliga abgestürzten königsblauen Profis auf die Stirnen der Vereinsverantwortlichen treiben. Auch wenn man der Symbolik am Ende nicht zu viel Bedeutung beimessen sollte, machte der Eindruck in Gelsenkirchen am Dienstag doch Mut: Die Fahnen an der Veltins-Arena waren hochgezogen, der Wind blies kräftig hinein. Eine Energie, die der Verein braucht, um sportlich wie wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.

Schalke 04: Matthias Tillmann hat einen Vertrag bis 2027

Dazu hat Schalke in den vergangenen Tagen Nägel mit Köpfen gemacht und wichtige Positionen im sportlichen und administrativen Bereich besetzt. Karel Geraerts ist der neue Trainer, der dem Erstliga-Absteiger die richtigen Worte und die richtige Taktik auf dem Weg in erst gesicherte und dann idealerweise gehobenere Tabellenregionen mitgeben soll. Und seit Dienstag ist nun auch bestätigt, wer künftig die strategische Gesamtverantwortung im zuletzt reduzierten Vorstand tragen wird: Ab dem 1. Januar 2024 steht Matthias Tillmann dem Gremium vor, der 39-Jährige steigt dafür als Finanzchef bei der Online-Hotelsuchmaschine Trivago aus. Tillmann, vor dieser Aufgabe als Investmentbanker tätig sowie bereits seit 1995 Schalke-Fan und -Mitglied, soll den Klub in den nächsten dreieinhalb Jahren voranbringen.

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Auf Eigeninitiative habe sich der Wirtschaftswissenschaftler bei Schalke 04 beworben, nachdem zu Saisonbeginn die Trennung von Bernd Schröder beschlossen und für Ende des Jahres eine Vertragsauflösung vereinbart wurde. Dabei war eine Kontaktaufnahme irgendwo naheliegend: Axel Hefer, Vorsitzender des Aufsichtsrats, war bei Trivago einst Chef von Tillmann. Eine externe Personalberatung und die Findungskommission hätten beim Aufsichtsrat zur Erkenntnis geführt: „Wir sind der Überzeugung, dass wir für die weitere Entwicklung des Vereins jemanden an der Spitze brauchen, der über einen großen und ressortübergreifenden Erfahrungsschatz verfügt“, sagt der 46 Jahre alte Hefer. „Genau das trifft auf Matthias zu: Er hat nicht nur tiefgehende Kenntnisse in den Bereichen Finanzen, Strategie und Marketing, sondern hat darüber hinaus internationale Sponsoringbudgets im zweistelligen Millionenbereich verantwortet.“ Tillmann gilt mit seiner beruflichen Vita als druckresistent und krisenerprobt, ihn zeichnen Entscheidungsfreude und Umsetzungsschnelligkeit aus.

Matthias Tillmann wird bei Schalke auch in den sportlichen Bereich eingreifen

Bei seinem künftigen Arbeitgeber wird er ab Januar für die Ressorts Vertrieb, Marketing, Kommunikation, Digitales, Fans und Nachhaltigkeit sowie Veranstaltungen und Sicherheit verantwortlich zeichnen; in „einer sehr herausfordernden Zeit“ steht das Sponsoring an erster Stelle, der Einnahmenseite gilt die volle Aufmerksamkeit. Denn eine Ausgliederung, um mithilfe von fremdem Kapital in die Erfolgsspur zu finden, lasse die aktuelle Situation nicht zu; erst in einer stärkeren Position könne diese Sinn machen.

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Anders als von seinem Vorgänger Bernd Schröder gehandhabt wird Tillmann aber auch den sportlichen Sektor nicht unberührt lassen: „Der Sport ist unser Kerngeschäft, dort gilt es wichtige Entscheidungen zu treffen und auch Bestehendes zu hinterfragen.“ Das führt zwangsläufig zum Namen von Peter Knäbel, der Sportvorstand komplettiert gemeinsam mit Christina Rühl-Hamers (Finanzen) und Tillmann das dreiköpfige Gremium. Knäbels Vertrag läuft im Sommer 2024 aus, bis Februar (ursprünglich war bis Dezember geplant) soll nun über eine weitere Zusammenarbeit mit dem 57-Jährigen entschieden werden. Der Aufsichtsrat wird dabei auch der Einschätzung von Matthias Tillmann Gehör schenken. Der erneute Abstieg und zwei Trainerentlassungen haben Kritik an Knäbel aufkommen lassen.

Das Ziel von Matthias Tillmann: Mit Schalke schnell in die Bundesliga

Einen längeren Aufenthalt im Fußball-Unterhaus, wie ihn der Hamburger SV durchlebt, sehen Tillmanns Planungen nicht vor. „Ich freue mich sehr auf die Analyse und Impulse unseres neuen Chef-Trainers Karel Geraerts. Klar ist, dass nach einer Phase der Stabilisierung unser Blick nach vorne gehen muss, um Schalke 04 mittelfristig zurück in die Bundesliga zu führen. Denn das bleibt unser Ziel.“

Schließlich weiß auch Matthias Tillmann, der für Germania Ratingen in der Oberliga spielte, schon vor seinem offiziellen Dienstantritt: Der Wind auf Schalke kann sich immer schnell drehen.