Essen. Blick auf die Frauenfußball-Klubs der Region: Bundesliga-Start für SGS Essen und MSV Duisburg. Bochum, Schalke und BVB mit ambitionierten Zielen.

Die Sommerpause ist endgültig vorbei, ab diesem Freitag starten auch die Bundesliga-Frauen in die neue Fußball-Spielzeit mit der Partie des FC Bayern beim SC Freiburg (18.15 Uhr/ZDF). Zwei erstklassige Teams gibt es auch im Ruhrgebiet, doch künftig könnte sich noch einiges mehr bewegen. Ein Blick auf die Frauenfußball-Klubs der Region.

SGS Essen

Jacqueline Meissner von der SGS Essen.
Jacqueline Meissner von der SGS Essen. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services

Eine Bundesliga ohne die SGS Essen? Schwer vorstellbar, seit 50 Jahren spielen in der Sportgemeinschaft Essen-Schönebeck auch Frauen Fußball, seit 20 Jahren ist das Team durchgehend erstklassig und stellte in den vergangenen Jahren viele Nationalspielerinnen. Im vergangenen Jahr wurde die SGS Siebter, und „diesen Platz wollen wir bestätigen“, sagt SGS-Geschäftsführer Florian Zeutschler. „Wir gehen nicht in die Saison, um gegen den Abstieg zu spielen.“ Die SGS hat sich verstärkt, offensiv und defensiv. Standen die Essenerinnen auch in der vergangenen Saison nach anfänglichen Schwierigkeiten hinten meist stabil, war es der Angriff, der Verbesserungspotenzial offenbarte. Annika Enderle und der Österreicherin Lilli Purtscheller wurden geholt, um „offensiv den nächsten Schritt zu gehen“, wie Zeutschler sagt.

Trainer Markus Högner kann auf einen eingespielten Kader vertrauen, aus der Stammelf der Vorsaison fehlen lediglich die abgewanderten Ella Touon (St. Pölten) und Vivien Endemann (VfL Wolfsburg). Die Bewährungsprobe kommt sofort: An den ersten drei Spieltagen heißen die Gegner Eintracht Frankfurt (Sonntag, 18.30 Uhr/MagentaSport), RB Leipzig (29. September) und Bayern München (8. Oktober). Ein Meisterkandidat, ein hochgezüchteter und ambitionierter Aufsteiger und der amtierende Meister – ein Auftaktprogramm, wie es härter kaum sein könnte. „Unser Ziel sind drei Punkte aus diesen drei Spielen“, sagt Zeutschler.

Auf der heimischen Bezirkssportanlage Helmut Rahn entsteht derweil ein neues Gebäude mit Räumen für Physiotherapie, Kraft- und Fitnessbereich sowie Schulungs- und Büroräumen. Die Professionalisierung beim letzten Bundesligisten, der nicht an einen Männerklub angebunden ist, geht weiter. Damit steigt die Hoffnung des Vereins, in Zukunft eines von drei Nachwuchsleistungszentren für den Frauenfußball in Deutschland stellen zu können – und auf viele weitere Jahre in der Bundesliga.

MSV Duisburg

Yvonne Zielinski vom MSV Duisburg.
Yvonne Zielinski vom MSV Duisburg. © Firo

In den vergangenen Jahren wurde beim MSV Duisburg häufig gezittert. In den jüngsten fünf ging es gegen den Abstieg, in vier davon wurde die Klasse gehalten. So auch in der vergangenen Saison, die die Zebras auf Rang zehn abschlossen und sich somit am letzten Spieltag retteten. Kollektives Aufatmen. Ausruhen aber wollte sich Trainer Thomas Gerstner nicht. „Wir haben eine vernünftige Vorbereitung absolviert, haben in einem Testspiel 2:2 gegen Eintracht Frankfurt gespielt. Aber wir wissen, dass wir erneut um den Klassenerhalt spielen“, sagt der 56-Jährige. Regionalligist Arminia Bielefeld wurde zuletzt auf dem Weg ins Pokal-Achtelfinale mit 6:1 besiegt, am Samstag geht es zum Ligaauftakt zur TSG Hoffenheim (12 Uhr/MagentaSport). „Gefühlt sind wir qualitativ besser als im vergangenen Jahr“, sagt Gerstner. „Aber Vorbereitung ist Vorbereitung. Noch weiß keiner, wo man wirklich steht.“

Eine Besonderheit aber gibt es: Wie die spanischen Weltmeisterinnen und Deutschlands Spitzenteam VfL Wolfsburg wird auch der MSV in der neuen Saison von drei Kapitäninnen geführt. Yvonne Zielinski wird unterstützt von Vanessa Fürst und Allie Hess. Gerstner: „Wir wollen, dass auch jüngere Spielerinnen reifen und Verantwortung übernehmen. Auf diese Weise können sie jetzt eine Teilverantwortung tragen und in die Rolle hineinwachsen.“ Von Spiel zu Spiel wird entschieden, wer den Job übernimmt.

VfL Bochum

Dörthe Hoppius (l.) vom VfL Bochum.
Dörthe Hoppius (l.) vom VfL Bochum. © Rainer Raffalski / FUNKE Foto Services

Jüngst ließen die Spielerinnen des VfL Bochum ihre Ambitionen gegen einen höherklassigen Reviernachbarn aufblitzen. Beim 0:4 gegen die SGS Essen in der zweiten Pokalrunde hielt der VfL die Partie immerhin bis zum Ende der ersten Halbzeit offen und ließ keinen Zwei-Liga-Unterschied erkennen. Der soll ohnehin bald passé sein: Das Ziel der Bochumerinnen ist die 2. Liga. Zwei Spiele, zwei Kantersiege – das Team von Trainerin Kyra Malinowski ist klarer Aufstiegsfavorit und hat sich die Bundesliga als langfristiges Ziel gesetzt.

Mit acht Zugängen wurde die Mannschaft verstärkt, um dieses Vorhaben zu realisieren. Darunter Spielerinnen, die schon ihre Qualitäten im deutschen Oberhaus unter Beweis gestellt haben. Dörthe Hoppius wechselte zum Beispiel im Sommer vom MSV Duisburg zum VfL, mit Regionalliga-Torschützenkönigin Nina Lange bildet sie nun ein explosives Sturmduo. Der VfL Bochum will in Sachen Frauenfußball nun ernst machen, nachdem es 2015 einen finanziell bedingten Rückzug aus der 2.Liga gab...

FC Schalke 04

Die Frauen des FC Schalke 04.
Die Frauen des FC Schalke 04. © Ant Palmer / FUNKE Foto Services

Als der FC Schalke im Jahr 2020 die Wiederbelebung seiner Frauenfußball-Abteilung publik machte, wurde der Klub von Testspielerinnen förmlich überrannt. Aus dem in der Breitensport-Sparte des Klubs verankerten Projekt ist inzwischen aber ein ambitioniertes Team entstanden, das sich von der Kreis-,über die Bezirks- in die Landesliga spielte. Derzeit belegt Schalkes Team „Blau“ in der westfälischen Staffel 3 den dritten Platz nach drei Spieltagen.

Von ganz unten nach ganz oben soll es aber nicht im Eilschritt gehen. „Sportlicher Erfolg lässt sich nicht bis ins letzte Detail planen. Trotzdem wehren wir uns natürlich nicht gegen Aufstiege. Wir nehmen die Dinge wie sie kommen und machen alles, was möglich ist, möglich“, sagt Abteilungsleiter Boris Liebing. Es gibt ein zweites Senioren- und mehrere Jugendteams. Der Aufbau des Frauenfußballs geht voran.

Borussia Dortmund

Der Ruf nach einem Engagement von Borussia Dortmund im Frauenfußball war auch von Seiten aktueller Nationalspielerinnen wie Lina Magull und Alexandra Popp so laut, dass er vor drei Jahren erhört wurde: Borussia Dortmund schuf nach erfolgreicher Mitgliederbefragung eine Frauenabteilung und tat dies mit ambitionierten Zielen: 2027 sollen die Schwarz-Gelben auch im Frauenfußball Erstligist sein. Drei Jahre sind vergangen, zwei Aufstiege wurden gefeiert, derzeit belegt der BVB nach drei Spieltagen Platz eins der westfälischen Landesligastaffel 2, eine zweite Senioren- und eine U17-Mannschaft folgten. Der BVB und Schalke - auch im Frauenfußball könnte es bald hochklassige Derbys geben.

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