Gelsenkirchen. Einige Schalke-Profis sollen Zweifel an den taktischen Fähigkeiten von Trainer Thomas Reis haben. Das ist ein Warnsignal für ihn. Ein Kommentar.

Noch vor wenigen Wochen schien das große königsblaue Gebäude Schalke 04 erdbebensicher zu sein. Die Euphorie war so groß, hätte jemand vorgeschlagen, einen Weg in Stadionnähe nach Trainer Thomas Reis zu benennen – so viele Gegenstimmen hätte es wohl nicht gegeben. Nach fünf Pflichtspielen ist alles anders, und erste Risse sind zu sehen, die sogar dazu taugen könnten, alles zum Einsturz zu bringen.

Von einer emotionalen Krisensitzung, die am Tag nach dem peinlichen 0:2 gegen Holstein Kiel stattgefunden hätte, berichtete Marius Müller. Gut sei das gewesen, ergänzte der Torwart und erzählte, die Spieler würden viel miteinander telefonieren. So weit, so normal im Profifußball – das Innenleben scheint zu stimmen. Dass aber inzwischen Teile der Mannschaft Zweifel an den taktischen Fähigkeiten des Trainers haben sollen, ist ein Warnsignal für Reis. In Schalkes Mannschaft gibt es viele erfahrene Spieler, die das Profigeschäft seit Jahren kennen – ihr Urteil ist aussagekräftig und oft der Anfang vom Ende eines Vereinstrainers. Gefährlich ist es zudem, wenn der Berater eines Führungsspielers, einer Klublegende, den Trainer öffentlich anzählt, wie es jüngst Ralf-Fährmann-Berater Stefan Backs getan hat. Auch das gibt Unruhe.

Thomas Reis muss passende Schalke-Taktik entwerfen

In diesen Tagen wirkt Reis wesentlich dünnhäutiger, er hat sich noch nicht an die neue Situation gewöhnt. Dass nach einer langen Vorbereitung und lediglich fünf Spielen die „Basics“ des Fußballs eingefordert werden müssen – Zweikampfstärke, Kompaktheit, Sicherheit – ist für ihn alarmierend.

Reis selbst bekommt die Chance, die Risse auszubessern. Das hat er verdient, zu Beginn seiner Amtszeit hat er vieles richtig gemacht. Aber er muss sich weiterentwickeln, die passende Taktik entwerfen, möglicherweise eine andere Ansprache wählen. Klappt das, könnte er auch 2024 der gefeierte Mann sein.