Gelsenkirchen. Thomas Reis probierte es in Kiel mit neuer Formation – und scheiterte damit auf ganzer Linie. Schalke 04 blamierte sich bei der 0:2-Heimpleite.
Als sich Thomas Reis nach der 0:2-Niederlage gegen Holstein Kiel noch Zeit für eine Medienrunde nahm, wirkte der Trainer von Schalke 04 erschöpft und auch ein bisschen ratlos. Die Leistung seiner Mannschaft hat den 49 Jahre alten Coach maßlos enttäuscht – zum wiederholten Male. Noch im Vorfeld des Spiels hatte er immer wieder betont, dass Aggressivität für die Schalker der Schlüssel zum Erfolg sein müsse. Doch davon war während der 90 Minuten gegen Kiel nichts zu sehen.
„Das war viel zu wenig“, sagte Reis. „Deswegen sind wir selbstkritisch und müssen die Kritik so hinnehmen. Auch ich selbst beziehe mich in die Kritik mit ein.“ Der Coach probierte es gegen die Störche mit einer anderen Grundordnung als zuletzt in Braunschweig (0:1). Erstmals in der laufenden Saison startete er mit zwei defensiven Mittelfeldspielern vor der Abwehr: Ron Schallenberg und Ex-Kapitän Danny Latza. Davor spielten Paul Seguin und Assan Ouédraogo auf den Flügeln und Keke Topp als hängende Spitze hinter Simon Terodde.
Schalke-Krise: So wird es selbst für Trainer Thomas Reis eng
Das zuletzt löchrige Zentrum sollte so stabilisiert werden. Doch der Plan des Trainers scheiterte. Das neu formierte Mittelfeld funktionierte nicht. Trotz Doppel-Sechs verlor Schalke in der Anfangsphase viele wichtige Zweikämpfe. Die Rote Karte durch Ron Schallenberg vor der Pause machte den Plan ohnehin zunichte. Auch in der Offensive waren die Gelsenkirchener ideenlos. Einzig Einzelaktionen des 17-jährigen Ouédraogo sorgten immer mal wieder für Gefahr.
„Es wird doch immer gefordert, mit zwei Sechsern zu spielen“, polterte Reis, als er auf seine missratene Taktik angesprochen wurde. Durch die Hereinnahme von jungen Spielern wie Ouédraogo und Topp (19) wollte der Trainer etwas Unbekümmertheit ins Spiel bringen, sagte er. Auffällig war jedoch, dass Topp seine Rolle bis zu seiner Auswechslung kurz vor der Pause nicht fand. Immer wieder wich der gelernte Mittelstürmer auf den Flügel aus und beraubte sich so seiner Stärken. Paul Seguin war komplett unsichtbar.
Ob die taktische Herangehensweise ein Fehler war? „Im Nachhinein ist man immer schlauer“, antwortete Reis auf diese Frage. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Aufstellung die richtige war.“ Statt die Gründe für die 0:2-Niederlage in der Taktik zu suchen, sah Reis eher ein Mentalitätsproblem in seiner Mannschaft. „Wir haben nicht stattgefunden und unsere Aggressivität verloren. Wir haben wieder viel zu fahrlässig gespielt“, erklärte er. Missfallen hat dem Coach etwa, dass die Innenverteidiger nicht mutig genug agierten, sich immer wieder zurückfallen ließen. Reis stellte klar: „Daran müssen wir arbeiten.“
Schalke hofft gegen Wehen Wiesbaden auf ein "Aha-Erlebnis"
Schon am kommenden Samstag (13.30 Uhr/Sky) im Auswärtsspiel bei Aufsteiger Wehen Wiesbaden muss Schalke ein anderes Gesicht zeigen, um den Zweitliga-Fehlstart (drei Punkte aus vier Spielen) nicht noch weiter zu verschlimmern. „Es soll nicht nur eine Parole sein, aber wir haben die verdammte Pflicht, bei Wehen Wiesbaden anders aufzutreten“, sagte der Coach. Oberstes Ziel müsse es sein, mit aller Macht, Gegentore zu verhindern. „Das gelingt uns momentan nicht“, so Reis und er versichert, dass er weiterhin Lösungen im Kopf habe.
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Auf mangelnde Qualität des Kaders will der Trainer den missratenen Liga-Start in jedem Fall nicht schieben. Der Kader sei gut genug für den Aufstieg, erklärte Reis. „Davon bin ich überzeugt.“ Das größte Schalker Problem ist derzeit allerdings, dass von dieser Qualität auf dem Rasen viel zu wenig zu sehen ist. „Wir brauchen ein Aha-Erlebnis“, sagte Reis und er versprach: „Wir sind dran. Ich werde alles versuchen, um diesen Turnaround zu schaffen.“
Gelingt es ihm in Wiesbaden nicht, dürfte die Luft für den Trainer bei den Gelsenkirchenern in den kommenden Wochen dünner werden. Thomas Reis braucht dringend Lösungen.