Oberhausen. Private Geldgeber bewahren Rot-Weiß Oberhausen vor der Insolvenz. Ärger um ausbleibende Nothilfe des Bundes. Zuschauerkonzept in Arbeit.
Große finanzielle Not hat den 1. FC Kaiserslautern oder den Wuppertaler SV in die Plan-Insolvenz getrieben. Die hat den bitteren Charme, dass sie in Eigen- und nicht in Zwangsverwaltung betrieben werden kann. RWO geht es nicht viel besser als diesen Traditions-Clubs. Aber Präsident Hajo Sommers sagt: „Für uns hätte sich das nicht gelohnt.“
Dabei wären die Gegebenheiten eigentlich da, nach vier Monaten ohne Einnahmen und Kurzarbeit nahezu aller Mitarbeiter. Aber so perfide es klingt: RWO ist nicht verschuldet genug, um diesen Schnitt zu machen. Sommers: „Es ist uns wichtiger und lieber, die Freunde und Förderer des Vereins nicht zu enttäuschen. Genauso wichtig: Wir hätten die Jugend mit in die Konkursmasse nehmen müssen. Das wollten wir keinem antun.“
Dabei hat der Vorstand sehr wohl intensiv die Möglichkeit einer Plan-Insolvenz prüfen lassen. Sommers: „Wir haben Fachleute und Anwälte zu Rate gezogen und uns letztlich dagegen entschieden.“
Rot-Weiß Oberhausen: Unter Freunden hilft man sich
Was auch daran liegt, dass der Verein nicht hoch genug verschuldet ist, als dass man ihn kaltherzig über die Klinge springen lassen könnte. Und dass nahezu alle Gläubiger entweder im Vorstand sitzen, sich im unmittelbaren Umfeld des Vorstandes bewegen oder befreundete Sponsoren sind. Lediglich die Stadtsparkasse Oberhausen ist mit einem Kredit von 60.000 Euro so etwas wie ein externer Gläubiger.
Hinzu kommen rund 300.000 Euro Kredit aus dem unmittelbaren Umfeld des Vorstandes sowie nochmals 240.000 Euro von Freunden und Förderern. „Alles andere an Altschulden der grauen Vorjahre haben wir über einen langen Zeitraum abgearbeitet und darauf sind wir stolz“, sagt Sommers stellvertretend auch für Vorstand Thorsten Binder sowie den ehemaligen Finanz-Vorstand Herbert Jöring.
Insgesamt „nur“ 600.000 Euro Schulden
Sommers, Binder und Jöring gingen in der aktuellen Krise voran und verlängerten die Laufzeiten ihrer Kredite, die anderen Gläubiger aus dem Oberhausener Mittelstand folgten.
Im Zusammenhang „keine Kohle“ regt Sommers sich immens darüber auf, dass die Koalitionsfraktionen des Bundes insgesamt 200 Millionen Fördergelder in den Profisport Basketball, Handball, Eishockey und Volleyball, aber auch die Frauenfußball-Bundesliga sowie die Dritte Fußballliga der Herren geben.
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Dies hatte die Politik mit dem DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch ausgehandelt. Der ist eigentlich für Regional- und Landesverbände zuständig und sollte wissen, dass es in vielen Regionalligen Clubs gibt, die Profifußball spielen. „Das ist ein Unding, dass unsere Arbeit dermaßen mit Füßen getreten wird“, ärgert sich Sommers über diese eklatante Ungleichbehandlung zwischen Dritter und Vierter Liga.
Arbeit wird vom DFB mit Füßen getreten
Diese so genannte Nothilfe sieht vor, dass die ausbleibenden Zuschauereinnahmen in den Monaten April bis Dezember 2020 mit 80 Prozent der Nettoerlöse nach Abzug der Verkaufsgebühren und Mehrwertsteuer erstattet werden. Wenn ein Verein 100.000 Euro Einnahmen gehabt hätte, würde er 80.000 Euro bekommen“, sagt der CDU-Politiker und Initiator des Hilfspaketes, Frank Steffel.
„Warum dies nicht für professionell geführte Regionalliga-Vereine gilt, erschließt sich mir nicht“, versteht Sommers nicht, warum der Schnitt so angesetzt wurde und nicht nachhaltig geprüft wurde.
Einnahmen allein durch Zuschauer möglich
Schließlich leben Vereine wie RWO (Zuschauerschnitt 2000), Rot-Weiss Essen (10.000) oder Alemannia Aachen (5000) in der Regionalliga von ihren Einnahmen – anders als die zweiten Mannschaften von Dortmund, Düsseldorf oder Gladbach, die unter dem schützenden Dach ihrer Profi-Abteilungen risikofrei arbeiten können.
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Außen vor sind auch die ländlicheren Vereine mit kleinem Zuschauerschnitt, wie bislang Rödinghausen oder demnächst Straelen, die von Einzelförderern betrieben werden. Sommers will dies nicht einfach so hinnehmen und mit den Profi-Vereinen der Liga ausprobieren, was sich machen lässt, um doch Unterstützung zu bekommen.
Zunächst aber gilt: 1. Die Insolvenz ist intern abgelehnt. 2. Der Deutsche Fußball-Bund scheint wiederholt bereit, die Regionalliga auf dem Altar des fernsehfinanzierten Fußballs zu opfern. Folgerung: RWO wird nichts anderes übrig bleiben, sich mal wieder selbst aus diesem sehr tiefen Tal zu kämpfen. Den Rot-Weißen kann darin eine gewisse Meisterschaft attestiert werden.
Der Verein wird in den nächsten Tagen damit beginnen, ein Zuschauer- und Hygiene-Konzept für das Stadion Niederrhein zu erarbeiten.
Stehplätze sind erst einmal fraglich
„Es wird schwer. Ich glaube nicht, dass wir Stehplätze durchbekommen. Also müssen wir schauen, wie wir die Stehplätze in Sitzplätze umwandeln können“, beschreibt Sommers das erste Vorgehen. „Dann werden wir sehen, wie viele Zuschauer uns die Behörden gestatten: 2000, 2500 oder 3000.“
Karges Überleben mit 2000 Zuschauern
Was Oberhausen zum kargen Überleben genügen könnte, würde etwa RW Essen deprimieren. Die 36 Erst- und Zweitligisten gehen in dieser Angelegenheit gewohnt dreister vor und kommen auf eine Belegung der Hälfte aller Sitzplätze (Leipzig/20.000) oder bis zu 30.000 in dem 80.000 Zuschauer fassenden Iduna-Park in Dortmund. Die Stadt Leipzig und das dortige Gesundheitsamt haben das Zuschauer- und Hygiene-Konzept von RB bereits als machbar bestätigt.
Grundvoraussetzung für all diese Planspiele um Maske und Mindestabstand aber ist, dass die landesweite Corona-Schutzverordnung, die sportliche Großveranstaltungen mit Zuschauern verbietet, angepasst wird. Am 15. Juli wird die nächste Verordnung veröffentlicht.