Essen. Rot-Weiss Essen eilt in der 3. Liga von Sieg zu Sieg. Die Fans träumen vom Showdown gegen Schalke 04. Trainer Christoph Dabrowski bleibt cool.

Christoph Dabrowski ließ sich von dem, was sich wenige zuvor im Stadion an der Hafenstraße abspielte, nicht aus der Ruhe bringen. Auf die Frage, ob seine Spieler nach dem fünften Sieg in Folge vor der Länderspielpause ein paar Tage Sonderurlaub erhalten würden, reagierte der Trainer von Rot-Weiss Essen sogar etwas angesäuert: „Es gibt keinen Grund dafür. Wir stellen jetzt nicht den Spielbetrieb ein, weil wir 27 Punkte haben. Das reicht nicht aus, um unsere Saisonziele zu erreichen“, sagte der RWE-Trainer am Sonntagabend bei der Pressekonferenz nach dem 2:0-(0:0)-Heimsieg gegen Waldhof Mannheim. Die Euphorie in Essen ist spürbar, der Trainer bleibt realistisch und bescheiden.

Wer hätte das vor einigen Monaten gedacht? Christoph Dabrowski wird von den RWE-Fans gefeiert.
Wer hätte das vor einigen Monaten gedacht? Christoph Dabrowski wird von den RWE-Fans gefeiert. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Auf dem Rasen wirkte der Essener Coach gelöster. Zusammen mit seinen Spielern und den Fans wurde der nächste Dreier ausgiebig gefeiert. Zum ersten Mal seit vielen Jahren wurde in der Schlussphase des Spiels „der Schreck vom Niederrhein“ angestimmt. Ein Unbekannter übernahm die Rolle des legendären Lothar Dohr. Die Stimme des Neulings war nicht so kraftvoll wie das Original, die Stimmung im Stadion an der Hafenstraße war dennoch auf dem Siedepunkt. Und nach dem Spiel gab es auch Sprechchöre für den Trainer. Der Ex-Profi strahlte und bedankte sich vor der Westkurve für die Unterstützung. Noch vor wenigen Monaten hatten sich zahlreiche Anhänger Dabrowskis Ablösung gewünscht. So schnell kann es gehen im Tagesgeschäft Profifußball.

Schalke und Rot-Weiss Essen belegen aktuell die Relegationsplätze

Der Trainer hat alle Kritiker verstummen lassen und seine Mannschaft lässt das Umfeld träumen - aktuell von einem Relegations-Spektakel gegen den Erzrivalen FC Schalke 04. Denn wäre die Saison in der 2. Bundesliga und in der 3. Liga jetzt beendet, gäbe es dieses hochemotionale Duell um das letzte Zweitliga-Ticket. Angesprochen auf diese brisante Konstellation, musste RWE-Mittelfeldspieler Cedric Harenbrock nach dem Spiel gegen Mannheim kurz lächeln. „Das ist eine schöne Momentaufnahme, es ist aber noch sehr früh. Jeder von uns möchte nach jedem Spiel in der Kurve stehen und mit den Fans feiern und von mir aus auch auf die Tabelle gucken. Wir stehen oben, das ist ein gutes Gefühl. Das wollen wir in den nächsten Wochen auch haben und von oben grüßen.“

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Harenbrock war am Sonntagabend mit einem Tor und einer Vorlage der Matchwinner auf Seiten der Essener. Der 25-Jährige steht beispielhaft für die Entwicklung des RWE-Teams. Am 14. Mai 2022 war er nach seinem Tor am letzten Regionalliga-Spieltag gegen Rot Weiss Ahlen der gefeierte Aufstiegsheld. In der ersten Drittliga-Saison verlor er dann aber seinen Stammplatz. Zum Ende der letzten Saison kämpfte sich der gebürtige Wuppertaler zurück und ist nun ein fester Bestandteil dieser so erfolgreichen Essener Mannschaft.

Cedric Harenbrock (2.v.l.) erzielte das 1:0 für RWE gegen Waldhof Mannheim.
Cedric Harenbrock (2.v.l.) erzielte das 1:0 für RWE gegen Waldhof Mannheim. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Rot-Weiss Essen wird unter Dabrowski immer stärker

Platz drei nach 15 Spielen ist nicht dem Zufall geschuldet. Rot-Weiss Essen hat sich unter Dabrowski enorm weiterentwickelt, spielt ansehnlichen Offensivfußball. Harenbrock unterstreicht das. „Wir haben in den letzten Spielen gezeigt, dass wir richtig gut Fußballspielen können. Noch nicht über 90 Minuten, aber wir bleiben dran und arbeiten hart im Training.“

In der Tabelle sind Dynamo Dresden und Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg den anderen Teams etwas enteilt. Dahinter scheint jedoch alles offen zu sein. Drei Punkte hinter RWE liegt Überraschungsteam SC Verl. Auf die hoch gehandelten Teams aus Aue, Sandhausen und Ingolstadt haben sich die Essener schon ein ordentliches Punkte-Polster erarbeitet. Aktuell ist es RWE zuzutrauen, im Rennen um den Relegationsplatz zu bleiben.

RWE nach der Länderspielpause in Ingolstadt

Rot-Weiss Essen verabschiedet sich nun euphorisiert in die Länderspielpause. Erst am 25. November (Samstag, 14 Uhr) geht es mit einem Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt weiter. Harenbrock freut sich über etwas mehr Zeit für die Familie. Die Fans werden angesichts der Tabellenkonstellation noch einige Tage vom FC Schalke 04 träumen dürfen.