Essen. Isi Young war Teil der legendären Pokal-Elf 2020/21. Vor Rot-Weiss Essens Duell gegen den HSV spricht er über Sensationen und „geile Gefühle“.

Er ist einer der wenigen, die schon beim legendären Pokal-Lauf von Rot-Weiss Essen vor drei Jahren im Kader standen: Isaiah Young. Der 25-jährige US-Amerikaner weiß also, wie man die Sensation schafft. Justus Heinisch sprach mit ihm über das DFB-Pokalspiel gegen den Hamburger SV an diesem Sonntag, den Drittliga-Auftakt beim Halleschen FC (1:2) und seine Ziele für diese Saison.

Herr Young, können Sie sich noch an den 2. Februar 2021 erinnern?

Young: Das war doch der Tag, an dem wir Bayer Leverkusen 2:1 besiegt haben, oder?

Richtig. Welche Bilder kommen Ihnen von damals direkt in den Kopf?

Es war ein geiles Gefühl, das Spiel gewonnen zu haben, leider ohne Fans. Schon vor der Partie war es für mich unfassbar. Das Spiel wurde bei mir zu Hause in den USA auf ESPN übertragen, ein großes Ereignis. Dann gegen Akteure wie Leon Bailey oder Karim Bellarabi zu spielen, ist besonders. Aber vor dem Spiel habe ich mir gedacht: Das sind auch nur Menschen und wir können dieses Spiel gewinnen.

Rot-Weiss Essens Isi Young: „Man muss einen sehr guten Tag erwischen“

Wie sieht das Rezept aus, um als Underdog eine Pokalsensation zu schaffen?

Der Pokal ist besonders, da spielt es oft keine Rolle, in welcher Liga du spielst. Das wissen wir selbst zu gut aus dem Niederrheinpokal, als wir gegen den ETB 3:0 geführt haben und dann noch das 3:3 kassiert haben. Man muss aber einen sehr guten Tag erwischen.

Gegen Leverkusen waren aufgrund der Corona-Pandemie keine Fans im Stadion, am Sonntag ist es ausverkauft. Kann das ein Faktor werden?

Das gibt uns 15 Prozent mehr. Diese Stimmung der Fans ist in der Liga schon klasse, im Pokal gegen solch einen Gegner wird das noch einmal mehr. Vielleicht ähnlich, wie es damals beim Aufstiegsspiel gegen Ahlen war, als schon sehr viele Fans beim Aufwärmen gepusht haben.

Hamburg ist in der Offensive sehr gut, hat aber hinten manchmal Probleme. Wie schätzen Sie den Gegner ein?

Ich habe beide Liga-Spiele von Ihnen gesehen, sie sind in der Offensive wirklich sehr gut und spielen aggressiv nach vorne. Dadurch bekommen wir sicherlich ein paar Räume, sodass wir auf jeden Fall unsere Chancen kriegen werden, und deshalb müssen wir effektiv sein.

Isi Young gegen Karim Bellarabi – RWE hat Leverkusen aus dem Pokal gekegelt.
Isi Young gegen Karim Bellarabi – RWE hat Leverkusen aus dem Pokal gekegelt. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Kommt Ihnen entgegen, dass sich RWE wahrscheinlich Räume zum Kontern bieten?

Ja, ich dürfte in die Situation kommen, in die Tiefe zu gehen. Ich will für die Mannschaft Chancen kreieren oder sie nutzen, wenn ich selbst eine habe. Ich will nicht so viel nachdenken, einen klaren Kopf haben. Wenn ich auf dem Platz stehe, ist mir egal, wie der Gegner heißt.

RWE: Young ist zufrieden mit dem Auftritt in Halle

Sie sind einer der wenigen im Kader, die schon beim Pokal-Lauf vor drei Jahren dabei waren und in ihrem vierten Jahr bei RWE. Wie hat sich Ihre Rolle über die Jahre verändert?

Ich gebe immer alles, aber man darf nicht nur auf sich achten – du musst deinen Kollegen Tipps geben, mit ihnen sprechen oder den jungen Spielern zuhören. In der Kabine kann ich für viel Spaß sorgen, aber auf dem Platz bin ich ernst und oft auf mich fokussiert. Ich versuche, ein bisschen lauter zu werden.

Sie sagten in einem Video, das der Verein aus dem Trainingslager veröffentlicht hat, dass Ihr Lieblingslied „God’s Plan“ von Drake ist. Er singt darüber, dass ihm schlechte Dinge gewünscht werden. Sie haben nicht bei jedem RWE-Fan einen leichten Stand, gefällt Ihnen der Song daher so gut?

Nein, damit hat das nichts zu tun. Ich finde die Message sehr gut. Ich glaube schon immer sehr an Gott. Wenn mich jemand kritisiert oder etwas Schlechtes sagt, will ich es jedem zeigen, dass ich es besser kann. Ich bin selbstkritisch und will mich jeden Tag, jedes Spiel, jede Saison weiterentwickeln.

Brennpunkte bei Rot-Weiss Essen:

Was haben Sie sich konkret für diese Saison vorgenommen?

Mein Ziel ist, dass ich in dieser Saison besser bin als letzte – statistisch und von meinem Gefühl her. Ich möchte mehr Tiefenläufe starten und effektiver sein. Ich glaube, dass ich oft gut am Gegenspieler vorbeigehe, aber dann die nächste Entscheidung einfach besser treffen muss.

Beim Auftakt in Halle (1:2) haben Sie getroffen. Und in der Offensive war das Spiel Ihrer Mannschaft durchaus ansehnlich.

Ja, es war ein guter Start. Wir waren zielstrebig und hatten Chancen – in der letzten Saison sind wir oft nicht zu so vielen Möglichkeiten gekommen. Wir hätten aus unseren Chancen aber mehr Tore machen müssen.

Was überwog denn in der Mannschaft– die Freude über einen guten Auftritt oder der Frust über die Niederlage?

Wir wussten, dass wir gut gespielt haben. Aber es ist hart, wenn du nicht mal einen Punkt holst. Wir haben mehr jetzt Erfahrung in der Liga und die Neuen machen das super.

Marvin Obuz, Lucas Brumme – zwei Neue kamen für die Flügel, die Konkurrenz ist für Sie größer geworden.

Aber das ist kein Problem für mich, das macht mir keine Angst. Wenn jeder spielen will, wird die Trainingsqualität besser. Ich muss also noch mehr geben, wenn ich gute Konkurrenten habe – das wiederum hilft der Mannschaft.

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