Essen. Freundliche Atmosphäre vor vollen Rängen beim Trainingsauftakt von Rot-Weiss Essen am Donnerstag. Der Kader hat auffallend an Größe gewonnen.

Die Herren in kurzen Hosen hatten es eilig: Fünf Minuten vor der verabredeten Zeit betraten Spieler und Trainer von Rot-Weiss Essen den supergepflegten Rasen zur ersten Trainingseinheit. Da waren die rund 800 Zuschauer auf der pickepackevollen neuen Tribüne schon anwesend und begrüßten die Akteure mit warmem und lang anhaltenden Applaus. Quasi als Vorschuss auf die neue Saison.

Den auch Trainer Christoph Dabrowski ebenso dankend annahm: „Erst einmal haben wir uns gefreut, wieder auf dem Platz zu sein und gleich mit Ball. Vom ersten Moment an waren die Leute offen uns gegenüber.“ Darin sieht er auch die vordringliche Aufgabe für die nächsten Wochen: „Ich glaube, wir müssen alles außerhalb des Sports außen vor lassen und jetzt in der Vorbereitung darauf konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Ich wünsche mir so einen Reset-Knopf, dann gehen wir mit neuer Energie an die Aufgaben.“

Ron Berlinski gleich mit krebsrotem Gesicht

Schon in der ersten Schicht floss der Schweiß in Strömen. Ron Berlinski - noch immer mit Gesichtsmaske - hatte schon nach einer halben Stunde die übliche krebsrote Farbe im Gesicht wie bei einem Spiel in der Verlängerung angenommen. Und vor allem die Neuen wollten gleich erste Akzente setzen. Alleine von der Statur hat sich das rot-weisse Spiel in eine höhere Etage verlagert: Abwehrspieler Aaron Manu (Erfurt), Mittelfeldspieler Vinko Sapina und Moussa Doumbouya bringen ein gewisse Bulligkeit und Größe ins Spiel. Attribute, auf die die sportliche Leitung bei der Auswahl besonderen Wert legte.

Zeigte im Mittelfeld gleich Präsenz und Führungsspieler-Qualitäten: Vinko Sapina (am Ball).
Zeigte im Mittelfeld gleich Präsenz und Führungsspieler-Qualitäten: Vinko Sapina (am Ball). © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Es deutete sich bereits im Trainingsspielchen an, dass Sapina im Mittelfeld nicht nur aufgrund seiner herausragenden Figur eine Führungsrolle übernehmen will und kann. Und in der Spielszene, als Doumbouya technisch elegant den Flankenball herunter pflückte und flüssig in die Laufbewegung integrierte, ging nicht nur so manchem Fan beim einsetzenden Szenenapplaus das Herz auf. „Das kommt mir bekannt vor, ich kenn das ja von Moussa, das sah schon ganz gut aus: Gute Laufwege, Körperlichkeit, Wucht“, fand auch Dabrowski gleich anerkennende Worte.

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Das erste Tor im Trainingsspiel schoss Lucas Brumme

Das erste Tor für die Statistiker in der neuen Saison schoss übrigens Testspieler Lucas Brumme, der darüber hinaus unter besonderer Beobachtung des Trainerteams steht. Nach seinen langwierigen Knieproblemen wird man beim 23jährigen Mittelfeldspieler vom Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden lange genug hinschauen und sich Zeit lassen mit einer möglichen Verpflichtung. Das Beispiel Michel Niemeyer aus der jüngeren Vergangenheit, der eine endlose zweijährige Leidensgeschichte durchlebte, hat alle Beteiligten noch mehr sensibilisiert.

25 Akteure begrüßte der RWE-Coach zum Auftakt, manche noch mit reduziertem Programm. Andreas Wiegel leidet noch immer unter seinem Ödem am Fuß, Clemens Fandrich drehte am Rande nur Laufrunden. Da soll bis zur Fahrt ins Trainingslager auch noch gesiebt werden, er und die Wechsel-Kandidaten wie Fabian Rüth, Erol Krasniqi, Nils Kaiser oder auch Ben Heuser, der sich momentan anderen Vereinen präsentiert, sollen nicht mit nach Wesendorf fahren. Sascha Voelcke erhält eine Bewährungschance und soll die Verantwortlichen noch von seinen vorhandenen Fähigkeiten überzeugen.

Wechsel-Kandidaten fahren nicht mit ins Trainingslager

Dass ins Trainingslager in gut zwei Wochen noch weitere neue Gesichter mitfahren werden, davon ist erst einmal nicht auszugehen. „Jetzt beginnt die Zeit des Abwartens“, so Sportdirektor Christian Flüthmann. Die Gespräche seien geführt, aber manch ein Spieler versucht noch, in der Zweiten Bundesliga unterzukommen. Da sei Geduld gefragt. Gesucht werden noch zwei für die Flügel und gerne noch ein treffsicherer Stürmer im Zentrum, so Flüthmann.

Natürlich hat der Trainer auch seine Wunschliste. „Vorne drin, wenn es noch eine Super-Option geben würde, ein Spieler, der einen Anker setzt, den alle haben wollen - da würde ich auch nicht Nein sagen.“ Aber Dabrowski ist nicht unzufrieden: „Wenn man sieht, was vor zwei, drei Wochen war, als es etwas schleppend lief, obwohl wir die Gespräche lange vorbereitet haben, können wir Stand jetzt schon ganz zufrieden sein.“ Nun gelte aus, aus dem Material eine schlagkräftige Einheit zu formen. Und da ist der Trainer gefordert.

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