Essen. Die JHV von Rot-Weiss Essen hallt nach: Welche Lehren RWE aus der katastrophalen Bilanz gezogen hat, wer neuer Hauptsponsor werden könnte.

Zwar war das Messe-Gebäude am späten Sonntagnachmittag noch heile, die Sonne reflektierte so schön auf den großflächigen Glasverkleidungen, einen Scherbenhaufen hat Rot-Weiss Essen an diesem Sonntag trotzdem hinterlassen. Ja, die Jahreshauptversammlung von RWE hatte es in sich. Die Zahlen: überraschend und schockierend. Das Binnenklima: überraschend und schockierend. Es liegt einiges im Argen, Aufarbeitung ist angesagt.

Ärger bei der JHV: Es macht Rumms bei Rot-Weiss Essen

Zur Erinnerung: Das Jahr 2022 hat Rot-Weiss mit einem Minus von 3,6 Millionen Euro abgeschlossen.

Rumms.

Die Verbindlichkeiten stiegen auf rund 6 Millionen Euro.

Noch mal Rumms.

Jedoch seien 5,5 Millionen Euro der Verbindlichkeiten zwei große Darlehen, wie Marcus Uhlig betonte. Das eine, so der Vorstandsvorsitzende, der die JHV nicht nur sichtlich angeschlagen verlassen hatte, komme von Sascha Peljhan, das andere von einem „weiteren Gönner und Förderer“. Es handele sich um Darlehen mit Rangrücktritt, sagte Uhlig, mit sehr langfristigen Rückzahlungsmodalitäten und ligaabhängigen Konditionen. „RWE muss nur bezahlen, wenn RWE auch bezahlen kann.“

Marcus Uhlig und Dr. André Helf im Gespräch mit OB Thomas Kufen – Rot-Weiss Essen hat am Sonntag die Zahlen für das Jahr 2022 bekanntgegeben.
Marcus Uhlig und Dr. André Helf im Gespräch mit OB Thomas Kufen – Rot-Weiss Essen hat am Sonntag die Zahlen für das Jahr 2022 bekanntgegeben. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Rot-Weiss Essen: Das waren die Forderungen des DFB

Ein Fakt, der wenigstens etwas Positives an sich hatte. Uhlig versuchte aber gar nicht erst, die Zahlen zu beschönigen: „2022 war richtig schlecht, da brauchen wir nicht drüber zu reden.“

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Und nun? Was ist schon passiert? Wie geht es weiter? Der Prozess hatte etwas Gutes und Reinigendes“, sagte Uhlig in seinem Bericht. Diverse Maßnahmen habe RWE getroffen, das Controlling und die Buchhaltung neu organisiert. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sei in alles involviert gewesen – die erste Planung für die anstehende Saison sei in diesem Februar fertig gewesen.

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„Es war klar, dass der DFB genauer hinguckt, und so war es auch. Wir haben einige Maßnahmen als Bedingungen auferlegt bekommen“, erklärte Uhlig. Die eigenen Planungen habe RWE daraufhin angepasst und herunterreduziert, die Maßnahmen umgesetzt. „Es war zu keinem Zeitpunkt so, dass wir uns um die Lizenz Sorgen machen mussten.“

Und es sei doch nur zu loben, dass der DFB darauf achte, dass seine Vereine vernünftig wirtschaften, meinte der Funktionär: „Es ist nervig, aber auch gut, weil es uns diszipliniert, noch mehr auf die Kosten zu achten und Umsätze einzufahren.“ Selbstgeißelung als Mittel zum Zweck?

RWE: Schwarze Null ist das große Ziel

Weiter berichtete Uhlig, dass die Planung nun vorsehe, die Spielzeit 2022/23 mit einer Schwarzen Null abzuschließen. Zudem habe RWE alles so angepasst, dass auch am Ende der Spielzeit 2023/24 eine Schwarze Null in der Bilanz stehen soll. Das seien Auflagen des DFB gewesen.

Immerhin: Von der versprochenen Spende in Höhe von 700.000 Euro, die der Klub für 2022 eingeplant hatte, dann aber nicht überwiesen bekam, seien mittlerweile 100.000 Euro geflossen. Man sei mit „dem seriösen Spender“ in einem Austausch, sagte Uhlig, der auch mitteilte: Trotz der „Harfid“-Insolvenz werde der Verein die Summe aus dem Sponsoring erreichen, die er sich vorgestellt habe. Wohl auch dank Sascha Peljhan, der das „Harfid“-Defizit eins zu eins übernahm.

Rot-Weiss Essen: Hauptsponsor soll bald präsentiert werden

Apropos Sponsoring: Einen neuen Hauptsponsor hat Rot-Weiss Essen noch nicht präsentiert. Nach dem „Harfid“-Wegfall sprang „Deutsche Saatgut“ ein. Das Unternehmen werde zur neuen Saison voraussichtlich als Premiumsponsor fungieren. In den nächsten zwei, drei Wochen wolle der Drittligist den neuen Hauptsponsor bekanntgeben, kündigte Uhlig jedenfalls an. Die Parteien hätten sich mündlich schon geeinigt.

Als Nachfolger versprach Marcus Uhlig den Mitgliedern eine „echte Essener Lösung“ – der Klub könnte sie an der Friedrichstraße gefunden haben. Nach Informationen dieser Redaktion verdichten sich die Anzeichen , dass die „ifm-Unternehmensgruppe“, ein milliardenschweres Unternehmen, das in den Bereichen Automatisierung und Digitalisierung tätig ist, vom Ärmel auf die Brust wandern könnte. „Ifm“ ist bereits Premiumsponsor bei RWE. Und bald womöglich Hauptsponsor.

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