Essen. Rot-Weiss Essens U19 bereitet sich auf die Niederrheinliga vor. Ziele, Transfers, Kader, Ausblick: Wir sprachen mit Trainer Simon Hohenberg.
Es war nicht die Saison der U19 von Rot-Weiss Essen. Team stieg aus der Bundesliga in die Niederrheinliga ab – und wird dort der große Favorit, der Gejagte sein. Die Vorbereitungen auf die neue Runde in der Niederrheinliga laufen auf Hochtouren. Wir sprachen mit Trainer Simon Hohenberg (36) über Neuzugänge und Ziele.
Herr Hohenberg, die A-Jugend haben Sie von Suat Tokat schon im April übernommen und dementsprechend lange Zeit gehabt, den Kader zusammenzustellen. Wie sieht die Mannschaft aus?
Ich glaube, wir hatten frühzeitig Klarheit und waren sehr früh fertig mit der Kaderplanung. Wir waren bewusst nicht so aktiv auf dem Transfermarkt, weil wir einen hohen Anteil aus der eigenen U17 mitnehmen wollten. Erfreulicherweise sind alle Spieler geblieben, die wir halten wollten, außer Bradley Ndi.
Rot-Weiss Essen: Sechs Spieler kommen neu zum Verein
Wie genau setzt sich der Kader zusammen?
Wir haben zehn Spieler aus der eigenen U17 übernommen, zehn Spieler aus der alten U19 behalten und sechs externe Spieler dazu geholt, davon vier Feldspieler und zwei Torhüter. Die beiden Torhüter sind Noah Koch (1. FC Köln) und Niklas Alter (Schalke 04). Dann haben wir Yakup Aksoy (Linksverteidiger) und Mamadou Barry (Außenstürmer, beide VfL Bochum) geholt. Ben Berzen (Schalke 04) und Bojan Potnar (VfB Hilden) sollen uns in der Offensive unterstützen. Insgesamt sind wir damit 15 Jungjahrgänge und elf Altjahrgänge, haben also ein relativ ausgeglichenes Gerüst.
Ein größerer Anteil an Altjahrgängen bringt vielleicht mehr Erfahrung mit. Ist die junge Kaderstruktur eher ein Vorteil oder ein Nachteil für die kommende Saison?
Ich glaube, dass einfach die Qualität entscheidet. Sicherlich ist es ein normaler Prozess, dass die Jungjahrgänge vielleicht ein bisschen länger brauchen, um in der U19 anzukommen. Natürlich ist es wichtig, eine solide Basis für das Jahr danach zu haben, aber es hat auch einfach in dieser Konstellation Sinn gemacht. Wir sind in der Kaderzusammenstellung bewusst diesen Weg mit vielen Jungjahrgängen gegangen.
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Nächstes Jahr wird das Niveau der Niederrheinliga, im Vergleich zu den letzten Jahren, hoch sein. Der VfB Hilden und Rot-Weiß Oberhausen gingen mit runter. Schonnebeck wird mit Dirk Tönnies versuchen, wieder oben anzugreifen und auch die SG Unterrath ist stark einzuschätzen. Was sind die Ambitionen?
Ich würde nicht sagen, dass der Aufstieg ein „Muss“ ist. Klar ist, dass wir als Rot-Weiss Essen selbstbewusst sein sollten und den maximalensportlichen Erfolg haben wollen, aber wir sollten nicht von „müssen“ reden. Wir sollten primär auf uns und unsere inhaltlichen Ziele gucken. Dann werden wir automatisch die richtigen Ergebnisse und Erfolg haben. Es würde nichts bringen, vor Saisonstart schon über irgendwelche „Muss“-Ziele zu sprechen. Die Leute erzählen gerade viel, aber am Ende ist noch niemand mit dem Mund aufgestiegen.
Rot-Weiss Essen: „… das ist reine Zukunftsmusik“
Sie sind jetzt acht Jahre als Trainer bei Rot-Weiss Essen und immer irgendwann eine Altersklasse höher gewandert. Was ist Ihr persönliches Ziel – bei RWE, aber auch grundsätzlich? Könnten Sie sich auch den Schritt in den Herrenbereich vorstellen?
Stand Juni 2023 bin ich absolut zufrieden, wo ich gerade bin. Ich habe große Freude daran, die Jungs auf den letzten Schritten Richtung Profifußball zu begleiten. Aber klar: Für wen wäre es nicht ein Traum, irgendwann mal an der Hafenstraße als Trainer zu stehen? Sicherlich ist das ein Traum für jeden und auch das Bestreben für einen Verein, nicht nur seine eigenen Spieler, sondern auch seinen eigenen Trainer auszubilden. Das ist jedoch kein Szenario für sofort. Das ist reine Zukunftsmusik.
Die älteste Jugendmannschaft der Rot-Weissen ist so etwas wie das Aushängeschild der Jugendabteilung. Ändert sich durch den Jobwechsel auch der Grad der Verantwortung für Sie als Trainer?
Ich glaube, uns ist schon bewusst, dass wir als U19 eine absolute Vorbildrolle haben; sowohl für die jüngeren Kinder im Verein, aber auch nach außen hin. Der wollen wir natürlich gerecht werden. Ein Rot-Weiss Essen-Trikot zu tragen, bringt sowieso schon Verantwortung mit sich. Ich als Trainertyp habe da Bock drauf. Ich mag diese Herausforderungen. An der täglichen Herangehensweise ändert sich daher nichts.
RWE-Trainer Hohenberg hospitiert in den USA
Sie haben zuletzt eine Zeit in den Staaten verbracht. Was zog Sie dorthin?
Ich hab in Los Angeles einige Tage beim Los Angeles FC, dem aktuellen Meister und CONCACAF-Finalist, um Cheftrainer Steven Cherundolo hospitiert, habe mir die Gegebenheiten auf dem Gelände angeguckt und war viel mit Steven im Austausch. Danach habe ich noch vier Tage bei Philadelphia hospitiert, dort mit dem Sportdirektor Ernst Tanner und dem Head Coach von Philadelphia gesprochen, die Jugendakademie und zwei Spiele angeschaut.
Wie kam das zustande?
Aus Eigeninitiative. Ich hab ja schon mal in England und bei der deutschen U18-Nationalmannschaft hospitiert und hatte schon immer den Gedanken, gerade vor der bevorstehenden WM, mir die Arbeit in diesem aufstrebenden Fußballland anzuschauen. Auch wenn die USA nicht das absolute Fußballland ist, war es spannend, sich die Arbeit vor Ort anzuschauen. Irgendwann würde ich auch gerne mal in einer fußballfremden Sportart in den USA zum Beispiel Basketball oder American Football hospitieren. Da nimmt man auch für den Fußball viele spannende Ansätze mit.
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