Duisburg. Dem Trainer des nächsten Gegners Ingolstadt geht die Lage des MSV Duisburg nahe. Derweil müssen die Zebras auf Ginczek verzichten.
Die Drittliga-Fußballer des MSV Duisburg hatten in dieser Saison nicht viel zu feiern. Am Samstag wollen die Zebras zumindest dem FC Ingolstadt 04 den Spaß verderben und eine Party crashen. Die Schanzer feiern mit ihren Fans beim Spiel gegen den MSV (16.30 Uhr, Audi-Sportpark) schon zwei Stunden vor dem Spiel im Rahmen eines Familientages. Zudem will der FCI, der 2004 aus den früheren Zweitligisten MTV und ESV Ingolstadt hervorging, auf sein 20-Jähriges Bestehen anstoßen. Die Gastgeber machen sich zum Fest auch fein und treten in Sondertrikots an.
„Die Freude ist groß. Das wird ein richtig schöner Samstag-Spätnachmittag“, sagte Ingolstadts Trainer Michael Köllner in der Pressekonferenz zum Spiel. Die Schanzer befinden sich als Tabellenzehnter zwischen Gut und Böse und legen den Fokus auch schon auf die nächste Saison, in der sie eine bessere Rolle spielen wollen. Köllner will gegen den MSV gewinnen, um positive Signale auszusenden und natürlich, um die Partystimmung nicht zu trüben. Der 54-Jährige stellte aber auch klar, dass er im Falle eines Sieges mit einer Träne im Auge jubeln würde. Der Abstieg des MSV, der in den letzten fünf Spielen acht Punkte aufholen müsste, würde auch ihm nahe gehen.
Der MSV ist als Traditionsverein eine Größe im deutschen Profifußball. Je näher der Abstieg rückt, desto deutlicher wird, was gerade verloren geht – nicht nur aus Duisburger Sicht, sondern auch aus dem Blickwinkel der anderen Klubs. Auch Michael Köllner hat Probleme damit, zu realisieren, was derzeit mit dem MSV geschieht. „Es fühlt sich schon komisch an. Ich habe mit Nürnberg in der 2. Bundesliga und mit 60 und Ingolstadt in der 3. Liga gegen Duisburg gespielt. Man kann sich gar nicht richtig vorstellen, dass so ein Verein wahrscheinlich in die Regionalliga absteigen wird“, so der FCI-Trainer.
Der Coach erinnerte an ein Spiel, das nun fast genau zwei Jahre zurückliegt. Am 24. April 2022 war Köllner mit dem TSV 1860 München zu Gast. In der Nacht vor dem Spiel hatten Unbekannte den Mannschaftsbus der Löwen mit Graffiti besprüht. Das war damals ein Aufreger, natürlich verbunden mit einer Anzeige. Nun ging das als Anekdote durch. Am Folgetag nahm das Köllner-Team den MSV in der Schauinslandreisen-Arena auseinander und siegte 6:0. Da habe Köllner, wie er jetzt sagte, schon eine Vorahnung gehabt, dass es mit dem MSV langsam bergab gehe.
Daniel Ginczek fällt beim MSV Duisburg aus
Köllner sagte, dass kaum jemand „so einen Verein in der Regionalliga spielen sehen will“. Er macht das auch am „geilen Stadion, an den Fans und an der Stimmung“ fest. Für Michael Köllner ist das Match am Samstag auch mit „Sentimentalitäten und Mitgefühl“ verbunden, wie er sagt. „Es ist schon ein Wahnsinn, wie sich der Verein peu à peu der 4. Liga genähert hat“, so Köllner. Der Ingolstädter Trainer leidet aus der Ferne mit dem MSV, sein Sportdirektor ist naturgemäß näher dran. Ivica Grlic, der seit gut einem Jahr bei den Bayern tätig ist, war als Spieler und Sportchef über 17 Jahre für den MSV am Ball. Der 48-Jährige würde ebenfalls auch in der kommenden Saison gerne gegen den MSV spielen.
Dazu bedarf es aber des „Wunders von der Wedau“, wie es MSV-Trainer Boris Schommers vor der Partie in Bayern formulierte. Daniel Ginczek wird sich bei diesem Unterfangen zumindest nicht in Ingolstadt einbringen können. Der Stürmer bestand nicht den finalen Fitnesstest und stieg somit am Freitag auch nicht in den Mannschaftsbus. Ginczek hatte sich im Spiel gegen den SV Waldhof Mannheim (1:1) am vergangenen Freitag eine Hüftblessur zugezogen. Schon gegen die Kurpfälzer war der Ex-Düsseldorfer nur als Einwechselspieler gefragt. Somit könnte es im Duisburger Angriffszentrum erneut auf Alexander Esswein hinauslaufen. Immerhin: Bei der 1:2-Hinspielniederlage hatte Esswein per Elfmeter sein erstes Saisontor für den MSV erzielt.
Dem MSV hilft in Ingolstadt nur ein Sieg. Ein Erfolg dort gelang den Zebras bislang allerdings erst einmal – und das ist lange her. Am 30. März 2013 gewannen die Zebras das Zweitliga-Spiel 1:0. Das Tor erzielte Ranisav Jovanovic, MSV-Trainer war damals Kosta Runjaic. Knapp zwei Monate später passierte das Unvorstellbare: Der MSV verlor die Lizenz und stürzte in die 3. Liga ab.