Essen. Der Blick auf Rot-Weiss Essen: Der Derby-Gegner des MSV Duisburg reist am Samstag mit breiter Brust nach Duisburg.
Fast wäre das Derby am kommenden Samstag in der Schauinsland-Reisen-Arena zu einem Trauerspiel geworden: der Tabellenletzte MSV Duisburg gegen die zeitweise Schießbude der 3. Fußball-Liga. Das 0:4 von Rot-Weiss Essen in Unterhaching sowie die 0:5-Heimniederlage gegen den SC Verl in diesem Monat hatte die Essener Hafenstraße wieder mal in ihren Grundfesten erschüttert.
Aber das Team von Trainer Christoph Dabrowski hat sich einmal mehr am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen: Der folgende 2:1-Sieg in Dortmund besänftigte auch die Kritiker, spätestens nach dem 2:1-Heimerfolg über den 1. FC Saarbrücken herrscht wieder Optimismus bei RWE. Als Sechster der Liga fährt man zuversichtlich am Samstag (14 Uhr) zum Schlusslicht und hat sich nicht weniger als den Derbysieg auf die Fahnen geschrieben. Die Tatsache, bei einem Sieg den Revierrivalen auf erstaunliche 14 Punkte distanzieren zu können, ist für die Gäste Ansporn genug.
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Deswegen hatte der RWE-Coach auch keine Muße, den wichtigen Heimsieg gegen die Saarländer auszukosten: „Ich bin stolz auf die Mannschaft, jetzt können wir kurz durchschnaufen, die Dritte Liga ist brutal, wir wissen das.“ Dass der kommende Gegner bislang trotz des Trainerwechsels weiter auf die Wende wartet, dass das Derby vielleicht gerade zur rechten Zeit kommt, beruhigt Dabrowski dabei keineswegs: „Es macht wenig Sinn, jetzt locker zu lassen. Die Herausforderung wird für uns sein, dass wir diese Art und Weise, wie wir gegen Saarbrücken gespielt haben, konstant abrufen und keinen Millimeter abweichen von dem Weg, den wir gehen.“
Dabei ist Rot-Weiss Essen weit davon entfernt, von einer spannungsfreien Saison zu sprechen. Erst vor wenigen Wochen wurde mit Kapitän Felix Bastians ein wichtiger Stützpfeiler im Team für den Rest der Saison freigestellt. Über die Gründe schweigen sich die Verantwortlichen zwar aus, hinter vorgehaltener Hand wird sich aber erzählt, dass der Teamgedanke des Kapitäns nicht mehr ausgeprägt gewesen sein soll.
Sapina herrscht im Essener Mittelfeld
Glück für RWE: Bislang hat den Verlust niemand so richtig bemerkt, es folgten die beiden Siege in Dortmund und gegen Saarbrücken. Das Innenverteidiger-Paar Rios Alonso und Felix Götze bürgt für Qualität, besonders der Ex-Augsburger hat sich in dieser Spielzeit als Abräumer vom Dienst erwiesen und zeigte auch gegen die Saarländer die eine oder andere Monstergrätsche.
Und dahinter wartet mit Jakob Golz der wohl beste Torhüter der Liga, der auch schon bei anderen höherklassigen Vereinen das Interesse geweckt haben soll. Bis zum zwischenzeitlichen 0:9-Systemausfall in besagten beiden Partien war das RWE-Tor für die Gegner verriegelt und verrammelt.
Im Mittelfeld ist der baumlange Vinko Sapina eindeutig Herrscher seines Arbeitsplatzes, der Ex-Verler wurde logischerweise zum Bastians-Nachfolger ernannt und glänzt auch auf dem Feld durch seine natürliche Autorität und seine Zweikampfstärke. Manch einer an der Hafenstraße fragt sich eh, warum der 28-Jährige nicht längst zu höheren Aufgaben berufen wurde. Trotz eines Vertrages bei RWE bis 2025 kann man sich schwer vorstellen, dass dieser über die Saison hinaus an der Hafenstraße bleibt - es sei denn, RWE vollbringt das Unglaubliche.
RWE-Stürmer schwächeln
Was höheren Ambitionen bisher im Wege stand, war die Torallergie der nominellen Stürmer. Moussa Doumboya wurde trotz Gardemaß dieser Rolle bei seinen Startelf-Einsätzen nie gerecht, Ron Berlinski ist ein Unruheherd für die letzten 20 Minuten. Neuzugang Leonardo Vonic, ein ehemaliger Regionalliga-Torjäger aus der Nürnberger Zweiten, hat nun Fuß gefasst und gegen den 1. FC Saarbrücken sein erstes Tor im RWE-Trikot erzielt. Was er beim Auswärtsspiel in Duisburg, wo er sicherlich von Beginn an auflaufen wird, nachhaltig beweisen möchte.