Duisburg. Das „Team Wald“ erhält beim MSV Duisburg eine große Mehrheit. Die Versammlung verneigt sich vor Geburtstagskind Bernard Dietz.
Der Applaus wollte gar nicht abebben. Als Bernard Dietz den Saal des Theaters am Marientor betrat, gab es Standing Ovations für die Legende des MSV Duisburg. Die Zebra-Familie verneigte sich bei der Jahreshauptversammlung vor Dietz, der am Mittwoch seinen 75. Geburtstag feierte.
Bernard Dietz hatte lange überlegt, ob er an seinem Ehrentag der Versammlung beiwohnen wollte. „Ennatz" hatte sich letztlich mit Ehefrau Petra für den Besuch entschieden. „Der MSV ist mein Leben“, sagte Dietz und erhielt prompt weiteren Applaus. Präsident Ingo Wald würdigte das Geburtstagskind: „Der Mensch Bernard Dietz ist einzigartig.“ Als Geschenk erhielt die MSV-Legende auf der Theaterbühne ein großes Bild vom alten Wedaustadion.
Applaus gab es auch für Ingo Wald. Wichtiger für den 65-Jährigen waren diesmal allerdings die Wählerstimmen. Wald geht beim MSV in eine weitere Amtszeit. Nach dem Rückzug des Teams von Ex-MSV-Chef Helmut Sandrock stand nur noch die Mannschaft von Ingo Wald zur Wahl. 537 Mitglieder waren anwesend. Das Team mit Ingo Wald, Udo Steinke, Ulf Schott, Uwe Struck und Robert Komossa erhielt bei Abstimmung per Handzeichen nur zehn Gegenstimmen.
Bei den Zebras endete zudem eine Ära. Robert Philipps gehört nicht mehr dem Vorstandsteam an. „Beim MSV habe ich in meinem Leben fast alles gemacht – nur kein Fußball gespielt“, sagte der 73-Jährige am Rande der Versammlung. Ein letztes Mal präsentierte der Ur-Meidericher die Bilanz des eingetragenen Vereins. Demnach hat der „e.V.“ zum 30. Juni 2022 einen Überschuss in Höhe von 200.000 Euro erwirtschaftet. Auch Philipps erhielt stehende Ovationen und ein Geschenk – ein eingerahmtes Trikot mit Unterschriften.
Für die Zahlen der Kapitalgesellschaft zeichnete sich am Mittwoch Geschäftsführer Thomas Wulf verantwortlich. Er verkündete einen Jahresüberschuss von 700.000 Euro. Demnach weist die KGaA zum Stichtag 30. Juni einen Eigenkapital von 9,4 Millionen Euro. Das hört sich nach Wohlstand an, Präsident Ingo Wald relativiert dies nicht nur, er zeichnet anhand der Konzernbilanz ein Bild einer angespannten Lage. Der MSV weist im Konzernergebnis aktuell ein negatives Eigenkapital in Höhe von gut 1.6 Millionen Euro auf. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 lag das negative Kapital bei 12,2 Millionen Euro.
MSV Duisburg trägt einen „finanziellen Rucksack“
Im Rahmen einer Bilanz-Pressekonferenz vor der Mitgliederversammlung, erklärte der 65-Jährige, dass der MSV nur in der 2. Bundesliga gesunden könne. In der 3. Liga werden die Zahlen auch langfristig rot bleiben. Wald sagte gegenüber den Medien: „Wir sind immer noch ein gefährdeter Verein. Wir laufen mittlerweile eher parallel zum Abgrund. Wir müssen in der 3. Liga auch in den kommenden Jahren frisches Geld erhalten.“ Vor der Mitgliederschaft sprach Wald von einem „finanziellen Rucksack seit dem Zwangsabstieg im Jahr 2013.“
Demnach muss es aus Walds Sicht mit Blick auf das Aufstiegsziel 2025 gelingen, den aktuellen Etat auf einem stabilen Niveau zu halten. Aktuell wartet der MSV auf einen Bescheid des DFB im Lizenzierungsverfahren. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass sie auch in diesem Jahr eine Liquiditätslücke schließen müssen. Sollte der Aufstieg in den nächsten Jahren nicht gelingen, so Wald auf der Versammlung, sei ein Cut notwendig und der Traum von der 2. Liga sei dann weit entfernt.
Wald gab sich vor den Mitgliedern selbstkritisch. Er räumte ein, nach dem verpassten Aufstieg im Jahr 2020 bei der Personalie Sportdirektor Ivica Grlic „aufgrund der großen Verdienste von Ivo zu lange an eine Wende zum Besseren geglaubt zu haben.“ Grlic ist weiterhin an den MSV vertraglich gebunden. Im Pressegespräch erklärte Wald, dass eine Einigung im Rahmen eines Vergleichs bevorstehe. Wald sprach von Kopfnicken auf beiden Seiten, es fehle nur noch die Tinte auf dem entsprechenden Papier. Der Vertrag mit Ex-Trainer Hagen Schmidt sei hingegen mittlerweile aufgelöst: „Das ist erledigt. Wir haben da eine sehr feine und vernünftige Lösung gefunden.“
Im Streit mit Sponsor und Gläubiger Schauinslandreisen gibt es laut Wald noch keine finale langfristige Lösung, Die Verbindlichkeiten seien aktuell bis Juni 2024 gestundet. Beide Seiten befänden sich, so Wald, aber weiterhin im Dialog. „Ich bin zuversichtlich, dass beide Seiten an einer langfristigen Lösung interessiert sind“, beantwortete Wald eine entsprechende Frage aus der Versammlung. Wasser in den Wein goss allerdings Schauinsland-Mann Andreas Rüttgers. Er verwies darauf, dass der MSV 2019 gemachte Versprechen nicht eingehalten habe. Rüttgers, früher auch schon MSV-Chef gewesen, bestätigte weitere Gesprächsbereitschaft, ließ aber nur geringes Interesse an einer langfristigen Lösung erkennen. Insgesamt habe das Unternehmen zehn Millionen Euro dem MSV zur Verfügung gestellt. Zumindest einen Teil davon, so Rüttgers, wolle Schauinsland wiedersehen.