Duisburg. Die Vorstandswahl beim MSV Duisburg verspricht viel Spannung. Beide Kandidaten erlebten beim MSV bittere Phasen. Ein Kommentar.

Beginnen wir mit einem linguistischen Exkurs. In der Pressemitteilung des Kandidatenteams um Helmut Sandrock zur Vorstandswahl beim MSV Duisburg wird der 66-Jährige als „designierter Vorstandsvorsitzender“ bezeichnet. Die Formulierung aus dem Lateinischen bedeutet, dass jemand für ein Amt vorgesehen ist. Das mag für Sandrock innerhalb seines Teams gelten, für die Bedeutung, die „designiert“ im allgemeinen Sprachgebrauch hat, nämlich, dass ein Amtsantritt nur noch Formsache ist, reicht der Status des früheren DFB-Generalsekretärs nicht aus. Fliegt da ein Vogel schon zu hoch?

Präsident Ingo Wald wird mit seinem Amtsbonus und dank der – Stand heute – einigermaßen beruhigten sportlichen Situation als Favorit in die Wahl gehen. Ein Selbstläufer wird die Sache für den 65-Jährigen aber nicht sein. Sandrock tritt mit einem ambitionierten Team an, dem ein Wahlsieg zuzutrauen ist. Ein Duell um die Macht beim MSV ist nicht nur spannend, es stellt gelebte Demokratie dar.

Die Rückkehr des Funktionärs auf die Duisburger Bühne erfolgt allerdings überraschend. Da meldet sich nun kein „verlorener Sohn“, der einst Heldentaten bei den Zebras vollbracht hat, zurück. Unter Präsident Sandrock setzte beim MSV nach dem Bundesliga-Abstieg im Jahr 2000 ein Abwärtstrend ein. Anspruch und Wirklichkeit passten nicht mehr zusammen. Unter Sandrock entließ der MSV in der Sommerpause 2001 überraschend Cheftrainer Seppo Eichkorn und verpflichtete Pierre Littbarski. Die Nummer floppte, zudem blutete der MSV finanziell vor dem Arbeitsgericht.

Das Sandrock-Team erscheint interessant und kompetent besetzt, erfreulicherweise gehört eine Frau dazu. Allerdings fehlen die Verbindungen zum MSV, da pulsiert nur wenig Herzblut für den Spielverein. Da liegt das Team Wald im Vorteil.

MSV Duisburg: Beide Teams zünden Nebelkerzen

Im Vorfeld der Wahl zünden beide potenziellen Vorstandsmannschaften Nebelkerzen. Die amtierende Führungscrew hat den Zweitliga-Aufstieg der Zebras für das Jahr 2025 bereits als Fakt verkündet – obwohl auf dem Rasen im Tagesgeschäft der 3. Liga darauf derzeit nichts hindeutet. Die Gegenkandidaten kündigen in ihrer Pressemitteilung an, am Wahlabend über „zahlreiche weitere renommierte Unterstützer aus Sport und Wirtschaft“ informieren zu wollen. Eine Trumpfkarte oder ein Bluff?

Sandrock trägt die Hypothek des sportlichen Niedergangs von 2000 bis 2002, Wald ächzt unter der Last der sportlichen Talfahrt seit dem letzten Zweitliga-Abstieg. Der Amtsinhaber hat zudem vor der Wahl noch einen Job zu erledigen. Im Dezember hatte Wald erklärt, dass er im Januar oder Februar mit Schauinslandreisenchef Gerald Kassner gemeinsam an die Öffentlichkeit treten wolle, um den Streit zwischen Klub und Sponsor dann für beendet zu erklären. Diese Pressekonferenz hat es nicht gegeben. Eine langfristige Lösung steht damit weiterhin aus.