Duisburg. Der MSV Duisburg braucht die Punkte im Duell mit Tabellenführer Bayern II. Sonst könnten die Kontrahenten an der Drittliga-Spitze enteilen.
Der Rollentausch ist vollzogen. Torsten Lieberknecht: „Wir sind Jäger.“ Lange Zeit war der Fußball-Drittligist MSV Duisburg der Gejagte. Die Wortwahl des MSV-Trainer klingt aggressiver und kämpferischer als die simple Tatsache: Der Spielverein hat fünf Spiele nicht mehr gewonnen und ist aus den Aufstiegsrängen herausgefallen wie ein Zwei-Euro-Stück aus einer achtlos offen gelassenen Geldbörse.
Aber es geht auch besser und schneidiger: Der MSV ist heute am vorletzten Spieltag einer schier endlos langen und unendlich qualvollen Saison nicht nur ein Jäger. Die Mannschaft darf sich an diesem Mittwoch um 19 Uhr an der Grünwalder Straße aufgewertet fühlen: Die Zebras sind Bayern-Jäger. Die U 23 von Abonnementmeister Bayern München empfängt den Gast aus Duisburg als Tabellenführer.
MSV Duisburg muss zwingend gewinnen
Freilich, Namen, Tabellenplatz und hübsche Umschreibungen der Zwangslage verstellen nicht den Blick auf eine schlichte Tatsache: „Wir müssen siegen. Das ist klar.“ Lieberknecht sagt es ohne Umschweife. Vermutlich bringt nur ein Dreier den MSV zurück in Aufstiegsposition. Würzburg ist auf fünf Punkte enteilt. Braunschweig hat drei Zähler mehr. Ingolstadt, jetzt auf dem Relegationsrang, hat einen Vorsprung von zwei Punkten. Das Geschäftsmodell vor dem Saisonausverkauf beschreibt der Trainer so: „Wir müssen parat sein, wenn die anderen patzen.“ Kompromisse können keine mehr gemacht werden. Stolz über einen Punktgewinn, den der Trainer nach dem 2:2 gegen Halle bekundete, hilft beim Rechnen kaum weiter.
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Die verbesserte Personallage erhöht die Chancen auf eine planmäßige Überraschung. Es fehlen lediglich die Langzeitverletzten Joshua Bitter und Cem Sabanci. Der Coach kann eine schlagkräftige Mannschaft ins Rennen schicken. Schon gegen Halle war zu sehen, dass mit Vincent Gembalies, Arne Sicker und Moritz Stoppelkamp die Kugel runder rollt.
Lieberknecht sagt nichts zu seiner Aufstellung
Vor dem Abflug nach Bayern sagt der erste Übungsleiter Duisburgs naturgemäß nichts zur Aufstellung und seiner Taktik. Über die Ausrichtung wird er viel nachdenken müssen: Zum einen, geht es darum offensiv aufzuspielen. Vorne werden die Tore geschossen. An seinen besseren Tagen ließ der MSV den Ball gern laufen und suchte elegante Lösungen. Freilich, der Gegner bietet eine Zocker-Truppe auf, die sich von Herzen gern auf einen Vergleich der Spielkunst einlässt. Zum anderen: Die Bayern sind extrem torgefährlich. 22 Hütten haben die „kleinen Bayern“ in den neun Spielen nach der Corona-Pause gezimmert. Die Zebra-Abwehr scheiterte zuletzt an Nagelproben.
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Echte Baustellen bedürfen der festen Hand an der Schaufel: Das Positionsspiel bei Standardsituationen ist anfechtbar. Hinten klingelt‘s gern wie zuletzt gegen Halle. „Wir haben das massiv angesprochen“, erklärt der Mann in der Verantwortung. Vorne läuten die Glocken zu selten. Lieberknecht: „Die Standards, wie sie getreten waren, waren katastrophal.“ Zu den Kleinigkeiten, an denen noch geschraubt werden kann: Der Trainer will seine Mannschaft zielstrebiger auf dem Weg in den Strafraum sehen und die Pässe in die Tiefe mit mehr Verstand spielen. Was noch so geht auf den letzten Metern der Saison.
Das Verhältnis von Taktik zu schierem Willen sieht Lieberknecht bei „50:50“. Mit anderen Worten: Leidenschaft allein wird nicht ausreichen. Der Gegner kann zu viel, um ihn einfach auf den Boden zu robben. Mit klugem Kopf zu agieren, kann ebenfalls nicht genug sein. Der Spielwitz der Hausherren war deutlich zündender.
Rückflug gleich nach dem Spiel
Was Lieberknecht fordert, ist das, was von jedem x-beliebigen Arbeitnehmer verlangt ist: „Wir brauchen als Mannschaft durchweg eine konstante, gute und solide Leistung. Jeder einzelne bleibt, so gut es geht, erst einmal fehlerfrei.“ Der Coach räumt ein, dass selbst das vielleicht gegen Bayern nicht reicht. Ohne diese Grundtugenden muss man jedoch gar nicht erst ein Trikot überstreifen. Oder seine Karte auf das Arbeitszeiterfassungssystem am Firmeneingang legen. Man wird der Truppe zugestehen: Die Belastung mindert die Konzentrationsfähigkeit. Wer viel arbeitet, macht auch viele Fehler.
Gleich nach dem Spiel geht es per Flugzeug zurück. Fürs Finale am Samstag gegen Unterhaching daheim soll die Mannschaft möglichst ausgeruht sein. Heute muss sich die Mannschaft diese Pause verdienen. Oder mit den Worten des Trainers: „Wir wollen uns bis zum Schluss alle Möglichkeiten offen halten.“