Düsseldorf. Der Bundesligist bleibt in der Relegation der Favorit - aber das Team von Daniel Thioune bringt viel Schwung und Optimismus mit

Eine Relegation zwischen dem Bundesliga-16. und dem Dritten der 2. Bundesliga ist immer brisant und verspricht Spannung sowie eine aufgeladene Atmosphäre. Schließlich geht es um einen Platz in der Bundesliga, der für einen Verein wie Bochum und Düsseldorf eine sehr große Bedeutung hat - sportlich und wirtschaftlich, da kann die 2. Liga von den Namen der Vereine noch so attraktiv sein. Am diesem Donnerstag und am kommenden Montag geht es also um sehr viel. Dementsprechend groß sind die Erwartungen und Hoffnungen auf beiden Seiten. Was spricht für den Bundesligisten, und wo hat der Zweitligist seine Vorteile?

Ausgangslage: Der VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf müssen in die Verlängerung. Beim VfL hat der Schlussspurt nicht gepasst, die Fortuna hat in der Hinrunde zu viele unnötige Punktverluste erlitten und unter Verletzungspech gelitten. Geht es nach der Statistik, müsste sich der Bundesligist durchsetzen. Allerdings hat Fortuna noch kein Relegationsspiel verloren. So gab es für die Düsseldorfer auch erst zwei Partien, 2012 gegen Hertha BSC - 2:1-Sieg im Hinspiel, ein 2:2 im Rückspiel. Die Gäste in Spiel 1 haben einen Tag weniger Regeneration, dafür dürfen sie im entscheidenden zweiten Spiel daheim antreten.

Torjäger Christos Tzolis, hier mit Isak Johannesson (l), Suliman Mustapha (2.v.l) und Shinta Appelkamp, ist einer von Fortunas Pluspunktenmit Blick auf die Relegation um den Bundesligaaufstieg.
Torjäger Christos Tzolis, hier mit Isak Johannesson (l), Suliman Mustapha (2.v.l) und Shinta Appelkamp, ist einer von Fortunas Pluspunktenmit Blick auf die Relegation um den Bundesligaaufstieg. © dpa | Roland Weihrauch

Formkurve und Selbstvertrauen: Der VfL Bochum war mit vier Punkten Vorsprung auf einen Relegationsplatz in die beiden letzten Spieltage der Fußball-Bundesliga gestartet. Am Ende hat es den Verein von der Castroper Straße dennoch erwischt. Entsprechend groß war die Enttäuschung auf Seiten der Bochumer, den direkten Klassenerhalt letztlich nach einer sehr mageren Leistung in Bremen nicht geschafft zu haben. Der Glaube an die eigene Stärke hat im Weserstadion nichts bewirkt. Im Gegenteil, der VfL hat sich darauf verlassen, dass die Konkurrenz für ihn die Sache schon regeln wird. Das hat nicht funktioniert und entsprechend niedergeschlagen waren die Spieler, die Fans und der ganze Verein. Ein zusätzliches Problem war nun der Ärger um Torwart Manuel Riemann, der für die Relegation aus dem Kader gestrichen wurde.

Fortuna hingegen hat seit 14 Spielen nicht mehr verloren, gewann mit einer halben B-Elf das letzte Saisonspiel gegen Magdeburg und ließ sich feiern und motivieren von den eigenen Fans, die letzten beiden Schritte auch noch erfolgreich zu gehen. Zudem gewann Christos Tzolis die Torjägerkanone der 2. Liga und geht mit einer mehr als breiten Brust in die beiden Spiele. „Wer jetzt nicht das Selbstvertrauen hat, um zu sagen, dass er aufsteigen will, hat in unserem Team nichts zu suchen“, sagt etwa Andre Hoffmann, der Kapitän der Fortuna. Die Vorfreude beim Zweitligisten ist riesig, weil sie sich für eine prächtige Saison belohnen wollen und können. Vorteil: Düsseldorf

Qualität der Mannschaft: Die Bochumer haben 34 Spiele in Deutschlands Elite-Liga hinter sich und auch gegen Konkurrenten bestanden, die für die Fortuna vielleicht noch eine Nummer zu groß gewesen wären. Die spielerische Qualität dürfte beim Gastgeber der ersten Relegationspartie insgesamt höher liegen als bei den Düsseldorfern. Sie haben in Keven Schlotterbeck einen der torgefährlichsten Abwehrspieler, und die starken Leistungen von VfL-Regisseur Kevin Stöger suchen ihresgleichen im Team der Fortuna. Aber immerhin ist Fortunas bester Vorbereiter Shinta Appelkamp in der Kicker-Rangliste der bestbenoteten Spieler die Nummer 1. Auch er kann Tore vorbereiten und ist im starken Kollektiv der Düsseldorfer Mittelfeldspieler immer in der Lage, mit guten Ideen zu überraschen.

Nachdem die Fortuna in ihrer Erfolgsserie fünf Mal ohne Gegentor geblieben ist, kann sie auch in der Defensive mithalten. Doch der Ausfall von Jamil Siebert nach seinem Sehnenabriss muss aktuell noch besser kompensiert werden als in den beiden letzten Spielen. Obwohl Tzolis Zweitliga-Torschützenkönig geworden ist, wirkt der Bundesligist in der Offensive variabler, da dort gleich fünf Angreifer gefährlich werden können. Auch wenn es bei Fortuna eine Vielzahl von unterschiedlichen Torschützen gibt, regelmäßig getroffen hat nur Christos Tzolis und mit Abstrichen Vincent Vermeij, der allerdings seine zwölf Tore auf nur sieben Spiele verteilte. Vorteil: Bochum

Die Fortuna-Fans sind schon richtig heiß auf die beiden Spiele gegen den VfL Bochum. Entschieden wird das Duell am kommenden Montag, 27. Mai (Anstoß: 20.30 Uhr) in der Düsseldorfer Arena.
Die Fortuna-Fans sind schon richtig heiß auf die beiden Spiele gegen den VfL Bochum. Entschieden wird das Duell am kommenden Montag, 27. Mai (Anstoß: 20.30 Uhr) in der Düsseldorfer Arena. © dpa | Roland Weihrauch

Stimmung in den Stadien: In Düsseldorf wird im Rückspiel eine tolle Atmosphäre herrschen. Aber mit den Bedingungen im engen und dann bebenden Ruhrstadion kann die Arena nicht unbedingt mithalten. Irgendwie sind die Fans an der Castroper Straße näher dran und vielleicht auch noch begeisterungsfähiger. Die VfL-Fans werden alles geben, um ihrer Mannschaft die Rückendeckung zu verschaffen, die nötig ist gegen ein Team voller Selbstvertrauen. Wie schon erwähnt, ein Publikumsliebling steht aber nicht zur Verfügung. Manuel Riemann wird als Motivator für die eignen Fans fehlen. Fortuna hat es noch nicht geschafft, auswärts bei einem Topspiel in 90 Minuten unter Flutlicht zu gewinnen. Doch dieses Thema wird für die Gäste in Bochum keine Rolle spielen. Viel mehr werden sich die Düsseldorfer ihren Pokal-Auftritt auf St. Pauli in Erinnerung rufen, als sie mit einer überaus kompakten Leistung dem Gegner kaum Raum und Möglichkeiten gegeben haben. Vorteil: Bochum

Der Trainer: Mit Heiko Butscher wird in Bochum nicht unbedingt erfolgreicher Fußball in Verbindung gebracht. Der Bochumer Feuerwehrmann auf dem Posten des Cheftrainers hat es nicht geschafft, den Weg zum Klassenerhalt auf direktem Wege zu finden. Ihm ist es nicht gelungen, seine Spieler so zu motivieren und einzustellen, dass die Mannschaft ohne Umweg das sichere Ufer in der Bundesliga erreichen konnte. Fortunas Chefcoach Daniel Thioune ist nicht nur unumstritten in Düsseldorf, dem 49-Jährigen trauen auch alle zu, dass er es schafft, sein Team in die Bundesliga zu führen. Er lebt seinen Traum, um 15.30 Uhr in der höchsten deutschen Liga an der Seitenlinie zu stehen. Er kann nur gewinnen, denn irgendwann wird er sein Ziel erreichen. Das steht wohl fest. Am liebsten will er das so schnell wie möglich und mit Fortuna schaffen. Mit seiner positiven Art, seinem taktischen Verständnis, seiner vertrauensvollen Menschenführung und mit seinem unerschütterlichen Glauben an den Erfolg hat er in Düsseldorf schon Berge versetzt. Die Mannschaft ist jedenfalls in der Lage, seine Ideen umzusetzen. Vorteil: Düsseldorf

Fazit: Es wird eine sehr enge Relegation, in der es auf Kleinigkeiten ankommen wird. Fortuna geht jedenfalls nicht als krasser Außenseiter in die beiden Begegnungen, weil der Schwung der vergangenen Wochen sie in diese Relegation getragen hat. Bochum hat zuletzt drei Jahre Bundesliga gespielt und verfügt daher über mehr Erfahrung. Beide Mannschaften kennen sich gut und die Gäste werden alles tun, um ihren letzten Besuch im Ruhrstadion mit einer 0:5-Niederlage vergessen zu machen. Die Zuschauer, neutral oder auf Seiten einer der beiden Mannschaften, dürfen sich auf eine dramatische Relegation mit unkalkulierbarem Ausgang freuen.