Düsseldorf. Absolute Kontrolle und schwächere Phasen wechselten sich beim 2:0-Sieg ab - die 5. Gelbe Karte ärgert Christos Tzolis und den Trainer

Noch sind es fünf Spieltage, und Fortuna Düsseldorf ist anscheinend in der 2. Fußball-Bundesliga auf einem guten Weg nach dem 2:0-Erfolg am Samstag in Wehen Wiesbaden, zumindest die Relegationsspiele zu erreichen. Und die Konkurrenz spielt auch mit, wenn man mal von den Kielern absieht, die eine großartige Saison spielen und offensichtlich zurzeit keine Schwächen zeigen. Der Hamburger SV ist durch das Unentschieden in Unterzahl in Magdeburg trotz großartiger Moral punktemäßig zurückgefallen und hat zudem weiterhin die schlechtere Tordifferenz. Der HSV muss also vier Punkte auf die Fortuna in den letzten fünf Spielen aufholen, um dem Thioune-Team den dritten Platz noch streitig zu machen.

Aber auch wenn jeder Fortune, der mit der Mannschaft oder dem Trainerteam zu tun hat, erklärt, dass er nicht auf die Tabelle schaut, könnte vielleicht noch mehr dabei herausspringen - und das wäre der direkte Aufstieg und damit das Erreichen von Platz eins oder zwei. Beides ist nicht allzu einfach, obwohl der FC St. Pauli daheim gegen Aufsteiger Elversberg überraschend patzte und plötzlich nur noch fünf Punkte Vorsprung und noch ein paar schwierige Spiele vor der Brust hat - unter anderem im Lokalderby beim HSV antreten muss.

Doch auch für die Mannschaft aus Düsseldorf werden die restlichen fünf Spiele keine Selbstläufer werden. Um beispielsweise am vorletzten Spieltag in Kiel zu bestehen, ist mehr nötig als die Leistung von Samstag in Wiesbaden. Fortuna hatte zuletzt beide Male Probleme, ins Spiel hineinzufinden, weil der Gegner mit einem anderen System begann, als es der Tabellendritte erwartet hatte. Das darf Fortuna nicht mehr passieren, da auch der SVWW nicht unbedingt zur absoluten Elite dieser Liga zählt. In der ersten Hälfte sah das Team der Fortuna am Samstag lange nicht so gut aus, hatte wenig Kontrolle, und einige unnötige Abspielfehler hätten sogar die Führung des Außenseiters ermöglichen können. Deshalb war das recht frühe 1:0 durch Shinta Appelkamp auch so wichtig, obwohl es dauerte, bis die Gäste dann endlich besser Fußball spielten.

Fortunen glauben, den Ausfall von Christos Tzolis auffangen zu können

Doch das nächste Problem ließ nicht lange auf sich warten und war so etwas wie ein kleiner Spaßverderber, der den Jubel nach dem insgesamt dann erfolgreichen Nachmittag trübte. Fortuna muss in der kommenden Heim-Begegnung mit der SpVgg. Greuther Fürth ohne den bislang erfolgreichsten Spieler auskommen. Christos Tzolis erhielt eine Gelbe Karte, die als fünfte der Saison eine Spielsperre nach sich zieht. Diese Verwarnung war völlig unnötig und zog sowohl den Ärger des Spielers als auch des Trainers nach sich. „Das ist zwar für uns eine Schwächung“, erklärte der aktuelle Abwehrchef Tim Oberdorf. „Aber wir haben ja bereits in Wiesbaden durch zwei andere Spieler einen Treffer erzielt.“ Da hat der Innenverteidiger der Fortuna natürlich nicht unrecht. Zudem macht es auch die Mannschaft etwas unberechenbarer, weil sich die Fürther nun nicht auf das Spiel von Tzolis konzentrieren können. Zumindest mit dieser These können sich Team und Trainer trösten. Hinzu kommt, dass der Grieche danach auch keine Angst mehr vor einer Spieltags-Sperre haben muss.

Eine wichtige Lehre aus dem Spiel ist auch die, dass es erneut gelang, durch taktische Korrekturen die Spielkontrolle zu verbessern. Die Zahl der Fehlpässe sank nach der Pause deutlich. Natürlich hatte auch der Platzverweis für den Gegner dazu beigetragen, dass mehr Raum zur Verfügung gestanden hat. Trotzdem muss die Fortuna-Defensive die Räume besser schließen, was über die gesamte Spielzeit nicht optimal gelang und die Konter der Gastgeber zumindest im Ansatz gefährlich machte. Da die Viererkette aber eigentlich alle Zweikämpfe gewann, fiel dieses Problem diesmal nicht so sehr ins Gewicht, und der Sieg konnte unspektakulär und letztlich auch souverän ins Ziel gebracht werden. Dennoch muss die Spielkontrolle und das Defensivverhalten im Mittelfeld und auf den Außenpositionen gegen offensiv stärkere Teams deutlich besser werden.

Garantiert dieselbe Aufstellung wie in der Vorwoche Stabilität?

Die Angst aber, gegen eines der schwächeren Teams zu verlieren und Punkte zu lassen, sollte nach dem Spiel in Wehen Wiesbaden nicht unbedingt der Zuversicht gewichen sein, dass es auch mit einer durchschnittlichen Leistung reicht, die Spiele für sich zu entscheiden. Es wäre fatal, sich jetzt auf irgendwelchen Verdiensten der Vergangenheit auszuruhen und eine übertriebene Selbstsicherheit zur Schau zu stellen. Derzeit kann sich Fortuna am ehesten selbst schlagen. Auch gegen Mannschaften, für die es um nichts mehr geht, bleibt der Druck groß. Der Trainer betonte, dass gerade in solchen Phasen die Gespräche mit den Spielern sehr wichtig seien. Diese führt er nicht nur allein mit seinen Profis, auch Mentaltrainer Axel Zehle ist gefordert. Fortuna muss nun den richtigen Weg finden, genügend Selbstsicherheit zur Schau zu tragen andererseits aber auch genügend Respekt vor dem Gegner und Demut vor den schwierigen, noch bevorstehenden Aufgaben zu entwickeln.

Eine wichtige Lehre ist zudem, dass durch dieselbe Aufstellung wie in der Vorwoche eine gewisse Stabilität gegeben ist. Zwar würden Jordy de Wijs und etwa Marcel Sobottka gerne wieder von Anfang an spielen. Aber der Trainer wird angesichts der wenigen Gegentore in den vergangenen Spielen sowohl an der zuletzt bewährten Aufstellung als auch am System mit mehr Kompaktheit festhalten. Und für den Ersatz von Tzolis wird sich das Trainerteam sicherlich auch eine gute Lösung einfallen lassen.