Düsseldorf. Alle drei Kandidaten für die offene Stelle als zentraler Angreifer überzeugen derzeit nicht. Aber Christos Tzolis ist in Topform
Nach dem Ausscheiden aus dem DFB-Pokal und dem geplatzten Traum in Leverkusen war der 2:0-Erfolg gegen Eintracht Braunschweig in der Liga die beste Antwort, die es aus Sicht von Fortuna Düsseldorf geben konnte. Es war kein Glanzstück, aber ungemein wichtig, im Kampf um den Aufstieg in der Spur zu bleiben. So war das große Lob verständlich, dass der Trainer seinen Spielern aussprach und von einer seriösen Lösung der schweren Aufgabe sowie einer Top-Leistung sprach. Dass nicht alles Gold war und Fortuna das Spiel durchaus früher und klarer hätte entscheiden können, fiel dann kaum noch ins Gewicht.
Fortuna hat dennoch ein Problem, dass die Mannschaft durch die Rückrunde begleitet. In der zentralen Position im Sturm tut sich in der Mannschaft zu wenig. Keiner der drei für diese Position in Frage kommenden Spieler ist derzeit in der Lage, zu überzeugen geschweige denn Möglichkeiten durch individuelle Klasse herauszuspielen oder sogar zu verwerten. Die Tore von Marlon Mustapha in Paderborn (3:4) und in Osnabrück beim 4:1-Erfolg sind die einzigen Treffer eines zentralen Fortuna-Stürmers in der Rückrunde. Das ist eigentlich für einen Aufstiegskandidaten keine gute Bilanz.
Das Tor zum 1:0 gegen Braunschweig könnte Felix Klaus für den Rest der Saison beflügeln
Im Spiel gegen Braunschweig sprangen erneut die Außenstürmer in die Bresche, falls man Christos Tzolis überhaupt als typischen Außenstürmer bezeichnen kann. Inzwischen ist der Grieche überall in der Offensive zu finden und auch deshalb kaum von den Gegnern zu kontrollieren. So ist derzeit der beste Scorer der Liga mit 18 Toren und neun Vorlagen für die Fortuna der Garant für Tore und Punkte. Dass auch Felix Klaus mal wieder ein Tor erzielt hat, tut dem 31-Jährigen sehr gut und kommt in der Schlussphase der Saison zum richtigen Zeitpunkt, da Klaus auch in der vergangenen Spielzeit zum Ende noch einmal richtig aufdrehte und zu den besten Fortunen zählte. Doch weiterhin wäre es wichtig, einen treffsicheren Mittelstürmer im Team zu haben, auf den sich der Gegner mehr als nur konzentrieren muss.
Vincent Vermeij ist im Augenblick ein Schatten seiner selbst. Der Niederländer vergab auch gegen Braunschweig zwei klare Möglichkeiten. Bei der besten Torchance des gesamten Spiels hätte er nur den Ball einschieben müssen, vergab aber kläglich aus kurzer Distanz. Vermeij hadert im Augenblick zu sehr mit seinem Spiel. Das hatte er zu Beginn der Saison offensichtlich auch getan, bis er dann im restlichen Verlauf der Hinrunde in einen Flow gekommen war und wichtige sowie viele Tore erzielt hat. Sein letzter Treffer datiert allerdings vom 17. Spieltag, als er in Magdeburg sogar zweimal beim 3:2-Sieg getroffen hatte. Seitdem herrscht bei ihm Flaute. Und je mehr er spielte, desto unsicherer und nervöser agierte Vermeij. Zwei Spiele über 90 Minuten und zwei Torbeteiligungen gelangen ihm nur noch in den vergangenen elf Ligaspielen. Im Pokal durfte er in Leverkusen nur für die letzten fünf Minuten auf den Platz.
Vermeij hat das Vertrauen seines Trainers offensichtlich verloren. Und nur der Schwäche seiner Konkurrenten auf dieser Position war es zu verdanken, dass der 29-Jährige mal wieder eine Chance bekommen hat. Doch das Lächeln, das Vermeij zum Ende der Hinrunde ständig zeigte, ist der Anspannung gewichen. Ihm fehlt ein Erfolgserlebnis, und deshalb hofft er natürlich, am kommenden Wochenende in Wehen Wiesbaden eine weitere Chance zu erhalten, um wieder an seine Bestform heranzukommen.
Marlon Mustapha durfte in Paderborn beim 3:4 nach der Pause auflaufen, traf dort einmal und war auch gegen Osnabrück mit einem Treffer erfolgreich. „Er ist der schnellste Spieler der drei Innenstürmer“, hatte Trainer Daniel Thioune ihn bezeichnet. So durfte der Österreicher auch in Leverkusen auf dieser Position für die Fortuna starten. Doch dort erlebte Mustapha mehr als nur einen gebrauchten Tag. Er kam weder in Laufduelle noch in normale Zweikämpfe richtig hinein. Der 22-Jährige enttäuschte erneut, nachdem er bereits in Osnabrück zwei große Chancen vergeben hatte und nicht gerade als idealer zentraler Angreifer in Erscheinung getreten war. Ihm fehlt noch die rechte Bindung im Team und offensichtlich hat er auch noch Probleme bei der Umsetzung der Spielidee von Fortuna.
Christoph Daferner galten große Hoffnungen, als er zu Beginn des Jahres von der Fortuna verpflichtet worden war. Er hatte zuvor in der 2. Bundesliga 17 Treffer erzielt, und sollte die Konkurrenzsituation im Düsseldorfer Sturmzentrum nach dem Abgang von Daniel Ginczek wieder beleben. Er gilt als laufstark und überzeugt auch bei der Erledigung seiner defensiven Aufgaben. Doch bis auf einen Treffer in der Vorbereitung hat der 26-Jährige für Fortuna noch keinen Pflichtspieltreffer erzielt. In Nürnberg, von wo er zur Fortuna gekommen ist, war es ähnlich zu Beginn der Saison. Nur in der ersten Pokalrunde war Daferner in Oberneuland mit einem erzielten Treffer erfolgreich. So lange er für einen weiteren Stürmer die Räume schafft, ist er wichtig. Wenn er allein in der Spitze spielt, wurde seine Torgefährlichkeit allerdings nicht deutlich. Große Einsatzchancen hat Daferner inzwischen nur noch deshalb, ähnlich wie bei seinen Konkurrenten, weil es keinen Spieler gibt, der auf dieser Position richtig überzeugen kann. Sich nachdrücklich für diese Position empfehlen konnte Daferner bislang nicht.
Weiterhin müssen auch andere Spieler als die Mittelstürmer treffen, um die nötigen Tore zum Aufstieg zu erzielen
Natürlich gäbe es auch andere Lösungen für die Mittelstürmer-Position. Aber Kandidaten wie Christos Tzolis und Emmanuel Iyoha werden auf anderen Positionen viel dringender gebraucht. Und auch Jona Niemiec hat gezeigt, dass er auf der Außenbahn über deutlich mehr Potenzial verfügt als in der Sturmzentrale. So muss das Trainerteam darauf hoffen, dass sich bei Vermeij der Knoten wieder löst. Dass der Niederländer es kann, hat er zum Ende der Hinrunde bewiesen. Christoph Daferner bräuchte dringend ein Erfolgserlebnis und Marlon Mustapha muss noch mehr und besser für die Mannschaft arbeiten. Zudem ist die Hoffnung da, dass weiterhin andere Spieler so erfolgreich sind, um die für den Aufstieg notwendigen Tore zu sorgen. Dafür muss aber auch die Defensive weiterhin einen so guten Job machen.