Düsseldorf. Bitteres 3:4 in Paderborn zeigt auf, dass es derzeit zu viele Schwachpunkte im Team gibt und der Abstand zur Spitze noch zu groß ist

Für Fortuna Düsseldorf war es nicht nur ein gebrauchter Tag, sondern auch eine unterirdisch schlechte erste Hälfte bei der 3:4-Niederlage in Paderborn. Es war nicht so, dass der Angstgegner ein überragendes Spiel abgeliefert hätte. Sogar der SCP-Trainer sprach von einem „perversen Halbzeitstand“ mit dem 3:0, den sein Team bis dahin herausgespielt oder vielmehr die Fortuna zugelassen hatte. Auch die Frage, warum es erneut die „normale“ Niederlage nach einem siegreichen Pokalspiel gegeben hatte, hinterließ nach dem Abpfiff nur Kopfschütteln und Niedergeschlagenheit. Wieder einmal hatte die Fortuna leichtfertig eine gute Möglichkeit verpasst, mit einem durchaus machbaren Sieg den Abstand nach oben zu verkleinern beziehungsweise gleich zu halten. Mit der Pleite in Ostwestfalen hat sich das Thioune-Team zumindest vorerst aus dem Kreis der Aufstiegsanwärter verabschiedet. Dazu offenbarte die Mannschaft in den 90 Minuten zu viele Schwächen.

Die Abwehr-Probleme in der ersten Hälfte waren selbst für den Laien unverkennbar. Das drückte sich nicht nur in den Gegentoren aus, sondern fast jeder Angriff des Gegners brachte die Fortuna in Verlegenheit, ohne dass jedes Mal daraus eine 100-prozentige Chance für die Gastgeber entstanden wäre. Die Frage, warum die Abwehr so schlecht harmonierte, wurde auf verschiedenste Weise beantwortet. Der Trainer gab mit seinen Auswechslungen ein deutliches Signal zur Pause. Denn Daniel Thioune wechselte die komplette linke Seite seiner Mannschaft aus und nahm Jordy de Wijs, Nicolas Gavory und auch Christos Tzolis vom Platz und brachte dafür einen Abwehrspieler und zwei Offensivkräfte. Das war das eindeutige Zeichen dafür, was und wen er für die Problem in der Deckung verantwortlich gemacht hatte.

Nach dem Abpfiff gab es keine direkten Schuldzuweisungen

Fortunas Kapitän wollte hingegen nicht so eindeutig auf die Schwächen dieser Mannschaftskameraden hinweisen. Andre Hoffmann erklärte die Schwächen so, dass es im Team unterschiedliche Auffassungen gegeben habe, wer wann und wie anläuft. Dadurch seien Lücken entstanden, die der Gegner eiskalt ausnutzte. Man habe nicht rechtzeitig und gut genug als Mannschaft verschoben, sagte Mittelfeldspieler Yannik Engelhardt, der mit seinem Tor zum 1:3 später die Aufholjagd einleitete. Eindeutig zu beobachten war, dass die Paderborner immer wieder diese Schwächen auf der linken Abwehrseite der Fortuna nutzten und zwei der drei Treffer auch über links vorbereiteten.

Dass in dieser miesen ersten Hälfte eine Vielzahl von Zweikämpfen verloren wurde und die Fortunen irgendwie nicht in der Lage waren, ihre Gegenspieler richtig zu stellen, war ein weiteres Problem. So ließen sie auch ihren Torhüter Florian Kastenmeier absolut hilflos aussehen, wenn dieser sich einem völlig frei abschließendem Paderborner bei den Toren gegenüber sah.

Entsprechend laut und emotional beschrieb Daniel Thioune seine Pausenansprache. Er packte seine Spieler bei der Ehre und machte ihnen die Unterschiede zum sehr guten Defensivauftritt beim Pokalspiel auf St. Pauli deutlich. Seine Umstellung auf eine Dreierkette trug Früchte, die Defensive der Gäste wirkte sicherer, was aber auch daran lag, dass der Gegner von der Wucht und der Wut der Fortunen nach der Pause völlig überrascht wurden. Allerdings machten die Fortunen auch beim zwischenzeitlichen 4:2 der Paderborner einschließlich des Torhüters keine gute Figur.

Schon in den ersten 45 Minuten hätten die Fortunen zwei oder drei Tore erzielen müssen

Zur Abwehrschwäche in diesem Spiel kam noch etwas hinzu, was ein Torfestival in Paderborn letztlich verhinderte. Zwar wurden immer noch insgesamt sieben Treffer erzielt, aber Fortuna hatte Chancen genug, um als sehr deutlicher Sieger vom Platz zu gehen. Bereits in der Anfangsphase hätten die Gäste mit konzentriertem Spiel die Abspielfehler und Unsicherheiten der Gastgeber konsequenter nutzen können. Bei den ersten Abschlüssen von Christoph Daferner und Jona Niemiec war allerdings nicht die letzte Entschlossenheit zu beobachten. Und dann konnte sich auch noch SCP-Keeper Pelle Boefink bei einem Kopfball von Ao Tanaka auszeichnen. Allerdings, als gleich vier Fortunen quasi allein auf das Tor der Paderborner zustürmten, hätte es einen erfolgreichen Abschluss geben müssen. Doch Niemiec brachte unbedrängt das Kunststück fertig, das leere Tor aus 35 Metern zu verpassen.

Nach der Pause wurde das Festival der verpassten Torchancen noch spektakulärer. Zwar trafen die Gäste insgesamt dreimal, aber es war für niemandem mit einem rot-weißen Herz zu fassen, dass zunächst Daferner aus fünf Metern nicht in der Lage war, freistehend das Tor zu treffen. Und beim Stand von 3:4 hatte dann auch noch Vincent Vermeij die Möglichkeit, aus zwei Metern, nur noch den Fuß richtig hinzuhalten, um zumindest ein Unentschieden zu sichern.

Diese ganzen Fehlleistungen trugen dazu bei, dass der Frust verständlicherweise nach dieser Partie riesig war. Eine große Chance, endlich einmal gegen einen insgesamt schwachen Angstgegner zu gewinnen, hatten die Fortunen leichtfertig in Abwehr und Angriff vergeben. Es war nicht so, wie es der Kapitän sagte, nur die Fortuna-Defensive hätte das Spiel verloren. Diese Niederlage muss sich die gesamte Mannschaft auf die Fahne schreiben lassen. So viele Torchancen, wie die Fortuna in Paderborn hatte, wird sie gegen einen Gegner in der Liga wohl nie wieder erhalten. Der Ärger aller Beteiligten ist also durchaus berechtigt. Die Mannschaft muss daraus lernen, doch der Effekt könnte in dieser Saison zu spät einsetzen, auch wenn noch 14 Spiele in dieser Saison auf dem Programm stehen.