Dortmund. Nach seinem Abschiedsvideo erhält Marco Reus einen vorzeitigen, aber schon gebührenden Abschied der BVB-Fans. Sebastian Kehl adelt ihn.
Marco Reus verließ nach der Partie von Borussia Dortmund gegen den FC Augsburg (5:1) die Kabine alleine. Er lächelte kurz und wartete dann auf den Aufzug, der ihn nach oben ins Stadion bringen sollte. Am Freitag hatte der 34-Jährige verkündet, dass er den BVB am Saisonende verlassen wird. 2012 wechselte das damals aufstrebende Talent von Borussia Mönchengladbach für 17,5 Millionen Euro zum Revierklub. Sein Ende hatte sich angedeutet.
+++ Reus, Wätjen, Nmecha - ein BVB-Nachmittag fürs Herz +++
Bei der durchrotierten Elf gegen Augsburg fand Reus seinen Platz in der Startformation. Dass der Edeltechniker sich mit Traumtoren, Kampf und Loyalität in die Herzen der Borussen gespielt hat, steht außer Frage. Als der Stadionsprecher bei gewohnt außergewöhnlicher Kulisse die Aufstellung bekannt gab, schien es so, als ob jeder einzelne BVB-Anhänger für den Publikumsliebling die Stimmbänder ans Limit brachte.
Welche Leichtigkeit er in seinem rechten Fuß immer noch besitzt, stellte er im Eins-gegen-Eins-Duell gegen den Augsburger Schlussmann Tomas Koubek unter Beweis. Er drosselte sein Tempo und lupfte den Ball frech zum 4:1 (34.) ins Netz. Kaum brachte der Stadionsprecher seine übliche Tor-Ansage ans Ende, schallten von der Südtribüne lautstarke „Marco Reus“-Sprechchöre durch den Signal-Iduna-Park. In der Mitte der zweiten Hälfte zeichnete er sich erneut aus. An der rechten Strafraumkante hob er den Kopf und legte den Ball überlegt zu Felix Nmecha, der anschließend zum 5:1 traf (64.).
BVB-Fans mit vorzeitiger Verabschiedung
Dann wurde die ohne hin schon laute Atmosphäre noch lauter. Der Vierte Offizielle streckte die Anzeigetafel mit der roten Elf in die Luft. Keine Sekunde zögerten die Fans, sie ebneten Reus´ Weg an die Seitenlinie lautstark klatschend mit Standing Ovations. Der Mittelfeldallrounder ging im Schritttempo zur Außenlinie und drehte sich dabei applaudierend zur Südtribüne. Kaum rollte der Ball wieder, zollte ihm das Dortmunder Stadion erneut den verdienten Respekt und stimmte „Marco Reus“-Gesänge an.
Nach der gelungenen Generalprobe vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen Paris Saint-Germain ließ sich die Mannschaft von den Fans zurecht feiern. Reus klatschte erst mit seiner nach Abpfiff auf den Rasen laufenden Tochter ein, ehe er mit ihr zur Mannschaft ging. Sportdirektor Sebastian Kehl bezeichnete Reus als „einen der größten Spieler, die der Klub jemals hervorgebracht hat“.
BVB vor Einzug ins Finale der Champions League
Auf eine gebührende Verabschiedung, so Kehl, dürfen sich der Verein, die Fans und in erster Linie Marco Reus nach der Saison freuen. Denn zuerst konzentriert sich der BVB auf den Einzug in das Champions League Finale.