Wolfsburg. Borussia Dortmund kommt in Wolfsburg nicht über ein 1:1 hinaus. Dem BVB fehlt nach der Führung die Konstanz im eigenen Spiel.
Jadon Sancho nahm sich den Ball und versuchte es mit einem Dribbling. Wie oft sah man das am Samstagnachmittag in Wolfsburg? So recht durchsetzen konnte sich der Flügelstürmer von Borussia Dortmund aber nicht, und damit stand er sinnbildlich für den BVB-Auftritt beim zuletzt schwachen VfL Wolfsburg. Mit 1:1 (1:0) trennten sich die beiden Teams vor 28.107 Zuschauerinnen und Zuschauer – ein Rückfall. Niclas Füllkrug brachte Dortmund nach acht Minuten in Führung, Yannick Gerhardt schoss Wolfsburgs Ausgleich. Der BVB benötigt nun wieder eine klare Steigerung, um im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League am Dienstag bei der PSV Eindhoven zu bestehen.
Zwei Änderungen nahm Trainer Edin Terzic im Vergleich zum überzeugenden 3:0-Heimsieg gegen den SC Freiburg vor. Eine davon überraschte wenig. Jadon Sancho rotierte für Jamie Bynoe-Gittens, der zuletzt überspielt wirkte, auf der linken Angriffsseite in die Startelf. Mit der anderen Wechsel allerdings war so nicht zu rechnen. Der gegen Freiburg mit zwei Toren herausragende Offensivespieler Donyell Malen saß zunächst auf der Bank. „Donny hat sich leicht am Knie verletzt“, berichtete Terzic vor Anpfiff. Seinen Platz übernahm Julian Brandt.
BVB: Mats Hummels zunächst auf der Bank
Für Routinier Mats Hummels war derweil erneut keine Stelle in der Innenverteidigung frei. Nico Schlotterbeck und Niklas Süle haben sich in den vergangenen Wochen durch solide Leistungen in Abwesenheit Hummels‘ (erkrankt) festgespielt. Nicht mit nach Wolfsburg gereist waren Mittelfeldspieler Felix Nmecha (Reha nach Hüftverletzung), Flügelstürmer Karim Adeyemi (Muskelprobleme), Angreifer Sebastien Haller (Sprunggelenksverletzung) sowie Linksverteidiger Ramy Bensebaini (Infekt).
Man sah den Dortmundern zunächst an, dass ihn der Auftritt gegen Freiburg Selbstvetrauen gegeben hat. Die erste Chance hatten zwar die Wolfsburger durch einen Schuss von Kevin Behrens, den Torwart Gregor Kobel mit einer sehenswerten Flugparade abwehrte und anschließend tief durchschnaufen konnte, weil Lovro Majer den Nachschuss ans Außennetz wuchtete. Danach aber war der BVB im Dreier-Aufbau mit Kapitän Emre Can um Kontrolle bemüht.
Und die erste Gelegenheit nutzten die Dortmunder gleich. Marcel Sabitzer spielte einen perfekten langen Steilpass auf Marco Reus. Der Angreifer zog in den Strafraum und wurde geblockt. Doch Reus gab dem Ball genügend Schwung mit, sodass ihn der mitgelaufene Niclas Füllkrug in der Mitte ins Tor abfälschte – schon sein sechstes Tor nach der Winterpause (9.).
Doch die kriselnden Wolfsburger schüchterte der frühe Rückstand nicht ein, die Niedersachsen versuchten immer wieder Nadelstiche zu setzen. Kevin Paredes‘ Kopfball ging flog nur knapp daneben (28.). Dortmunds Ian Maatsen hatte vorher zweimal leichtfertig den Ball vertändelt.
BVB gegen Wolfsburg mit vielen Unterbrechungen
Es entwickelte sich eine zerfahrene Partie mit vielen technischen Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten. Bedingt wurde der fehlende Rhythmus aber vor allem durch die häufigen Unterbrechungen. Immer wieder warfen Wolfsburger Fans Tennis-Bälle und Flummis auf den Rasen, Schiedsrichter Martin Petersen musste die Partie mehrfach unterbrechen.
Als die Partie für längere Zeit ohne Pause weiterlaufen konnte, drängte der VfL auf den Ausgleich. Julian Ryerson klärte zunächst eine gefährliche Hereingabe vor Jonas Wind (45.+7), eine Minute später lenkte Kobel einen Schuss von Behrens in höchster Not an den Pfosten. Petersens Halbzeitpfiff bewahrte den BVB vor dem zweiten Gegentor in 2024.
Und auch der zweite Durchgang war zunächst von Protesten bestimmt, diesmal aus dem Dortmunder Lager. Zuvor gab es eine Chance des BVB durch Sabitzer, der aus der zweiten Reihe zu zentral auf Koen Casteels schoss (48.). Auf der Gegenseite musste sich später Kobel strecken, um den abgefälschten Ball von Ridle Baku zu erreichen (60.).
VfL Wolfsburg kommt gegen BVB verdient zum Ausgleich
Die Wolfsburger drückten nun – und kamen mittlerweile verdient nach einer Ecke zum Ausgleich, aus Dortmunder Sicht eine Verkettung inkonsequenter Szenen. Erst faustete Kobel den Ball nicht weit genug weg, dann klärte Reus per Kopf nur nach oben. Und aus dem nun im Fünfmeterraum herrschenden Getümmel schlug Yannick Gerhardt Kapital, der höher als alle anderen sprang und zum 1:1 einnickte (64.).
Im Anschluss stabilisierte sich die BVB-Defensive. Doch wie schon über viele Phasen in dieser Saison fehlte den Dortmundern auch in der zweiten Hälfte eine Struktur im Spielaufbau, gefährlich ins letzte Drittel stießen sie nicht vor. Niklas Süles scharfe Hereingabe in der Nachspielzeit, die knapp keinen Abnehmer fand, blieb die gefährlichste Aktion.