Darmstadt. Chelsea-Leihgabe Ian Maatsen legt ein starkes Debüt für den BVB hin. Er hat gute Chancen, sich einen Stammplatz zu erarbeiten.
Ian Maatsen wirkte am Samstagabend ein wenig unbeholfen. Borussia Dortmunds Profis stellten sich vor dem Gästeblock im Stadion am Böllenfalltor auf, nahmen sich gegenseitig in den Arm. Die Fans gaben den Takt vor, dann hüpften die Spieler auf und ab. Und zur Tradition beim BVB gehört es nach Siegen dann auch, dass sie sich gegenseitig ein wenig herumschubsen.
Maatsen schien das ziemlich zu irritieren. Als seine neuen Mitspieler durch die Gegend sprangen, spazierte der Niederländer mitten durch die Menge und schaute sich um: Was tun die hier bloß?
BVB: Ian Maatsen gleich eine Verstärkung
Glücklicherweise wirkte der Linksverteidiger des BVB, der in der vergangenen Woche ohne Kaufoption vom FC Chelsea ausgeliehen worden war, um das Personalloch auf der linken Abwehrseite zu füllen, in den 90 Minuten zuvor alles andere als unbeholfen. Maatsen stand beim 3:0 (1:0) bei Darmstadt 98 gleich in der Startelf und deutete an, dass er eine große Verstärkung für die Dortmunder in den kommenden Monaten sein kann.
„Er hat keine Art von Nervosität gezeigt“, staunte Sportdirektor Sebastian Kehl. „Gratulation in diesem Alter hier so ein Spiel abzuliefern.“ Denn die Bedingungen beim eklig zu bespielenden Tabellenletzten waren alles andere als einfach, besonders dann, wenn man als Zugang in eine verunsicherte Mannschaft stößt. „Er war sehr abgeklärt in vielen Aktionen, hat unglaublich viel Ruhe im Ballbesitz gehabt und Situationen fußballerisch toll gelöst, war immer wieder am Umschaltspiel beteiligt“, lobte Kehl.
BVB: Ian Maatsen kann mehr als eine Alternative sein
Beim Debüt von Sancho ging etwas unter, dass Maatsen noch ein Stück mehr überzeugte als der Engländer – was grundsätzlich nicht verwunderlich ist. Anders als Sancho hat Maatsen in den vergangenen Monaten regelmäßig trainiert und gespielt. Die Berufung für die Startelf durch Trainer Edin Terzic kam daher nicht ganz überraschend. Für Sportdirektor Kehl war eine richtige Entscheidung, Maatsen gleich auf den kalten Rasen zu werfen. „Er hat gezeigt, was wir uns von ihm erhoffen“, so der 43-Jährige.
Maatsen überzeugte vor allem durch seine Passquote, die bei 94 Prozent lag. Ins Offensivspiel brachte der 21-Jährige immer wieder kreativen Input, schaltete sich dank seiner Geschwindigkeit auch über den linken Flügeln mit nach vorne ein – die erste gefährliche Flanke des Spiels schlug er auf Julian Brandt (20.). Insgesamt spulte er mehr als zwölf Kilometer ab. „Er hat mutig gespielt, solche Spieler brauchen wir“, schwärmte Torwart Gregor Kobel.
Verpflichtet worden ist Maatsen, um zunächst die Abwesenheit von Ramy Bensebaini (Afrika-Cup) und Julian Ryerson (Verletzung) zu kompensieren. Bestätigt Maatsen den ersten Eindruck, wird vor allem Bensebaini in die Herausforderer-Rolle schlüpfen, da Ryerson als rechter Verteidiger eingeplant ist.