Leipzig. Beim BVB musste Marco Rose vorzeitig gehen, in seiner Heimatstadt hat er das Glück bei RB Leipzig gefunden. Warum er dort ruhiger arbeitet.
Den Luxus, den sich Marco Rose gestern leisten konnte, verdankte er den vergangenen sieben Tagen. Sie begannen mit einem 2:1 gegen den 1. FC Heidenheim vergangenen Samstag, setzten sich fort mit einem Weihnachtsfeiertraining für die Mitglieder der offiziellen Fanclubs von RB Leipzig am Mittwoch und mündeten für den Trainer des sächsischen Bundesligisten in die entspannte Erkenntnis, dass es auch sein Gutes hat, im DFB-Pokal schon ausgeschieden zu sein. So brauchte er keine Fragen zu einer möglichen Pleite beantworten.
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Es gab also keine Not, über hausinterne Probleme zu sprechen. Stattdessen durfte er über Herausforderungen reden so wie der, heute auf Borussia Dortmund zu treffen, den einen Rang unter dem eigenen vierten angesiedelten Tabellennachbarn (18.30 Uhr). Und er konnte anstatt über sich selbst über den Gegner mutmaßen, immer ein Zeichen dafür, dass es in den eigenen vier Wänden gerade ruhig ist. Weil der BVB unter der Woche mit einem 0:2 gegen den VfB Stuttgart ebenfalls im Pokal die Segel streichen musste, erwartet Rose einen grimmigen Kontrahenten. „Man kann davon ausgehen, dass sie in einem Heimspiel mit dem Druck, der da auf dem Kessel ist, anders auftreten, sagte der RB-Trainer und ist gewarnt: „Wir können einen offenen Fight erwarten.“
RB Leipzig: Zuletzt viele negative Ergebnisse
Es gehört zu den Überkreuzgeschichten dieser Partie, dass Rose mal Trainer in Dortmund gewesen ist, und zwar eine Saison lang bis Sommer 2022. Damals hieß es, der frühere Salzburg- und Mönchengladbach-Coach habe aus dem schwarz-gelben Kader nicht alles Mögliche herausgeholt. Und auch bei RB ist gerade nicht alles rosig, weil dem Sieg gegen Heidenheim ein – zugegeben lässliches - 2:3 in der Champions League bei Manchester City vorausging, ein 1:2 in Wolfsburg, ein 0:2 in Mainz und ein weiteres 1:2 gegen die „Wölfe“ im Pokal.
In der Summe liest sich die Bilanz der vergangenen zehn Partien mit sechs Siegen und vier Pleiten deshalb ähnlich problematisch wie die fünf Siege, zwei Remis und drei Niederlagen seines BVB-Kollegen Edin Terzic. Doch für Rose hat sich das Umfeld im Vergleich zu seiner Dortmunder Zeit gravierend verändert.
Dazu trägt bei, dass der Chefcoach gebürtiger Leipziger ist, sein Kredit bei Fans und Vor-Ort-Beobachtern ist daher nahezu grenzenlos. Dazu gehört auch, dass Rose am Cottaweg jede Menge Beinfreiheit genießt, weil der frühere Sportchef Max Eberl ihm zugetan war, weil der aktuelle Sportchef, Ex-Schalke-Mitarbeiter, Rouven Schröder es ebenfalls ist, und weil es auf der Geschäftsstelle neben dem Trainerkabuff keine großkopferten Funktionäre gibt, sondern moderate Fachkräfte, die die verbindliche Art des Trainers ebenso schätzen wie die Mitarbeiter an der Rezeption. Der 47-Jährige bewegt sich mit kräftigem Schritt, Humor und hochgekrempelten Ärmeln selbstsicher durch die Flure und über die Trainingsplätze der Akademie.
Ansprüche bei RB sind anders als beim BVB
Es sind aber auch die Ansprüche andere. Nicht, dass der immer noch mächtige Aufsichtsratschef Oliver Mintzlaff nach seinem Wechsel in die Geschäftsführung von Hauptsponsor Red Bull nicht weiter Leistung und Ergebnisse erwartet. Minimum Rang vier zu erreichen, daran wird Rose am Ende der Saison gemessen werden. Doch bis dahin kann er weitgehend ruhig arbeiten, auch weil man beim Pokalsieger im Sommer einen XXL-Umbruch mit zehn neuen Spielern hingelegt hat, vor dessen Hintergrund RB geradezu überperformt.
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Es lassen sich in diesem Licht auch Roses Zahlen sehen und schützen ihn momentan vor Wirbel, Aufregung und Getuschel. Mit 64 Prozent hat er die beste Siegquote eines RB-Trainers seit der Grünung des Vereins 2007.
Interessanterweise hält er denselben Rekord auch beim BVB, bei dem Terzic in dieser Saison gerade mal auf 53,8 Prozent kommt. Es könnte den Leipziger Trainer dazu veranlassen, mit einer gewissen Genugtuung an die alte Wirkungsstätte zu fahren, wo man Terzics zweite Inamtsetzung auch als Befreiungsschlag nach einer vermeintlich vertanen Spielzeit unter Rose feierte. Doch den RB-Trainer zeichnen noch zwei weitere Eigenschaften aus, die man in Leipzig schätzt: Er grollt nicht. Und er kennt das Geschäft. Schon mehrmals wies er auf eine Verhaltenskonstante im Fußball-Business hin, die ihn immer in der Gegenwart hält. Heute wirst du gefeiert - und morgen schnell auch mal gefeuert.