Dortmund. Nach den Pleiten gegen Bayern und Stuttgart muss der BVB gegen Gladbach die Wende schaffen – sonst könnte es ungemütlich werden.

Felix Nmecha wird also kein Teil der Lösung sein, soviel zumindest ist seit Donnerstag klar. Der Nationalspieler, der schon die Länderspielreise wegen Hüftproblemen absagen musste, fehlt auch im Bundesligaspiel von Borussia Dortmund gegen die Gladbacher Borussia am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Und nicht nur das: „Wir gehen davon aus, dass er in diesem Jahr nicht mehr zum Einsatz kommen wird“, sagt BVB-Trainer Edin Terzic. Zu hartnäckig ist die Verletzung und noch dazu an einer ungünstigen Stelle, sodass sich mit Therapie nicht viel erreichen lässt – einzig eine Belastungspause verspricht Besserung.

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Nun ist ein Ausfall Nmechas nicht unbedingt dazu geeignet, Schockwellen durch die Republik oder auch nur durch Dortmund zu jagen, der Neuzugang tut sich noch schwer in neuer Umgebung und lieferte zuletzt zwei äußerst schwache Bundesligaspiele ab. Das allerdings hat er mit so ziemlich allen seiner Mannschaftskollegen gemein, beim 0:4 gegen den FC Bayern und mehr noch beim 1:2 gegen den VfB Stuttgart erlebte Dortmund das, was man einen Totalausfall nennt. Kein Spieler erreichte die gewohnte Form oder überhaupt nur Bundesliganiveau, die Abstimmung passte nicht, die Ausrichtung auch nicht, man lief dem Gegner fast nur hinterher und wenn man doch mal Zugriff hatte, verlor man den Zweikampf.

Der BVB hat sich in eine prekäre Situation gebracht vor der Länderspielpause, durch die beiden Niederlagen ist der Kontakt zur Spitze abgerissen. Und die eklatant schlechten Leistungen haben viele Fragen aufgeworfen, die altbekannten nach der Mentalität der Mannschaft – aber auch viele neue nach der Qualität. Ist der BVB im Herbst 2023 noch eine Spitzenmannschaft?

Karim Adeyemi musste zum Rapport

Es sind Fragen wie diese, die dem Heimspiel gegen Gladbach im erneut ausverkauften Stadion vor 81.365 Zuschauern nun eine immense Bedeutung zukommen lassen. Weitere Punktverluste kann sich der BVB nicht erlauben, weitere Zweifel auch nicht. „Wir werden das nicht so stehen lassen“, kündigt Terzic an. Theoretisch hatte er nun zwei Wochen Zeit, das Geschehene mit der Mannschaft aufzuarbeiten, praktisch waren die meisten Spieler mit ihren Nationalmannschaften unterwegs. Die, die in Dortmund geblieben waren, bekamen dennoch einiges zu hören, allen voran Karim Adeyemi.

Der hatte sich zuletzt Schelte vom DFB-Präsidenten anhören müssen, weil er nicht zur U21-Nationalmannschaft hatte fahren wollen. Schelte, die Terzic für in Ordnung hält. Und Schelte gab es auch von den BVB-Verantwortlichen, Terzic wie auch Sportdirektor Sebastian Kehl führten in den vergangenen Tagen nach Informationen dieser Redaktion nachdrückliche Gespräche mit dem Flügelflitzer, um ihm deutlich zu machen, dass ein ganz anderes Auftreten und eine sehr viel bessere Leistung als zuletzt erwartet wird.

Dortmund-Trainer Edin Terzic fordert mehr Intensität

Die übrigen Spieler haben ab Donnerstag zu hören bekommen, was das Trainerteam von ihnen erwartet. „Wir müssen ganz anders in Spiel hineinkommen, dürfen nicht in den ersten 75 Sekunden schon vier Ballverluste haben, weil wir überrascht scheinen durch die Intensität des Gegners“, fordert Terzic.

„Wir müssen ganz anders in Spiel hineinkommen, dürfen nicht in den ersten 75 Sekunden schon vier Ballverluste haben, weil wir überrascht scheinen durch die Intensität des Gegners.“
Edin Terzic, BVB-Trainer

Überraschend dürfte das für die Spieler nicht werden, eine hohe Intensität hatte der Trainer ja schon gegen die Bayern und gegen den VfB eingefordert – die gehört ja zu den Grundlagen eines erfolgreichen Bundesligaspiels. Geboten aber bekam er nun zweimal das genaue Gegenteil. Und nicht einer oder zwei Spieler hingen durch, das ließe sich mit Auswechslungen ja beheben. Nein, die ganze Mannschaft hing durch. Entsprechend ratlos sind die Verantwortlichen noch immer – und entsprechend angespannt ist die Stimmung nun rund ums Trainingsgelände der Dortmunder Borussia im Stadtteil Brackel.

Der BVB macht acht Spiele in 25 Tagen

Es kommt ja einiges zu auf den BVB in der nächsten Zeit: Acht Spiele in 25 Tagen, nach Gladbach warten die Bundesliga-Hochkaräter Bayer Leverkusen und RB Leipzig, zudem geht es im DFB-Pokal erneut nach Stuttgart und in der Champions League gegen die AC Mailand und Paris. Man kann einiges geraderücken in diesen Partien, man kann aber auch richtig viel verlieren. Ein Grund mehr, sich gegen Gladbach keinen Ausrutscher zu erlauben – gegen eine Mannschaft, deren Formkurve zuletzt nach oben zeigte.

„Die jüngsten Leistungen und Ergebnisse zeigen, dass sie sehr gut und stabil unterwegs sind“ lobt Terzic. „Wenn man das letze Spiel gegen Wolfsburg ansieht, weiß man, wozu die Mannschaft in der Lage ist.“ Das nämlich gewannen die Gladbacher 4:0, was viele der Grundsatzdiskussionen verstummen ließ, die in Dortmund gerade aufkommen – und die Terzic möglichst schnell wieder beenden will. „Wir werden Verantwortung für letzten beiden Spiele in der Bundesliga mitnehmen in dieses Spiel, um zu zeigen, dass wir es besser können“, sagt der Trainer. Ansonsten könnte es in Dortmund sehr schnell sehr ungemütlich werden.