Dortmund. . Der BVB erlebt nach dem 4:2 über Union Berlin ein erstes Hoch in der jungen Saison. Marco Reus hat daran seinen Anteil - aber auch andere.
Länderspielpausen bei Borussia Dortmund charakterisieren sich in der Regel dadurch, dass die wichtigsten Spieler auf Reisen sind, um ihren Nationalmannschaften zu helfen. Diesmal zeichnet sich ein differenzierteres Bild ab. Mats Hummels, 34, kehrt nach langer Pause wieder zur deutschen Nationalmannschaft zurück, reist mit ihr in die USA. Andere, die auch gerne in die Vereinigten Staaten mitfliegen würden, bleiben zu Hause. Etwa Verteidiger Nico Schlotterbeck. Und BVB-Kapitän Emre Can.
BVB-Glücksgefühle in der Länderspielpause
Sie alle aber eint, dass sie dafür gesorgt haben, dass ihr Klub mit Glücksgefühlen in die Pause geht, dass nach Wochen, in denen in der Bundesliga nur die Ergebnisse stimmten, die Fans wieder von ihren Sitzen gerissen wurden. Beim 4:2-Erfolg über Union Berlin am Samstagnachmittag klappte längst nicht alles, trotzdem war es ein Sieg fürs Herz, durch den sich der Vizemeister endgültig in der Spitzengruppe der Liga eingenistet hat.
Vielleicht kann in dieser Spielzeit doch viel mehr entstehen, als es die ersten Auftritte vermuten ließen.
„So wird es schwer gegen uns“, meinte Sportdirektor Sebastian Kehl. „Wir haben erneut eine Willensleistung gezeigt, Mentalität, aber auch fußballerisch war es richtig ansehnlich.“ Heraus ragten in Hälfte zwei Marco Reus und Nico Schlotterbeck, der die Fans mit einem Traumtor beglückte. Felix Nmecha überzeugte als alleiniger Sechser. Emre Can riss das Aufbauspiel an sich. Möglich wurde all dies durch eine entscheidende Umstellung von Trainer Edin Terzic.
BVB-Kapitän Emre Can lächelt, aber möchte nichts sagen
Am Samstagabend, die Begegnung war seit knapp einer Stunde abgepfiffen, schritt jener Can im Trainingsanzug aus der Kabine. Freundlich verabschiedete sich der Kapitän beim Sicherheitspersonal, grüßte die wartenden Journalistinnen und Journalisten, verzichtete aber darauf, das Spiel einzuordnen. Vermutlich weil er wusste, dass er dann auch über die Enttäuschung hätte sprechen müssen, dass ihn der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht berücksichtigt hat. Allerdings, gegen Berlin hatte Can entscheidenden Anteil an der mitreißenden zweiten Hälfte.
1:2 lagen die Dortmunder zur Pause zurück, zuvor hatte Nationalstürmer Niclas Füllkrug nach einem Eckball von Marco Reus die frühe Führung (7.) erzielt. Robin Gosens (9.) per Kopf mit Hilfe von Füllkrug und Leonardo Bonucci durch einen von Hummels verursachten Strafstoß (31.) drehten das Spiel, dessen Fluss durch lange Unterbrechungen durch den Videobeweis etwa beim zurückgenommen Unioner Kopfballtreffer des Ex-Schalkers Alex Kral (18.) erheblich gestört wurde.
Eine entscheidende BVB-Idee von Edin Terzic
In der Pause aber rüttelte Terzic seine Spieler wach, es sei laut geworden, erzählte Torhüter Gregor Kobel. Dortmund stellte in der Defensive auf eine Dreierkette um, in deren Zentrum Emre Can rückte. Julian Brandt wurde eingewechselt und erzielte das 3:2 nach einer umsichtigen Vorarbeit von Reus (54.), schon zuvor hatte Schlotterbeck den Ball mit seinem linken Fuß aus gut 20 Metern in den rechten Winkel gedroschen. Julian Ryerson erhöhte auf 4:2 (71.).
Die Stimmung? Bemerkenswert. „Wenn die Fans sehen, dass wir kämpfen und spielen, gibt es einen unfassbaren Energie-Austausch“, sagte Hummels, durch 207 Siege im schwarz-gelben Trikot jetzt neuer Rekordhalter vor Michael Zorc.
„Wir wollten zu dritt aufbauen, damit unsere Innenverteidiger Überzahlsituationen schaffen können. Emre war zudem besser im Spiel“, erklärte Edin Terzic und lobte Nico Schlotterbeck, der im Training häufig Weitschüsse wie beim Ausgleich versuche. „Da klappt das aber nicht immer.“ Diesmal schon.
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Terzic wird Schlotterbeck in der Länderspielpause auf dem Trainingsplatz sehen. Niclas Füllkrug, Julian Brandt, Niklas Süle und Mats Hummels reisen hingegen mit der Nationalmannschaft auf den weit entfernten Kontinent. Erst am übernächsten Mittwoch werden die Spieler zurückkehren, schon am Freitag steht dann das Heimspiel gegen Werder Bremen an (20. Oktober, 20.30 Uhr/DAZN). „Wir haben das ein paar Mal beklagt, jetzt ist es auch gut“, meinte Sebastian Kehl. „Wir werden versuchen, unsere Maßnahmen anzupassen, damit wir am Freitag bestmöglich vorbereitet sind.“ Grundsätzlich sei die Heim-Europameisterschaft 2024 ein großes Ziel für alle. „Gute Leistungen im Klub helfen dabei.“
Erste Stimmen bringen deswegen nach der DFB-Rückkehr von Mats Hummels auch wieder Marco Reus ins Spiel. Die beiden Granden des BVB-Kaders, beide 34 Jahre alt, prägen die derzeitigen Erfolge. Wer hätte das vor der Saison erwartet?