Dortmund. . Bei Borussia Dortmund gibt es für Trainer Edin Terzic einiges aufzuarbeiten. Die BVB-Fans sind gereizt.
Es gab nicht nur Höhen, die Edin Terzic mit Borussia Dortmund erklommen hat, sondern auch Täler, aus denen er sich mit seiner Mannschaft herausarbeitete. Dieses Mal auch?
BVB rennt jetzt schon einem Rückstand hinterher
Diesmal befindet sich der Vizemeister in einem Stimmungstief, das so trotz der Probleme in der Vorbereitung nicht zu erwarten war. Eigentlich schien der Start vorgezeichnet, Köln, Bochum, Heidenheim sollten geschlagen werden, um sich so ein Polster zu holen für die Phase, in der es richtig knackig wird, wie es im Fußball gerne heißt.
Stattdessen hat Borussia Dortmund nur fünf Punkte aus diesen drei Spielen geholt, nach dem grotesken 2:2 gegen Heidenheim pfiffen die Fans so laut wie lange nicht mehr, das vielbeschriebene neue Band zwischen Tribüne und Mannschaft ist gerissen.
BVB in der Länderspielpause: Viele Spieler sind auf Reisen
Aufzuarbeiten gibt es viel: Die taktischen Schwierigkeiten, als die Heidenheimer immer frecher wurden, die vielen Fehler, die mangelnde Gegenwehr mit fortlaufender Spielzeit. Die Dortmunder wirkten ausgelaugt, platt. So trete keine Spitzenmannschaft auf, schimpfte Terzic. Und: „Wenn wir damit nicht aufhören, wird es sehr schwer sein, irgendwann mal was zu feiern.“
Genau dies, also etwas zu feiern, soll aber endlich wieder gelingen. Nur steht der Trainer vor dem Problem, dass sich ein Großteil seines Kaders in der Länderspielpause bei seinen Nationalmannschaften befindet. Bis zum nächsten Bundesliga-Spiel beim SC Freiburg (16. September/15.30 Uhr) bleibt Terzic kaum Zeit, mit allen Profis zu arbeiten. Wie geht es weiter?
BVB: Edin Terzic muss sich einen Vorwurf gefallen lassen
„Wir werden die Länderspielpause nutzen, um in die Analyse zu gehen. Das bleibt intern. Natürlich werde ich mich mit dem Trainer und dem Sportdirektor austauschen, sie sind jetzt in allererster Linie gefragt“, sagt Hans-Joachim Watzke dieser Redaktion. Die Unterstützung während des Spiels am Freitagabend sei „sehr gut“ gewesen. „Wie unsere Fans bei der Einwechslung von Niclas Füllkrug reagiert haben, das war außergewöhnlich. Dass es dann nach dem Spiel Pfiffe gab, ist nachvollziehbar. Das war vollkommen in Ordnung.“
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Dass jener Niclas Füllkrug, kurz vor dem Ende der Transferperiode für rund 15 Millionen Euro von Werder Bremen verpflichtet, in die Startelf rückt, dürfte eine der Maßnahmen werden, die Besserung versprechen sollen. Sebastien Haller, 29, stand im Sturmzentrum neben sich, war manchmal zu leichtsinnig, so verursachte er auch den Strafstoß, der zum Ausgleich führte.
BVB-Neuzugang Niclas Füllkrug als ein Hoffnungsträger
Leistungsschwankungen sind bei dem Ivorer aufgrund seiner Hodenkrebserkrankung, die er lange bekämpfen musste, verständlich. In Dortmund haben sie Füllkrug auch verpflichtet, weil sie nicht davon ausgehen, dass Haller eine gesamte Spielzeit auf dem höchsten Niveau agieren kann. Zudem muss er der Elfenbeinküste im Frühjahr 2024 beim Afrika-Cup helfen.
Der Trainer werde entscheiden, wer spielt, meinte Füllkrug diplomatisch. „Wir werden immer einen guten Stürmer auf dem Platz haben.“
Für Füllkrug hat Dortmund noch einmal Geld ausgegeben, andere Problemstellen lassen sich nun nicht mehr durch Transfers beheben. Die Außenverteidiger agieren oft zu eindimensional, Marius Wolf schafft es auf der rechten Seite nicht, an die Form der vergangenen Saison anzuknüpfen. Ramy Bensebaini bringt auf der linken Seite andere Stärken mit als der zum FC Bayern gewechselte Raphael Guerreiro, dessen Genialität kann er nicht ersetzen.
BVB: Marcel Sabitzers Klasse blitzt auf
In der Offensive lebt der Klub gerade von Julian Brandt und Donyell Malen, sollten beide mal durchhängen, wird es eng. Zusätzlich hat Marcel Sabitzer, gekommen aus München, in Halbzeit eins gegen Heidenheim gezeigt, dass er das Spiel mit seiner Beweglichkeit, mit seinen Pässen bereichern kann. Felix Nmecha benötigt hingegen nach vielen Verletzungen in der Vorbereitung noch Zeit.
Edin Terzic muss es nun schaffen, eine Mannschaft zu stabilisieren, die weiterhin zu verwundbar wirkt, die gegen Heidenheim plötzlich eingebrochen ist, der in solchen Phasen die taktische Disziplin abhandenkommt. Geschäftsführer Watzke steht hinter seinem Trainer, das Verhältnis zu Sportdirektor Sebastian Kehl könnte besser sein. Bei den Fans wächst die Unruhe.
„Wir hinken unseren Ansprüchen hinterher. Wir wussten, dass wir bei einem Sieg mittendrin sind. Wir starten jetzt nicht bei Null, sondern bei Minus“, hat Edin Terzic gesagt. Nicht etwa am vergangenen Freitag, sondern am Ende des vergangenen Jahres, als Dortmund 2:4 bei Borussia Mönchengladbach verloren hatte. Damals fand er den Weg aus dem Tal. Ob das auch dieses Mal gelingen wird?