Bochum. . Das Dortmunder Mittelfeld enttäuscht beim 1:1 des BVB in Bochum. Die Unruhe nimmt zu - die Mängelliste bei der Borussia ist lang.
Ein Punkt kann ganz unterschiedliche Gefühle auslösen, und so hörte man am Samstagabend ganz unten im Bochumer Ruhrstadion noch die Gesänge der vergnügten Heimfans auf den Tribünen, während Sebastian Kehl zerknittert wirkte wie nach einer Niederlage. „Es ist zu wenig, das muss man so festhalten“, räumte der BVB-Sportdirektor ein.
BVB-Transfersommer: Viel Geld, viele Fragezeichen
Um die 50 Millionen Euro hat Kehl in diesem Sommer in seinen Kader investiert, in Bochum gelten schon Ablösesummen von einer Million als große Ausgaben. Trotzdem hatte das Derby am Samstag nicht die finanziellen Kräfteverhältnisse der beiden Nachbarn widergespiegelt. Es war ein offenes, ein raues Duell, indem der aufmüpfige VfL die aussichtsreicheren Chancen auf einen Sieg hatte. Die Tore von Kevin Stöger, 13., und Donyell Malen, 56., führten zu einem 1:1; der Außenseiter feierte den Punktgewinn, in Dortmund nimmt stattdessen die Unruhe zu.
In den Blickpunkt rückt dabei auch jene Einkaufspolitik des Vizemeisters. Viel Geld hat der Verein in die Hand genommen, um Jude Bellingham, derzeit in herausragender Verfassung bei Real Madrid, zu ersetzen. In Bochum spielte erstmals das Mittelfeld zusammen, das diese Saison prägen soll. Kapitän Emre Can als Sechser, Marcel Sabitzer daneben, Felix Nmecha davor, doch Antworten auf die ruppige, aggressive Herangehensweise des Gegners fanden die drei kaum.
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl: "Wir müssen uns anders wehren"
„Wir müssen uns anders wehren, schneller verlagern, die Seiten schneller finden, mehr Bälle hinter die letzte Linie spielen“, bemängelte Sebastian Kehl.
Meist flogen die Bälle jedoch einfach über das Mittelfeld hinweg. Es war ein Spiel mit vielen Luftduellen, vielen Zweikämpfen. Das mutige Bochumer Pressing erdrückte das Aufbauspiel der Dortmunder. Torhüter Gregor Kobel wusste sich häufig nur mit einem hohen Pass zu helfen, weil die Wege auf Can, Sabitzer und Nmecha verstellt waren. Der Borussia fehlte es an einem Konzept, die Partie wieder an sich zu reißen, die Kontrolle zu übernehmen, sich strukturiert nach vorne zu spielen. Nmecha wirkte seltsam lässig, Sabitzer wirkte überfordert. Die beiden Neuzugänge waren an diesem Samstag Fremdkörper und keine Hoffnungsträger. Can kratzte durch seine Beschwerden bei Schiedsrichter Robert Schröder an einem Platzverweis, einen Takt gab er dem Spiel nicht.
Und zu allem Überfluss müsse man sich die Kritik gefallen lassen, räumte Kehl ein, „nicht richtig dagegen gehalten zu haben“. Diesen altbekannten Vorwurf wollten sie beim BVB eigentlich nicht mehr hören müssen.
BVB - eine lange Mängelliste in Bochum
„Was fehlt, ist Zeit. Wir haben das in der Vergangenheit gezeigt, dass wir aus diesen Phasen gestärkt rausgehen können“, sagte Terzic. Schon im ersten Spiel gegen Köln mangelte es trotz des 1:0-Sieges an mitreißendem Fußball. Die gute Form werde nicht von alleine kommen. „Wir müssen uns das verdienen.“
Auf der Mängelliste stehen einige Punkte. In Bochum fehlte es an Durchsetzungswillen. Beim Gegentor verschätzte sich der enttäuschende Rechtsverteidiger Marius Wolf beim hohen Pass von Bochums Torhüter Manuel Riemann, die Dortmunder Defensive rückte nicht zu Wolfs Seite herüber. Stöger konnte den Ball ungestört in die rechte Ecke katapultieren, wobei Kobel meinte, dass er den Schuss hätte abwehren können.
Malens Ausgleich fiel eher überraschend und durch die Mithilfe von Riemann, Julian Brandt hatte das Tor geschickt vorbereitet. Der Nationalspieler musste erneut auf die Außenbahn ausweichen, bleibt aber neben Malen der überzeugendste Offensivspieler.
BVB spielt am Freitag gegen Heidenheim
Es folgte eine kurze Phase, in der es so schien, als würden die Schwarz-Gelben nun die Kontrolle übernehmen, Nmecha traf in der 62. Minute den rechten Pfosten, ehe die Bochumer Aufmüpfigkeit wieder aufflackerte. Nur die rechte Hand von Torhüter Kobel verhinderte einen weiteren Stöger-Treffer, 68., Patrick Osterhages Schuss touchierte den linken Pfosten, 86..
„Die ersten zwei Spiele waren jetzt nicht gut, aber trotzdem haben wir vier Punkte. Die müssen wir mitnehmen und versuchen, unser Heimspiel nächste Woche zu gewinnen“, sagte Emre Can. Freitag (20.30 Uhr/DAZN) empfängt der BVB den Aufsteiger aus Heidenheim, aus vier können dann sieben Punkte werden. Schon würde der Saisonstart trotz dürftiger Leistungen freundlicher erscheinen.