Hamm/Dortmund. Das Comeback des Spaniers sorgt für Emotionen in Dortmund. Doch der lange verletzte Spanier soll weiter behutsam aufgebaut werden.
In der Welt des Fußballs finden sich zig Orte, die für große Emotionen stehen. Manchmal kommen unscheinbare dazu, am Mittwochabend zum Beispiel der Westfalia-Sportpark in Rhynern, ein Stadtteil von Hamm.
Edin Terzic lief über den außergewöhnlich gut gepflegten Rasen des Oberliga-Klubs. Mit 7:0 (3:0) hat der Borussia Dortmund zuvor sein erstes Testspiel in dieser Sommervorbereitung gewonnen. Der Grund für das breite Grinsen im Gesicht des 40-Jährigen war aber weniger die solide, wie wenig aussagekräftige Darbietung seines Rumpfkaders ohne Nationalspieler - sondern Mateu Morey.
Terzic nahm den Spanier mehrmals in den Arm, drückte ihn herzlich. Einige andere Spieler und Mitglieder aus dem Staff taten selbiges. Dortmunds lockerer Aufgalopp bot wenig, was man nicht ein paar Tage später schon wieder vergessen haben würde. Aber eben auch das Comeback von Mateu Morey nach elendig langer Leidenszeit.
BVB: Edin Terzic freut sich für Mateu Morey
"Nach zwei Jahren genieße ich das hier im Stadion", meinte der 23-Jährige. Ein paar Flanken schlug Morey von rechts, die nicht wirklich präzise waren. Defensiv wurde er kaum gefordert gegen den Oberligisten - aber das war sowieso zweitrangig nach einen Jahr Pause, denn "ich habe keine Angst, ich habe keine Schmerzen", befand der Spanier. Und sein Chef freute sich für Morey fast mehr als der Spielers selbst. "Es bedeutet uns sehr viel, dass wir ihn als Gruppe begleiten dürfen", sagte Terzic. "Er hatte eine sehr schwierige Zeit. Wenn man sieht, wie fleißig er auf und neben dem Platz ist, dass freut uns das enorm."
Es ist keine gewöhnliche Rückkehr aus einer Verletzungspause. Um sie zu erklären, muss man auf zwei Termine zurückblicken.
Da wäre der 1. Mai 2021, Dortmunder Stadion, Halbfinale des DFB-Pokals. Auf der Anzeigetafel ist schon spätere Endstand abgebildet, der BVB wird Holstein Kiel mit 5:0 besiegen, aber noch noch sind 18 Minuten zu spielen. Morey bleibt im Rasen hängen, seine Schreie schockieren die wenigen Menschen, die während der Corona-Pandemie ins Stadion durften. "Das war ein Horror", meinte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Im rechten Knie ist fast alles kaputt, was kaputtgehen kann. 469 Tage Pause.
Mateu Morey: Comeback gegen Rot-Weiss Essen vor einem Jahr
Und da wäre der 13. August 2022, Stadion Rote Erde, Dritte Liga. Morey lief eine Halbzeit lang für die U23 des BVB gegen Rot-Weiss Essen auf, es ist sein bislang letztes Pflichtspiel gewesen. Anschließend muss er wieder unters Messer, diesmal ist es das linke Knie. 273 Tage Pause.
Mateu Morey kam vor vier Jahren als Versprechen zum BVB. Ausgebildet wurde der Mallorquiner in der Talentschmiede des FC Barcelona, spielte für die spanischen U-Nationalmannschaften. Nach seinem Wechsel ins Ruhrgebiet bremste ihn zunächst eine Schulterverletzung aus, dann immer mal wieder die Muskeln, dann die Knie. Für einen Mann mit Stammspieler-Potenzial kommt dabei eine Zahl heraus, die doch eigentlich gar nicht sein kann: 29 Profi-Einsätze.
Nun probiert es Mateu Morey ein womöglich letztes Mal, sein Vertrag in Dortmund gilt noch ein Jahr, in dem er zeigen möchte, dass sein Körper noch für den Profifußball gemacht ist. "Wir haben ihn über die vergangenen Monate behutsam aufgebaut und entschieden, ihn mit in die Vorbereitung zu nehmen", sagte Terzic am Mittwoch. "Wir hoffen, dass er nicht viel verpasst, auch da dosieren wir die Belastung."
BVB sucht noch nach Rechtsverteidiger
Ob es für das große Happy End beim BVB reicht? Es ist unwahrscheinlich, dass Morey viel Einsatzzeit bekommen wird . Für die rechte Seite jedenfalls suchen die Dortmunder noch nach Verstärkung, doch in Morey, Marius Wolf (28), Julian Ryerson (25) und Thomas Meunier (31) stehen zu viele Außenverteidiger im Kader. Daher muss Sportdirektor Sebastian Kehl zunächst Spieler von der Gehaltsliste bekommen. Meunier, belgischer Nationalspieler und Verkaufskandidat Nummer eins, zählt zu den Topverdienern im Kader. Er soll sich bereits mit dem 18-maligen belgischen Meister FC Brügge auf einen Vertrag langfristigen Vertrag geeinigt haben.
So weit in die Zukunft konnte und wollte Morey am Mittwochabend in Rhynern gar nicht schauen. "Alles perfekt", war sein Fazit. "So muss es weitergehen."