Dortmund. . Borussia Dortmund sucht einen neuen Kapitän. Den idealen Kandidaten sucht man im BVB-Kader vergeblich. Es könnte auf Gregor Kobel hinauslaufen.

Natürlich kennt Marco Reus das schon alles, die Neugier, die einen Saisonstart in Dortmund begleitet. Am Freitag haben sich einige Medienschaffende neben dem BVB-Trainingsplatz in Brackel, ein Vorort der Großstadt, aufgebaut. Rasensprenger befeuchten den Platz, die Sonne brennt schon am Vormittag erbarmungslos.

BVB: Marco Reus gibt sein Kapitänsamt ab

Reus hat sich die kurze Hose wie immer hochkrempelt, damit die Oberschenkel Farbe abbekommen, ein Muskelshirt legt bemerkenswert viele Tattoos offen. Die Haare des 34-Jährigen strahlen nun in hellblond, anscheinend brauchte es eine Veränderung im Sommer.

Und noch etwas ist anders, erstmals seit fünf Jahren betritt der Dortmunder den Trainingsplatz nicht mehr als Kapitän der Mannschaft, als derjenige, auf den sich aufgrund seiner Stellung alle Aufmerksamkeit konzentriert. Am Donnerstag hatte er verkündet, dass er das bedeutende Amt abgeben wird. Eine Zensur in Dortmund, die eine Chance auf einen Neuanfang bietet – für Reus und den Klub.

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BVB-Kandidaten: Süle? Can? Schlotterbeck?

Schon werden Namen gehandelt, wer nun das Gesicht des Vizemeisters, der endlich mal wieder Meister sein möchte, werden könnte. Einen idealen Kandidaten gibt es dabei nicht. Chancen haben Niklas Süle, 27, Emre Can, 29, und Nico Schlotterbeck, 23. Als Favorit allerdings kristallisiert sich ein anderer heraus: Torhüter Gregor Kobel, 25.

Marco Reus bedankt sich bei den BVB-Fans.
Marco Reus bedankt sich bei den BVB-Fans. © firo

Der Schweizer hat sich seit seinem Wechsel vor zwei Jahren zu einer festen Größe auf der Linie entwickelt. Ein Leistungsträger, vollgepackt mit Selbstbewusstsein, der sich traut, intern das Wort zu erheben. Der sich nicht wegduckt, wenn er Fehler begeht. In der Öffentlichkeit ist Kobel allerdings wie Reus keiner für staatsmännische Formulierungen. Über den Fußball hinaus blickt er in Interviews nicht.

Was braucht ein Kapitän?

Der Nachfolger müsse eine Persönlichkeit sein, für Dinge eintreten, sagt Sebastian Kehl, früher selbst mit der Binde am Oberarm ausgestattet, mittlerweile Sportdirektor. „Er muss der verlängerte Arm des Trainers sein, er ist Ansprechpartner des Vereins.“

Jener Kehl steht am Freitag am Rande des Platzes, um über das Dortmunder Innenleben zu sprechen, nachdem im Mai ganz Dortmund gedanklich schon um den Borsigplatz gefahren war. Und dann? Nun ja.

Laufeinheit beim BVB: Marco Reus sprintet über den Platz.
Laufeinheit beim BVB: Marco Reus sprintet über den Platz. © firo

BVB-Kapitän Marco Reus: Tränen und eine Entscheidung

Er sei zuversichtlich, aber „wir müssen auf hohem Niveau performen, um Bayern München anzugreifen, um in die Situation zu kommen, in die wir uns zuletzt gebracht haben“, so Kehl. Am letzten Spieltag hätte ein Sieg gegen Mainz zur Meisterschaft genügt, es wurde ein Unentschieden. Dortmund weinte. Auch Marco Reus, da noch Kapitän, wirkte so aufgelöst wie noch nie.

Nach dem Urlaub habe dieser die Verantwortlichen dann informiert, das Amt abgeben zu wollen, berichtet Kehl. „Das zeugt von Größe. Es zeigt, dass er ein sehr großes Verantwortungsbewusstsein für diesen Klub hat“, ergänzt der 43-Jährige. „Er wird weiter vorangehen wollen und wir werden ihn auch in die Verantwortung nehmen.“

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An den Diskussionen über die Nachfolgekandidaten werde sich der Verein nicht beteiligen, sagt Kehl. „Wir werden uns auch mit dem Mannschaftsrat beschäftigen, wir werden eine gute Mischung finden. Ich werde erst mal warten, bis alle Spieler zurück sind, dann werden wir die Gespräche führen. Vorher wird es keine Entscheidung geben.“ Ernennen werden neuen starken Mann im Kader Trainer Edin Terzic, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Kehl selbst.

Dieser kennt Reus‘ Situation. 2014 gab Kehl vor seiner letzten Dortmunder Saison die Binde ab. Mats Hummels übernahm und sorgte zwei Jahre später für BVB-Hitzewallungen, als sein Wechsel zum FC Bayern verkündet wurde. Diese Erfahrung ist vielleicht das größte Hindernis bei der Ernennung von Kobel. Denn in München wird in den kommenden Jahren ein Platz auf der Torlinie frei.