Wiesbaden. Nach dem Pyro-Chaos im Relegationsspiel fand Arminia Bielefelds Kapitän Fabian Klos deutliche Worte - gerichtet gegen die eigene Mannschaft.

Der Kapitän redete verzweifelt mit den aufgebrachten Fans und rechnete am Ende gnadenlos mit den eigenen Teamkollegen ab: Arminia Bielefelds Kapitän Fabian Klos war am Freitagabend die Person, über die am meisten gesprochen wurde. Weil er die Aktionen er eigenen Fans verurteilte, sie aber dennoch verstehen konnte. Schuld, sagte er, sei das eigene Team. Eine solch schonungslose Abrechnung mit der eigenen Mannschaft hat es lange nicht gegeben.

Bielefelder Fans zünden Raketen.
Bielefelder Fans zünden Raketen. © dpa

Als Arminia Bielefeld im Hinspiel der 2.-Liga-Relegation in der 82. Minute das 0:4 kassierte, brach im Stadion von Gegner Wehen Wiesbaden die Hölle los. Ohne Übertreibung! Böller flogen aufs Feld, ein Feuerwerkskörper landete unmittelbar neben Arminias Athletiktrainer Niklas Klasen. Unter Tränen versuchte Kapitän Fabian Klos, die Lage zu beruhigen, er redete wild gestikulierend auf die Chaoten ein, die die Feuerwerkskörper von der Tribüne geworfen hatten. Schiedsrichter Benjamin Brand schickte die Mannschaften zunächst in die Kabine, nach 20 Minuten setzte der Unparteiische die Partie fort.

„Kann mich nicht vor diese Mannschaft stellen“

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Nach dem Spiel war Klos noch immer schockiert. Nicht nur von den Aktionen der Fans, sondern vor allem von der sportlich unzumutbaren Leistung seiner eigenen Teamkameraden, die der 35-Jährige als Auslöser für die Wut der Anhänger sah. „Gott sei Dank ist niemand zu Schaden gekommen. Die Fans haben auf das reagiert, was dieses sogenannte Team auf dem Rasen gezeigt hat. Ich kann mich nicht vor diese Mannschaft stellen“, sagte der Bielefelder Routinier. „Man muss dieser Mannschaft den Charakter absprechen. Mein Sohn ist heute ein Jahr alt geworden. Dafür habe ich das verpasst... Nun muss nach der Relegation wirklich alles hinterfragt werden.“

Mit seinem Filius Marlo hätte Klos mit Sicherheit mehr Freude gehabt als in Wiesbaden. Ohne einen Funken Hoffnung („Das Ding ist durch“) zerlegte der seit 2011 auf der Alm spielende Routinier sein enttäuschendes Team bereits vor dem Rückspiel am Dienstag. Immerhin war es Klos und seiner Ansprache an die wütenden Bielefelder Fans zu verdanken, dass die Partie nach einer 20-minütigen Unterbrechung nicht rigoros beendet wurde.

"Gute Fußballer machen keine Mannschaft"

Verzweifelt: Bielefelds Fabian Klos.
Verzweifelt: Bielefelds Fabian Klos. © Getty

Nach der Leistung im Saison-Endspurt, als die Arminia sich lediglich in die Relegation retten konnte, müsse er der „Mannschaft den Charakter absprechen. "Gute Fußballer machen keine gute Mannschaft“, sagte Klos. Bielefelds Fans, die schon zuvor zweimal eine Spielunterbrechung provoziert hatten, skandierten schon während der Partie: „Wir haben die Schnauze voll.“ Und Klos meinte trocken: „Ich bin letztlich da angekommen, wo ich vor zwölf Jahren angefangen habe. Nur, dass die Stimmung noch beschissener ist als damals.“

Auch Trainer Uwe Koschinat sprach ähnliche Sätze wie sein Kapitän. „Da kann es keine zwei Meinungen geben, dass das heute nicht in Ordnung war. Aber die Ursache haben ja wir gegeben“, sagte er. „Die Menschen haben keine Toleranzgrenze mehr, das zu ertragen, was wir heute oder letzte Woche angeboten haben. Sie nehmen viel auf sich und wir haben heute das zweite Mal auf ganzer Linie versagt.“ Am letzten regulären Spieltag der 2. Bundesliga hatte Bielefeld durch ein 0:4 beim 1. FC Magdeburg die Chance auf den direkten Klassenerhalt vergeben. Koschinat: „Auslöser waren nicht die Fans – Auslöser war unsere Nicht-Leistung.“