Düsseldorf. Die starke Defensive reicht nicht, um dauerhaft Erfolg zu haben - die Probleme in der Offensive sind im Thioune-Team offensichtlich
Dass in der Offensive von Fortuna Düsseldorf noch nicht alles funktioniert, hat die Spitzen-Begegnung des Teams von Daniel Thioune mit dem Hamburger SV und die 0:3-Niederlage an diesem Sonntag deutlich gemacht. Wer so viele Chancen herausspielt und am Ende ohne Tor dasteht, muss an der Qualität der eigenen Bemühungen vor dem gegnerischen Tor zweifeln. Die Erklärung, dass man an diesem Tag auch 100 Stunden hätte spielen können, ohne ein Tor zu erzielen, kann den Trainer nicht zufrieden stellen. Er wird sich mit seinen Co-Trainern schon Gedanken machen müssen, um die Abschluss-Qualität zu erhöhen. Es gibt tatsächlich einige Gründe, warum die Fortuna in dieser Saison bisher nur elf Treffer in acht Partien erzielt hat, genauso viel übrigens wie der Tabellenvorletzte Preußen Münster. Zwar hat bisher also die Effektivität und das Glück für die Düsseldorfer gesprochen, aber auch das kann mit Blick nach vorne nicht vollends beruhigen.
Da kann eigentlich etwas nicht stimmen: Fortuna ist Tabellenführer, und der eigentlich als Topstürmer verpflichtete Dawid Kownacki hat bisher erst einen Treffer erzielt. Man muss ihm Zeit geben, sagen die einen und sprechen von der nötigen Wettkampfpraxis, die ein Innenstürmer braucht, der in der Vorsaison in Bremen kaum zum Einsatz gekommen war. Vielleicht sollte man ihm aber auch einmal eine Pause gönnen, sagen die anderen. Dawid Kownacki ist derzeit nicht in der Form, um seine individuell sicherlich vorhandene Klasse gewinnbringend einzusetzen. Ihm fehlt das Glück, aber die Tatsache, dass der Pole gegen Hamburg allenfalls eine Chance durch einen zu hoch angesetzten Kopfball hatte, spricht derzeit nicht für ihn. Er wartet zu sehr auf gute Anspiele, als sich selbst mehr ins Spiel einzubringen.
Ersatz für den polnischen Mittelstürmer gab es nach dem Hannover-Spiel erst einmal nicht. Dzenan Pejcinovic hatte sich verletzt und wird wegen eines Meniskusschadens auch noch länger ausfallen. Vincent Vermeij steht seit dem Spiel gegen Köln erst wieder zur Verfügung und hat gerade einmal drei Joker-Einsätze inklusive des HSV-Spiels mit 34 Minuten Spielzeit absolviert. Von ihm kann auch nicht verlangt werden, dass er im nächsten Spiel in Regensburg von Anfang an perfekt spielt und sogleich an die gute Form des Winters der vergangenen Saison anknüpfen kann. Und ein Einsatz von Jona Niemiec in der Spitze hat sich als nicht so sinnvoll erwiesen, da der schnelle Stürmer prädestiniert für die Außenbahn ist. Also hat Fortuna ein Mittelstürmer-Problem.
Die Tore von Danny Schmidt und die Vorlagen von Shinta Appelkamp fehlen der Fortuna
Nachdem Danny Schmidt in der ersten Phase der Saison zwei Treffer erzielt hat, spielt er derzeit in den Planungen des Trainers keine Rolle, obwohl sich der Zugang aus Mainz auch schon in den Vorbereitungsspielen als treffsicher erwiesen hat und durchaus eine wichtige Rolle mit seinem Torriecher bis dahin gespielt hat. Zuletzt kam er auch nicht als Joker ins Spiel. Er sollte schnell wieder eine Chance erhalten, diese Fähigkeiten auf dem Rasen zu zeigen. Das gilt auch für Shinta Appelkamp, der gerade im offensiven Denken seinesgleichen sucht. Er ist ein Vorbereiter, der zielgenaue Pässe ins Zentrum durchstecken kann und Situationen mit seinem Vorausblick gefährlich machen kann. Er kam zuletzt nur als Joker in den letzten Minuten ins Spiel - wenn überhaupt. Er kann aber seine Mitspieler so in Stellung bringen, dass gute Abschlüsse die Folge sein können. Jedenfalls fehlen seine Ideen im Spiel. Isak Johannesson spielt derzeit gut auf der Position in vorderer Mittelfeldreihe und hinter Mittelstürmer Kownacki. Um auch Appelkamp ins Spiel zu bringen, müsste Daniel Thioune wieder vom System mit zwei Sechsern zurück zu einem starken Zentrum weiter vorne mit zwei offensiveren Mittelfeldspielern.
In den nächsten Wochen muss die Fortuna zudem dringend an der Abschluss-Qualität arbeiten. Zwar hat Matheo Raab im Tor des HSV herausragend gehalten, aber mehrere Aktionen der Gastgeber in diesem Topspiel wurden viel zu hektisch und unüberlegt abgeschlossen. Ein kurzer Querpass zu einem Spieler, der noch besser stand oder ein kluger Schlenzer wären vielleicht besser gewesen, als es mit aller Gewalt und aller Macht zu probieren.
An der Qualität der Flanken müssen die Fortunen weiterhin verstärkt arbeiten
Natürlich fällt auch immer wieder die mangelnde Flanken-Qualität der Düsseldorfer auf. Viele Flanken werden einfach so auf gut Glück in den Strafraum befördert. Tim Rossmann versuchte es hart und flach. Der ansonsten gut aufgelegte Flügelstürmer fand für seine Vorlagen einfach keinen Abnehmer. Die Hereingaben von Felix Klaus waren hoch und meist ungenau. Das liegt aber auch am Freilaufverhalten der Fortunen, die sich nicht geschickt genug im Strafraum einen oder zwei Schritte zurückfallen lassen. Damit hat der Vorlagengeber von außen, der fast von der Torauslinie den Ball in den Strafraum spielen will, keine klare Anspielstation und die Aktionen sind dann nur auf Zufall aufgebaut.
Dass Fortuna dennoch weiß, wie man gefährliche Aktionen initiiert, war schon in der zweiten Hälfte gut zu sehen. Die Geschwindigkeitsvorteile von Rossmann und Niemiec waren gegen den HSV ein gutes Mittel. Aber dann müssen die Spieler, die in den Strafraum nachrücken, auch wie beschrieben Angebote durch kluges Freilaufen machen. So sollten diese Aktionen, die immer eine Abwehr von außen unter Druck setzen, im Training ausführlich geübt werden. Das Zusammenspiel im Mittelfeld hat zuletzt deutlich an Qualität gewonnen, die Zahl der eigenen guten Tor-Möglichkeiten ist gestiegen. Jetzt fehlt nur noch die Gier und die Zielstrebigkeit beim Abschluss. Denn es war sicherlich kein schlechtes Zeichen, dass sich die Mannschaft von Daniel Thioune gegen ein Spitzenteam wie dem Hamburger SV so viele gute Chancen herausspielen konnte.