Düsseldorf. Nicht immer müssen Leistung und Ergebnis übereinstimmen - das Thioune-Team wird sich in Zukunft dennoch weiter steigern müssen

Fortuna Düsseldorf hat nach drei Spieltagen sieben Punkte auf dem Konto, die Mannschaft steht auf Platz zwei der Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga. Der Start scheint gelungen, wenn nur die nackten Zahlen im Vordergrund stehen würden. Aber die Kritiker sind schon eifrig beschäftigt, die Leistungen der Fortuna zu sezieren, und sie sehen Probleme, die es vielleicht gar nicht in dem Ausmaß so gibt, wie es manche Pessimisten glauben. Das sieht Daniel Thioune tatsächlich so und kann nicht verstehen, dass seine Spieler dermaßen angegriffen werden. So stellte er sich nun schützend vor die Mannschaft und spricht von einem Prozess, der zum Saisonstart nicht nach bereits drei Spielen beendet sein kann.

Die Vorgeschichte ist fast schon wieder vergessen. Fortuna Düsseldorf hat mit dem Scheitern in der Relegation einen heftigen Schlag vor den Bug bekommen. Diesen können weder der Verein, noch der Trainer sowie die Spieler einfach mal so vergessen und alles Geschehene komplett abhaken. Da ist noch etwas in den Knochen und in der Erinnerung der Spieler, was noch nicht gänzlich verarbeitet ist und sein kann, angesichts der großen Chance, die liegengelassen wurde. Das wird den Klub noch länger begleiten und kann nur mit neuen Erfolgen ein wenig an den Rand der Erinnerungen zurückgedrängt werden.

Es gibt genügend Beispiele in der Geschichte des deutschen Fußballs, dass Mannschaften, die eine solche Enttäuschung erlebt haben, nicht so schnell wieder auf die Beine gekommen sind. Gerade zum Saisonstart und nach den nötigen personellen Veränderungen wirkten die Erlebnisse nach und kosteten oft eine Vielzahl an Punkten. Manche Klubs rutschten sogar so dramatisch ab, dass sie sogar um den Ligaerhalt kämpfen mussten und zum Teil diesen Kampf letztlich auch verloren haben. Es kann als nicht gerade leicht für Fortuna sein, das Geschehene in neue Energie umzuwandeln.

Daniel Thioune kämpft gegen eine etwaige Negativstimmung an

So ist es absolut verständlich, dass Daniel Thioune versucht, keine Negativstimmung aufkommen zu lassen. Sicherlich weiß er am besten, dass der Matchplan von seinem Team in den ersten vier Pflichtspielen der aktuellen Saison nicht gerade optimal umgesetzt wurde. Spielerisch hat die Mannschaft deutlich mehr Luft nach oben, als sich nach den vier Auftritten erahnen lässt. Allerdings muss Fortunas Cheftrainer auch wieder das Feuer entfachen, das nötig ist, um Spiele wie gegen einen heißen Drittligisten Dynamo Dresden in den Griff zu bekommen.

Der Kader der Mannschaft wurde verändert - nicht so radikal, wie es in der Vergangenheit nach dem Saisonende passiert war. Frisches Blut war ungemein wichtig, weil Spieler kamen, die keinen Relegationsrucksack tragen. Ein Danny Schmidt, Tim Rossmann und nun auch Dzenan Pejcinovic können frei aufspielen und zeigen, was sie können. Diese Frische hat der Mannschaft bereits geholfen. Besonders offensichtlich wurde das, als das genannte Trio in Ulm komplett eingewechselt worden war und für den Umschwung sorgte. Und neben Noah Mbamba und vor allem Dawid Kownacki werden noch weitere neue Spieler den Kader ergänzen.

Trotzdem war es ungemein wichtig, dass der Stamm der Mannschaft erhalten werden konnte. Am Sonntag in Ulm standen zehn Spieler in der Startaufstellung, die auch in der vergangenen Saison schon das Fortuna-Trikot getragen haben. Dass die Mannschaft zumindest an bewährten Automatismen festhalten kann, sich nicht auf völlig neue Nebenspieler einstellen muss, hat den Vorteil, dass man im Training nicht alles neu erarbeiten muss, um das Zusammenspiel zu fördern. Gewohnte Abläufe helfen, die Konzentration auf das Wesentliche zu fördern.

Marcel Sobottka fehlt noch weitere Spielpraxis, um an seine alte Form anzuknüpfen

Dass sich nicht alle Spieler in Hochform präsentieren, ist natürlich mehr als deutlich geworden. Zum Glück des Trainers gibt es weiterhin Konstanten im Team wie Torwart Florian Kastenmeier und die beiden Abwehrspieler Matthias Zimmermann und Tim Oberdorf, deren Leistungen sich nicht groß von denen der Rückrunde der Vorsaison unterscheiden. Das wird auch von der geringen Zahl an Gegentoren unterstrichen. André Hoffmann und Marcel Sobottka benötigen Spielpraxis, was gerade im Fall von Sobottka bisher ganz deutlich wurde. Er kann den Abgang von Mittelfeld-Chef Yannik Engelhardt noch nicht kompensieren. Auch auf dieser Position ist wie nach dem Abschied von Christos Tzolis auf der linken Angriffsseite eine Art Vakuum entstanden, dass sich noch nicht wieder aufgelöst hat.

Fortuna wird sich sicherlich deutlich steigern müssen, um Spiele gegen die harten Brocken dieser Liga zu bestehen. Es ist zwar auch nicht zu erwarten, dass im Spiel gegen Hannover an diesem Wochenende alle offenen Baustellen im Team geschlossen sein werden, aber das Niveau wird höher sein als in Ulm. Danach hat das Trainer-Team zwei Wochen Zeit, in der Länderspielpause weitere Automatismen einzuüben, weitere neue Spieler, die wohl noch kommen werden, einzubauen und einen besseren Rhythmus zu gewährleisten. Andererseits lässt sich trotz aller Schwierigkeiten feststellen: Auch eine Niederlage würde Fortuna nicht aus den Socken hauen. Schließlich hat die Mannschaft im Vorjahr das zweite Heimspiel gegen Paderborn (1:2) nicht gewinnen können. Was dabei am Ende für das Team herausgekommen ist, war dann doch ganz überzeugend - auch spielerisch.