Düsseldorf. Mittelfeldspieler Yannik Engelhardt bestimmt das Tempo und ist inzwischen der große Organisator im Team des Fußball-Zweitligisten
Ein erneuter großer Umbruch steht Fortuna Düsseldorf in der Vorbereitung auf die neue Saison in der 2. Fußball-Bundesliga nicht bevor. Der Abgang von Christos Tzolis hat eine Lücke hinterlassen, und auch der anvisierte Vereinswechsel von Ao Tanaka würde die Mannschaft schwächen, sollte es bald soweit kommen. So muss auch dann im Sturm noch einiges passieren, was die Zugangsseite angeht, um die Schwächung der Offensive zumindest halbwegs zu kompensieren. Im Mittelfeld sieht es hingegen anders aus. „Selbst falls uns Ao Tanaka verlassen sollte, sind wir in diesem Mannschaftsteil immer noch hervorragend besetzt“, sagte Fortunas Trainer Daniel Thioune gleich in seinem ersten Gespräch mit den Medienvertretern zum Vorbereitungsstart.
Dennoch hat die sportliche Leitung in dieser Hinsicht bereits reagiert und ein hoffnungsvolles Talent von Bayer Leverkusen ausgeliehen. Der erst 19 Jahre alte Noah Mbamba zeigte bereits im ersten Testspiel, beim 3:0 bei der Holzheimer SG am Sonntag, dass er die Klasse hat, um eine Verstärkung für die Fortuna zu sein. Sicherlich muss er noch viel lernen, aber gemeinsam mit den anderen Mittelfeldspielern Marcel Sobottka, Shinta Appelkamp, Isak Johannesson sowie Yannik Engelhardt könnte dieser Mannschaftsteil erneut zum Prunkstück des Fortuna-Teams werden.
Diese Annahme stützt sich auf einen weiteren Fakt. Yannik Engelhardt zählte in der vergangenen Saison zu den besten Sechsern der Liga. Im Vergleich mit den anderen Profis auf seiner Position ist der 23-Jährige ein absoluter Stratege, der seinesgleichen sucht, bereits auf den Zetteln mehrerer Bundesligisten steht und wohl auch in der kommenden Saison ein Objekt der Begierde der Torvereine im Land werden könnte. Engelhardt wird beobachtet. Seine Entwicklung hat auch sein Ex-Verein, der SC Freiburg, offensichtlich geahnt und sich eine Rückhol-Option in den Vertrag mit der Fortuna einbauen lassen. Man darf gespannt sein, ob der Shooting-Star und neben Tzolis beste Fortune noch länger als die nächste Saison in Düsseldorf spielen wird.
Der überaus verlässliche Mittelfeldspieler hat 2023/24 3215 Pflichtspielminuten gesammelt
Die personelle Konstellation im Mittelfeld der Fortuna sollte sich also trotz des potenziellen Abgangs von Ao Tanaka nicht großartig verändern, auch weil Mbamba die Möglichkeiten hat, den Japaner zu ersetzen, obwohl er ein völlig anderer Spielertyp ist. Zudem konnte der Isländer Johannesson fest verpflichtet werden. Allerdings darf Fortuna nicht der Versuchung und einigen guten Angeboten erliegen, Engelhardt vorzeitig abzugeben. Der 23-Jährige wird eine ganz wichtige Rolle in der kommenden Saison spielen, nachdem er sich in der abgelaufenen Saison immer mehr gesteigert hat und am Ende nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken war. So wurde Engelhardt auch der Feldspieler, der mit 3215 Spielminuten die meiste Zeit für die Fortuna auf dem Platz gestanden hat.
In der neuen Saison wird Fortunas unumstrittener Sechser, der inzwischen auch Marcel Sobottka endgültig auf dieser Position in eine Nebenrolle gedrängt zu haben scheint, eine andere Rolle spielen. Er ist inzwischen als eine Art Defensiv-Cheffigur im Team anerkannt. Engelhardt muss diese Rolle nicht mit großen Gesten oder lautstarken Anweisungen untermauern. Er weiß sein Team zu führen, ohne diesen Anspruch öffentlich zu machen. Er gibt das Tempo vor und weiß mit seiner überzeugenden Orientierung im Raum, wie die Rolle als Abräumer vor der Abwehr zu interpretieren ist. Selten ist er genötigt, Foul zu spielen, weil er schnell ist und Situationen gut antizipieren kann. Und er hat die Gabe, anders als beispielsweise auch sein interner Konkurrent Marcel Sobottka, im richtigen Moment nach vorne zu gehen, um einen Abschluss zu suchen. Immerhin hat er vier Tore in den Pflichtspielen der vergangenen Saison erzielt.
Warum ist er inzwischen zu einem verlängerten Arm von Daniel Thioune auf dem Platz geworden? Das liegt zum einen daran, dass Andre Hoffmann, der unumstrittene Kapitän der Mannschaft, zu oft gefehlt hat, um die Ideen des Trainers auf dem Platz umzusetzen und seine Mitspieler anzuleiten. Auch durch diese Tatsache war nun Engelhardt ein wichtiger Ansprechpartner für den Trainer, um taktische Dinge auf dem Rasen ideal umzusetzen. Dass auch der 23-Jährige noch viel lernen muss, zeigte sich im Relegations-Rückspiel, als auch er als Führungsfigur mit „untergegangen“ ist und keine Akzente für einen größeren Widerstand setzen konnte.
In der zweiten Saison für Fortuna wird sich der 23-Jährige bestimmt noch stärker präsentieren
Die Hoffnungen darauf, dass sich Yannik Engelhardt in der zweiten Saison für Fortuna Düsseldorf noch weiter steigern kann, sind groß. Er kennt die Liga inzwischen genau, kann sich auf sein eigenes kaum verändertes Team einstellen und wird die Organisation im Spiel der Fortuna erneut übernehmen. Jedenfalls ist er ein Fixpunkt in der Planung des Trainers, der versuchen möchte, die Abläufe im Defensivverhalten seiner Mannschaft noch weiter zu verbessern. Dabei spielt nicht nur Engelhardt eine große Rolle, auch die wenigen Veränderungen in einem eingespielten Team sollten dazu führen, dass kein großes Einspielen nötig ist, um die Ideen des Trainers und ein noch besseres Defensivverhalten in den Spielen zu zeigen.
Yannik Engelhardt hat das Talent, um ein ganz Großer im deutschen Fußball zu werden. Er ist demütig und immer bereit zu lernen. Sein Trainer wird ihn weiter fördern und baut um ihn herum nun ein Konstrukt auf, um eine erfolgreiche Saison zu spielen. Dazu wäre ein guter Saisonstart nötig und ab dem ersten Spiel eine Defensivleistung, wie sie in den meisten Begegnungen der Rückrunde in der vergangenen Saison von Fortuna gezeigt wurde. Und dabei spielt Yannik Engelhardt eine ganz wichtige Rolle.