Gelsenkirchen. Am Samstag ab 11.04 Uhr tagen die Mitglieder des FC Schalke 04 in der Arena. Es könnte ein langer Tag mit vielen Diskussionen werden.
Es ist ein Jahr und fünf Monate her, dass Axel Hefer bei der Mitgliederversammlung 2023 des FC Schalke 04 ans Mikrofon trat und nach seiner erneuten Wahl in den Aufsichtsrat sagte: „Selten, vielleicht nie, waren wir weiter entfernt vom Image des Chaosklubs. Der Neuanfang ist gelungen. Sportlich kann das Ziel nur der nachhaltige Aufstieg sein.“ Im November 2024 steht die nächste Mitgliederversammlung bevor – und alles hat sich geändert: Das Image des Chaosklubs ist wieder da, der Neuanfang auf vielen Ebenen misslungen, der nachhaltige Aufstieg weiter denn je entfernt – ganz im Gegenteil: Die Drittklassigkeit droht.
Rund 7000 Teilnehmer werden an diesem Samstag ab 11.04 Uhr in der Arena tagen, es könnte aus vielen Gründen ein langer Tag für die Mitglieder werden. Fünf sind besonders brisant.
Abrechnung bei den Aussprachen
Normalerweise sind die Berichte der Gremien bei einer Mitgliederversammlung ein Vorgeplänkel, bevor es bei den Wahlen zur Sache geht. Schon das ist diesmal anders. Es ist üblich, dass Vorstand und Aufsichtsrat über ihre Arbeit seit der vorangegenen Versammlung berichten – und die ist anderthalb Jahre her. In diese Zeit fielen Doppel-Existenzkampf in der Zweiten Liga, zahlreiche Rauswürfe und Fehlentscheidungen, ein umstrittener Sponsorendeal mit Sun Minimeal, Niederlagen vor Gericht gegen gefeuerte Mitarbeiter, Herzlosigkeit im persönlichen Umgang. Vorstandschef Matthias Tillmann tritt zum ersten Mal seit Amtsantritt ans Mikrofon. Die Tendenz: Die Bosse werden viele Probleme den Altlasten der Ära Clemens Tönnies und damit verbunden den Tilgungsraten und Zinsen zuschieben, die S04 Jahr für Jahr leisten muss. Sich selbst werden sie für die solide Finanzpolitik und die Idee der Genossenschaft loben und das gute Miteinander hervorheben. Selbstkritik ist nur bei den sportlichen Entscheidungen zu vermuten. Die Mitglieder kommen im Anschluss an die Aussprache zu Wort und können Fragen stellen. Viele positive Reaktionen sind dabei nicht zu erwarten. Eher eine Abrechnung.
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Hefer-Vertreter stehen zur Wahl
Nach der Aussprache steht eine spannende Wahl auf dem Programm - zwei Plätze im Aufsichtsrat werden frei, die der Amtsinhaber Sven Kirstein und Moritz Dörnemann. Beide sind Hefers Vertreter und wollen wiedergewählt werden. Und das in einem schwierigen Vereinsklima - mit einem „Weiter so“ können sie eigentlich nicht für sich werben. Zusätzlich brisant: Kirstein ist Mitglied der Ultras Gelsenkirchen (UGE), der Vereinsführung wird unter anderem deshalb eine große Nähe zum mächtigen Fanklub nachgesagt. Deshalb wird eine große Anzahl an Mitgliedern aus der aktiven Fanszene rund um die Ultras in der Arena erwartet. Die Herausforderer sind IT-Unternehmer Falk Kappenhagen und Projektmanager Ender Ulupinar.
Betriebsrat will in den Aufsichtsrat
Seit Jahren müssen die Schalke-Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle um ihren Job fürchten - mindestens aber Gehaltseinbußen. Der Betriebsrat beansprucht nun einen Platz im Aufsichtsrat, will aber nicht stimmberechtigt sein. Begründung von Betriebsrat Rainer Vollmer: „Bei wichtigen Entscheidungen ist die Sichtweise der Arbeitnehmer notwendig, da der Aufsichtsrat nicht nur mitgliederorientierte Entscheidungen trifft, sondern auch mitarbeiterorientierte.“ Der Aufsichtsrat hat keine Zustimmungsempfehlung gegeben – was Diskussionen auslösen könnte.
Tagt Schalke bald hybrid?
Es war schon in den Vorjahren ein beliebtes Thema auf Schalke: Soll die Mitgliederversammlung künftig hybrid möglich sein? Das hieße, dass Mitgliedern, die nicht in der Arena anwesend sein können, die digitale Teilnahme ermöglicht würde. Antragsteller Volker Kunze meint: „Angesichts unserer umfangreichen Mitgliederbasis ermöglichen hybride Versammlungen eine inklusive Teilhabe, unabhängig von geografischer Lage oder Mobilitätseinschränkungen.“
Details zur Fördergenossenschaft
Die kurz vor der Mitgliederversammlung präsentierte Idee der Fördergenossenschaft soll detailliert vorgestellt werden – zum Beispiel der exakte Preis für einen Anteil, dazu die personelle Anfangsbesetzung. Wie diese Redaktion erfuhr, soll zum Beispiel Sven Kirstein eine große Rolle spielen – im Vorfeld der Aufsichtsratswahl sagte er über sich selbst, an der Entwicklung des Projekts über anderthalb Jahre beteiligt gewesen zu sein. Bundesligist FC St. Pauli hatte für ein ähnliches Genossenschafts-Projekt schon nach wenigen Tagen nach eigener Auskunft rund 8,5 Millionen Euro eingesammelt.
Die Mannschaft und Trainer Kees van Wonderen sind in der Arena nicht anwesend, das war in den Vorjahren häufig anders. Sie genießen in der Länderspielpause ein freies November-Wochenende. Kaderplaner Ben Manga, durch die zahlreichen Transferflops im Sommer in der Kritik, wird nicht reden oder für Fragen bereit stehen. Sportliche Antworten liefert Matthias Tillmann.
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