Gelsenkirchen. Schalke-Profi Lino Tempelmann spricht über das „Rätselraten“ während seiner Reha und die mental wohl „schwerste Phase“ seiner Karriere.
Lino Tempelmann zögerte nicht lange. Nur Augenblicke nach seiner Annahme zog er im Trainingsspiel am Dienstagvormittag ab. Der Schuss des Mittelfeldspielers zischte zwar knapp am Tor vorbei, von Trainer Kees van Wonderen gab es trotzdem Lob. „Gut Lino!“, rief der neue Coach über den Platz.
Nach monatelanger Verletzungspause ist Tempelmann bei Schalke 04 inzwischen wieder mittendrin. Schon unter Interimstrainer Jakob Fimpel kam er gegen Hertha BSC (2:2) zu seinem ersten Saisoneinsatz, nun will der 25-Jährige unter van Wonderen neu angreifen. „Der Trainerwechsel ist für mich ein kleiner Re-Start“, sagt er. „Der Zeitpunkt, jetzt zurückzukehren, ist nicht der Allerschlechteste.“
Schalke: Lino Tempelmann musste die Nummer zehn abgeben
Denn zur Geschichte von Lino Tempelmann gehört: Er musste in den vergangenen Monaten viel einstecken. Einen Tag nach Ende der Vorsaison wurde ihm mitgeteilt, dass er Schalke verlassen soll – trotz Vertrags bis 2026 wurde er von Ex-Trainer Karel Geraerts und der Vereinsführung aussortiert. Ein harter Schlag für Tempelmann, der schon seit Kindertagen S04-Fan ist und sich mit seiner Unterschrift auf Schalke einen Traum erfüllt hatte.
Während der Saisonvorbereitung wurde Tempelmann dann mitgeteilt, dass er die prestigeträchtige Rückennummer zehn abgeben muss. „Ein schwieriges Thema“, nennt Tempelmann den Nummernwechsel heute nur. Neu vergeben wurde die Zehn auf Schalke übrigens nicht – den Verantwortlichen war es offenbar nur wichtig, dass Lino Tempelmann sie nicht länger trägt. Eine Demütigung für den Mittelfeldspieler, die ihn offenbar zu einem Wechsel drängen sollte.
Dass Tempelmann im Oktober 2024 überhaupt noch auf Schalke spielt, liegt an einer weiteren schlechten Nachricht für ihn – seiner Knieverletzung. Im Sommer war er wegen dieser Verletzung für andere Klubs auf dem Transfermarkt weitgehend uninteressant. Ein Wechsel kam nicht zustande.
Schalke-Profi Lino Tempelmann: „Eine der schwersten Phasen meiner Karriere“
Um die Knieproblematik in den Griff zu bekommen, die ihn schon in der Vorsaison plagte, absolvierte er die Reha in seiner Heimatstadt München. Die genaue Ausfalldauer war lange unklar. „Es war ein Rätselraten“, beschreibt Tempelmann. Für ihn sei jedoch klar gewesen, dass er die Reha so lange durchziehen werde, bis er zu 100 Prozent schmerz- und beschwerdefrei sein wird .Also arbeitete Tempelmann hart. „In meinem ganzen Leben habe ich noch nie so hart gearbeitet wie in diesen dreieinhalb Monaten“, erzählt er. Die Reha sei „kein Zuckerschlecken gewesen“, letztlich fühlt er sich aber so fit wie selten zuvor in seiner Karriere. „Es hat sich hoffentlich alles gelohnt“, sagt Tempelmann, der keinen Hehl daraus macht, dass ihm die Verletzung mental arg zugesetzt hat.
Von den Schalker Verantwortlichen aussortiert, die Rückennummer weggenommen, zusätzlich langanhaltende Probleme und eine ungewisse Zukunft – es ist wenig verwunderlich, dass Tempelmann erklärt: „Es war mit Sicherheit eine der schwersten Phasen meiner Karriere, vielleicht sogar die schwerste.“
Aufgegeben hat er trotzdem nicht. Unter Trainer Kees van Wonderen will der Mittelfeldspieler neu angreifen – mit der Nummer 27 auf dem Rücken.
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