Gelsenkirchen. Schalke 04 unterlag dem 1. FC Köln mit 1:3. Nach vier Spielen haben die Königsblauen schon neun Tore kassiert.
Geht das schon wieder los? Geht das schon wieder los mit einer Krise, mit einem Fehlstart, mit einem Fall nach unten, den keiner will? Beim FC Schalke 04 waren die Stunden nach dem Abpfiff des Zweitligaspiels gegen den 1. FC Köln geprägt von Angst - aber auch von Aufmerksamkeit. Die Schalker haben Erfahrung, was es bedeutet, durch einen sogenannten Negativlauf in den Abstiegskampf zu geraten. Doch droht dieser nach der 1:3 (0:2)-Niederlage? „Vier Punkte von zwölf - das ist nicht gut, aber auch keine Katastrophe. Wir haben immer gesagt, dass wir einen neuen Kader haben, ein neuen Staff. Dass wir Zeit brauchen“, sagte Trainer Karel Geraerts. Panik will er vermeiden.
Schalke-Kapitän Karaman: „Wussten, dass solche Situationen kommen“
Sehr sensibel reagierte auch Kapitän Kenan Karaman, der den Abstiegskampf 2023/2024 ebenfalls von Anfang bis Ende miterlebte. „Wir wussten, dass solche Situationen kommen werden“, sagte Karaman. „Man hat gesehen, dass es gegen Mannschaften wie Köln noch nicht reicht.“ Dass die Schalker aber abstürzen wie im Vorjahr, glaubt er nicht: „Unsere Mannschaft ist intakt. Es geht darum, den Lernprozess schnellstmöglich abzuschließen. Wir dürfen uns nicht zu viel Zeit lassen. Sonst wird es nicht nur gegen den FC schwer, sondern auch gegen andere Gegner.“
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Der Bundesliga-Absteiger aus der Domstadt war der erste harte Prüfstein für die Schalker - im fünften Pflichtspiel. Die Gegner bisher waren drei Durchschnitts-Zweitligisten auf Augenhöhe und Fünftligist Aalen im Pokal. Und es gab einige große Unterschiede vor 61.624 Zuschauern in der Arena. Der erste: die Chancenauswertung. Die Schalker spielten vor allem in den ersten 20 und in den letzten 20 Minuten flott nach vorn, erarbeiteten sich einige Möglichkeiten. Tobias Mohr (3.), Kenan Karaman (17.) und Moussa Sylla (87.) scheiterten an FC-Torwart Jonas Urbig. Allein Kenan Karaman traf per Foulelfmeter (66.) zum 1:3, das war aber nur noch Ergebniskosmetik. Der zweite: die Standardsituationen. Die Königsblauen erarbeiteten sich sechs Ecken und etliche Freistöße in Strafraumnähe. Torgefahr? Nicht vorhanden. „Die Standards waren nicht gut genug“, bemängelte Geraerts.
Der dritte Unterschied war der eklatanteste: die Defensivarbeit. Die Kölner schossen durch Damion Downs (25.), Linton Maina (45.+1) und Tim Lemperle (46.) eine beruhigende 3:0-Führung heraus, weil sie von bitteren Abwehrfehlern profitierten. Das Führungstor hätten auch Downs (8.) und Eric Martel (21.) erzielen können, die frei vor S04-Torwart Justin Heekeren aufgetaucht waren.
Doch woran liegt es, dass die Schalker Abwehr noch so schwach ist, dass sie nach vier Zweitliga-Spielen schon neun Gegentore kassiert hat - nur zwei Zweitligisten sind schlechter. An individuellen Schnitzern, vor dem 0:1 unterlief beispielsweise Ron Schallenberg ein Stellungsfehler. „Eine klare Fehleinschätzung von mir“, sagte er und nahm das Tor auf seine Kappe. Er ergänzte: „Es ist klar, dass wir die Gegentore zu einfach kriegen. Wir müssen wacher sein, bekommen ein Tor kurz nach einer Trinkpause, ein anderes kurz nach dem Wiederanpfiff.“
Schallenberg war ohnehin Bestandteil der Diskussionen. Der Mittelfeldspieler musste in der Innenverteidigung aushelfen, weil Trainer Geraerts Felipe Sanchez und Martin Wasinski noch nicht gut genug findet. „Sie brauchen noch Zeit“, sagte Geraerts. Schallenberg fehlt aber im Mittelfeld. Genau das scheint auch Kapitän Karaman zu stören. Er sagte auf Nachfrage dieser Zeitung: „Der Trainer entscheidet. Ich habe kein Mitspracherecht. Wenn der Trainer es so sieht, dass die Mannschaft mit Ron in der Innenverteidigung am besten aufgestellt ist, dann versucht er, dann versuchen wir, das bestmöglich umzusetzen. Der Trainer muss ein Feingefühl für die Situation entwickeln.“
In der Länderspielpause wollen die Schalker an ihren Fehlern arbeiten, Karaman regt Video-Analysen an - im Team und individuell. Am Mittwoch (18 Uhr, Parkstadion) steht ein Testspiel gegen Eredivisie-Klub NAC Breda an. Beim Karlsruher SC (13. September) findet das nächste Zweitliga-Spiel an. „Da haben wir eine Rechnung offen“, sagte Schallenberg. Vor einem Jahr unterlag Schalke beim KSC mit 0:3. Es war Karel Geraerts‘ Premiere. Verliert Schalke, droht die erste Krise der Saison - am fünften Spieltag.
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