Aalen. Gegen den Fünftligisten Aalen müht sich Schalke im DFB-Pokal zum Sieg. Auch Talente dürfen sich zeigen – doch komplett rund läuft es noch nicht.

Die Erstrundenpartie des DFB-Pokals in Aalen war schon lange abgepfiffen, da stand Kenan Karaman noch immer im Mittelpunkt. Nachdem er mit seinen Teamkollegen von Schalke 04 den 2:0-Sieg gefeiert und einige Interviews gegeben hat, nahm er sich reichlich Zeit für Fotos – zunächst mit Jugendspielern des VfR Aalen, dann sogar mit Spielern des Fünftligisten. Auch sie plauderten gern mit dem Schalke-Kapitän, lauschten seinen Worten aufmerksam.

Schalke glanzlos weiter - was auf dem Transfermarkt noch passieren soll | 19:04-Talk

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    In der Hand hielt Karaman dabei noch die kleine grüne Trophäe, die er als bester Spieler der Begegnung bekommen hat. Mit seinem Kopfballtor zum 1:0 brachte der 30-Jährige die Schalker auf die Siegerstraße. Wie schon so oft in der Vorsaison war Karaman in der Offensive entscheidend.

    Schalke: Mehrere Jungprofis dürfen debütieren

    Doch nicht nur wegen seines Treffers war Karaman ein wichtiger Faktor im Schalker Spiel. In Phasen, in denen sich der Favorit gegen den Fünftligisten schwertat, übernahm er Verantwortung. Auch als offensiver Mittelfeldspieler ließ sich Karaman weit zurückfallen. Er gab viele Kommandos, versuchte seine Teamkollegen zu beruhigen und zu dirigieren. Für Trainer Karel Geraerts bleibt der Top-Scorer der Vorsaison der wichtigste Spieler im Kader. Der gebürtige Stuttgarter ist die große Konstante im Spiel der Schalker.

    Gefragt waren die Kommandos des Kapitäns in Aalen auch, weil Geraerts seine Mannschaft im Vergleich zur 1:3-Niederlage in Nürnberg auf fünf Positionen verändert hat. Der Coach verhalf gleich drei Jungprofis zu ihren Startelfdebüts – Innenverteidiger Felipe Sánchez (20) und Martin Wasinski (20) sowie Rechtsverteidiger Taylan Bulut (18). Dabei kamen gerade Sánchez und Wasinski nicht gut ins Spiel. „Sie waren am Anfang ein bisschen nervös“, bilanzierte der Trainer. Letztlich aber haben sich die Innenverteidiger ordentlich verkauft, ähnlich wie Rechtsverteidiger Bulut, der offensiv zu gefallen wusste, defensiv aber einmal wackelte. „Ich hatte gar keinen Zweifel an den Jungs“, sagte Karaman, der vor dem Spiel sogar noch Einzelgespräche mit den Debütanten geführt hatte.

    Schalkes Kapitän Kenan Karaman (Mitte) gibt seinen Teamkollegen Mehmet Aydin, Ron Schallenberg, Martin Wasinski und Janik Bachmann (von links) Anweisungen.
    Schalkes Kapitän Kenan Karaman (Mitte) gibt seinen Teamkollegen Mehmet Aydin, Ron Schallenberg, Martin Wasinski und Janik Bachmann (von links) Anweisungen. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    Ohne Paul Seguin fehlt es Schalke an Kreativität

    Mehr und mehr versucht Geraerts die vielen Talente in die Mannschaft einzubinden. Die Richtung stimmt, doch sportlich wichtig sind sie alle noch nicht. Gesetzt ist von den Jungprofis niemand. Säulen der Mannschaft sind weiter die Routiniers. Dass in Karaman (30) und Tobias Mohr (28) ausgerechnet die beiden ältesten Schalker Startelf-Spieler für die Tore in Aalen gesorgt haben, ist bezeichnend.

    Auffällig war auch, dass einige der erfahrenen Profis aktuell noch nicht adäquat zu ersetzten sind. Das Fehlen der verletzten Tomas Kalas (31) und Paul Seguin (29) war nicht zu übersehen. Fallen – wie in Aalen oder in Nürnberg – gleich mehrere Stammkräfte aus, fehlt es Schalke noch an Souveränität. So fand die Geraerts-Elf selbst gegen den Fünftligisten kaum spielerische Lösungen. Chancen waren Mangelware. Gerade die Kreativität von Seguin wurde an allen Ecken und Enden vermisst „Man hat gesehen, wie wichtig Paul Seguin für unser Spiel ist“, sagte Geraerts. Nicht ohne Grund hofft der Coach weiter auf den Transfer eines neuen Kreativspielers für die Offensive. Gesucht wird jemand, der Aktionen kreieren kann und Tempo mitbringt. Noch bis Ende des Monats hat Schalkes Kaderplaner Ben Manga Zeit, auf dem Transfermarkt nachzulegen.

    Schiedsrichter Felix Brych feierte im Pokalspiel zwischen Aalen und Schalke sein Comeback und stand gleich mehrfach im Mittelpunkt.
    Schiedsrichter Felix Brych feierte im Pokalspiel zwischen Aalen und Schalke sein Comeback und stand gleich mehrfach im Mittelpunkt. © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

    Schalke-Trainer Karel Geraerts nicht zufrieden mit der Spielweise

    Ins Bild passt auch: Selbst die beiden Tore in Aalen waren nicht herausgespielt. Das 1:0 durch Karaman war ein Kopfball nach Freistoß-Flanke von Mohr – und es hätte wegen Abseitsstellung eigentlich nicht zählen dürfen. Die Schalker hatten Glück, dass Schiedsrichter Felix Brych bei seinem Comeback nach Kreuzbandriss (266 Tage Pause) in der ersten Pokalrunde nicht auf den Video-Assistenten zurückgreifen konnte. Beim 2:0 nutzte Mohr einen riesigen Abwehr-Bock der Aalener. „Es war fußballerisch nicht so gut wie in der Liga“, analysierte Geraerts ehrlich.

    Zu viel Kritik wollte aber auch Schalkes Trainer nicht äußern. „Das Wichtigste ist, dass wir die nächste Runde erreicht haben“, betonte Geraerts gleich mehrfach. Pflichtaufgabe erfüllt, zweite Runde gebucht. Nach zwei freien Tagen legen die Gelsenkirchener ab Dienstag den Fokus wieder auf die Liga. Dort steht am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) das Auswärtsspiel beim 1. FC Magdeburg an. Gut möglich, dass Mittelfeld-Taktgeber Paul Seguin in seiner Geburtsstadt wieder mit dabei ist – Kapitän Kenan Karaman hätte in diesem Fall einen weiteren Anführer an seiner Seite. Dem Schalker Spiel dürfte es guttun.