Gelsenkirchen. Adrian Gantenbein ist neuer Rechtsverteidiger beim FC Schalke 04. Er kommt aus Winterthur und hat sich eine Menge vorgenommen.
Wenn am Samstag um 18 Uhr das erste Achtelfinalspiel der Fußball-Europameisterschaft angepfiffen wird, sitzt Adrian Gantenbein vor dem Fernsehgerät. Die Schweizer Nati trifft auf Italien, gern wäre er im Stadion dabei, wenn die Auswahl seiner Heimat spielt. „Geht leider nicht“, sagt der Zugang des FC Schalke 04, „das ist ja in Berlin.“ Gantenbein, 23 Jahre alt, ist in Gelsenkirchen gefordert. Seit ein paar Tagen läuft die Sommervorbereitung des Zweitligisten - und Gantenbein ist ehrgeizig. Will sich gegen starke Konkurrenz durchsetzen.
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Für Gantenbein beginnt nicht nur ein neues Kapitel in seinem sportlichen Leben. Auch privat ist der Wechsel nach Deutschland für ihn eine große Umstellung. Denn sein Leben hat er bisher in und um Winterthur verbracht, rund 30 Kilometer von der Grenze zu Deutschland entfernt. Er wurde geboren in Winterthur, einer 117.000-Einwohner-Stadt im Kanton Zürich. Als Siebenjähriger spielte er eine Saison für den Vorortklub SC Hettlingen, bevor er zum FC Winterthur wechselte und 15 Jahre lang blieb. Er durchlief sämtliche Jugendmannschaften, rückte über die U23 zu den Profis auf und erkämpfte sich dort einen Stammplatz auf der rechten Abwehrseite.
„Ich bin in einem guten Alter für diesen Schritt.“
Auch wenn sein Vertrag noch bis 2025 gültig war, spürte er, dass die Zeit für eine Veränderung gekommen ist. „Ich wollte in meiner Karriere den nächsten Schritt machen. In Winterthur bin ich nun gereift, war vier Jahre dort Profi, jetzt bin ich mit 23 in einem guten Alter für diesen Schritt“, sagte Gantenbein. Seine Empfehlung aus der vergangenen Saison: 37 Pflichtspiele, drei Tore, elf Vorlagen.
Schalke ließ sich Gantenbein eine niedrige sechsstellige Summe kosten. „Als sich Schalke gemeldet hat, musste ich nicht zweimal überlegen. Ein großer Verein, ein Traditionsklub, ich hatte nur noch Schalke im Kopf“, sagte er. Auch das verkorkste Vorjahr beeinflusste seine Entscheidung nicht. „Ich hatte Top-Gespräche mit Ben Manga und Marc Wilmots, sie haben mir eine aussichtsreiche Zukunft dargestellt“, sagte er. Gantenbein war der erste externe Zugang, der eine Woche nach Saisonende verkündet wurde. Der Wechsel stand aber viel früher fest, wie er verriet: „Ich habe mir die letzten drei, vier Spiele schon angeschaut.“
Doch was erwarten die Schalker von Gantenbein? Sportdirektor Marc Wilmots formulierte das am Tag der Verpflichtung so: „Wir haben einen dynamischen und aufmerksamen Außenverteidiger verpflichtet, der offensiv Impulse auf der rechten Seite setzt.“ So schätzt Gantenbein sich auch selbst ein: „Ich bin ein offensiver Rechtsverteidiger, der aber auch defensiv mal zupacken kann. Ich bevorzuge kein System, kann in einer Viererkette spielen, aber auch als Schienenläufer in einer Dreierkette. Nur als Innenverteidiger - wie Derry Murkin auf der linken Seite - könne er nicht aushelfen, sagte Gantenbein.,
Zwei Schalke-Konkurrenten für Gantenbein: Memo Aydin und Taylan Bulut
Dass er sich sofort den Stammplatz erobert, ist nicht gesichert. Eine neue Chance wittert Leih-Rückkehrer Mehmet Can Aydin, den alle nur „Memo“ nennen. Er ist ein Kind der Knappenschmiede, hat bei Trabzonspor internationale Luft geschnuppert, kam dort aber zuletzt zu wenig Einsätzen. Bei seinem Heimatverein nimmt er einen neuen Anlauf. Auch U17-Weltmeister Taylan Bulut, der aus der U19 aufrückt, spekuliert auf eine Chance. „Jeden macht es besser, Konkurrenz auf seiner Position zu haben“, sagte Gantenbein. Erstliga-Stammspieler im Ausland zu sein ist keine Garantie dafür, dass es auf Schalke genauso weitergeht. Beispiel: Reinhold Ranftl kam vor drei Jahren aus Österreich, galt als potenzieller Publikumsliebling - kam mit dem Druck aber gar nicht klar.
Gantenbein will sich ganz ruhig einfinden. Das Hotelzimmer tauscht er bald gegen eine Wohnung in Gelsenkirchen-Buer, nicht weit vom Stadion entfernt. Einen Führungsanspruch erhebt er als Neuer nicht: „Ich ordne mich lieber gern unter, bin nicht der Leadertyp. Es gibt andere, die können das besser als ich.“ Große Ziele formuliert er nach einigen Trainingseinheiten noch nicht. „Wir wollen besser abschneiden als in der vergangenen Saison. Das ist das Hauptziel. Ich erwarte, dass wir zusammenhalten. In Winterthur hatten wir weder das größte Budget noch die individuell beste Mannschaft. Aber durch den Teamgeist haben wir einige Punkte zusätzlich herausgeholt.“
Und wie schätzt er nun die Chancen der Schweiz ein? „Es wird ein 50/50-Spiel, aber wenn ich die Schweizer Brille aufsetze, dann sage ich: Wir kommen weiter.“ Und dass er eines Tages selbst für die „Nati“ spielt, ist sein Traum. „Genauso wie mit Schalke in die Bundesliga aufzusteigen.“ Da hat sich einer viel vorgenommen.
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