Dortmund. Dortmund zeigt gegen Barca eine beachtliche Leistung. Trotzdem sagt Sahin: „Das macht mich traurig.“ Dem Trainer gehen jetzt die Verteidiger aus.

Im Hintergrund ragten die leeren Tribünen in die Höhe, während Nico Schlotterbeck, die Kapuze über den Kopf gezogen, um 23.45 Uhr in den Krankenwagen geschoben wurde. Noch in der Nacht wurde der Abwehrspieler ins Krankenhaus gebracht, nachdem sein Arbeitstag so dramatisch geendet hatte.

Im letzten Moment dieses atemberaubenden Spiels gegen den FC Barcelona hatte sich der Abwehrspieler in die Höhe gestemmt und versucht, mit dem Kopf den 3:3-Ausgleich zu erzielen. Ein finaler Kraftakt ohne Erfolg. Der Ball flog in Richtung Südtribüne und Schlotterbeck knickte bei der Landung mit seinem rechten Fuß um.

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Der rechte Fuß von BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck knickt um. © firo | firo

BVB: Nico Schlotterbeck zieht sich eine Bandverletzung zu

„Es sah sehr schlimm aus. Nico war jetzt in der Kabine, der Fuß ist dick verbunden“, berichtete Sportdirektor Sebastian Kehl. Schlotterbeck musste die Nacht allerdings nicht in einem Krankenhausbett verbringen, er fuhr nach Hause. Am Donnerstagmittag folgte die Diagnose. „Nico Schlotterbeck hat sich beim Spiel gegen den FC Barcelona eine Bandverletzung zugezogen. Ob er dem BVB in diesem Jahr noch zur Verfügung steht, ist aktuell fraglich“, teilte der Klub mit.

Die Bilder hatten Schlimmeres befürchten lassen.

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Deswegen überlagerte Schlotterbecks Unfall am Mittwochabend die Ereignisse und rückte in den Hintergrund, dass diese Champions-League-Partie zwischen dem Revierklub und dem spanischen Edelverein ein Fest gewesen war. Fünf Tore, zahlreiche Chancen, mitreißende Dribblings, haarsträubende Fehler, es stand 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:3. Zweimal ging Barca durch Tore von Raphinha (52.) und Ferran Torres (75.) in Führung, zweimal glich der BVB durch Serhou Guirassy (60., 78.) aus.

Dann leitete Pascal Groß, der das 2:2 noch übersichtig vorbereitet hatte, durch einen Fehlpass einen katalanischen Konter ein. Der Dortmunder Jungstar Jamie Gittens, 20, rannte nicht beherzt genug zurück, so dass das spanische Wunderkind Lamine Yamal, 17, auf den Edel-Joker Torres passen konnte. Dieser traf die linke Ecke (86.) und zerstörte die schwarz-gelbe Hoffnung auf einen Achtungserfolg gegen den spanischen Tabellenführer. Die Borussen müssen nun die verbleibenden beiden Vorrundenspiele in Bologna (21. Januar) und gegen Donezk (29. Januar) möglichst gewinnen, um die direkte Qualifikation für das Achtelfinale zu erreichen.

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Große Schmerzen: Nico Schlotterbeck, BVB-Verteidiger, liegt auf dem Rasen. © firo | firo

BVB-Trainer Nuri Sahin: „Das macht mich traurig“

Und obwohl die Fans applaudierten, obwohl viel Lob erklang, sagte Nuri Sahin: „Das macht mich traurig.“ Es koche in ihm, verriet der 36-Jährige, denn „wir müssen dieses Spiel gewinnen, wenn wir Gewinner werden wollen. Es tröstet mich nicht, wenn Leute sagen: Ihr habt gut gespielt.“ Seine Mannschaft habe ihr letztes Hemd gegeben, „aber ich möchte, dass ich sagen kann: Wir haben das Spiel gewonnen“.

Damit legte Sahin einen Finger in eine offene schwarz-gelbe Wunde, seit Jahren begleitet den Klub der Vorwurf, in entscheidenden Momenten zu versagen. 2023 flutschte die Meisterschale aus den Händen. In diesem Jahr glückte eine imposante Abenteuer-Tour bis ins Königsklassen-Finale, das dann jedoch gegen Real Madrid verloren wurde (0:2). Damit aber mal wieder um den Borsigplatz gefahren werden kann, muss am Ende einer Spielzeit auch das finale Hindernis bezwungen werden.

BVB-Abwehrsorgen: Schlotterbeck, Süle, Anton fallen aus

Doch zunächst steht am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) das Bundesliga-Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim im Terminkalender, beendet wird das Jahr eine Woche später in Wolfsburg. Zwei Spiele, in denen es darum geht, sich an die Champions-League-Ränge zu ketten, in denen Trainer Sahin aber vor einem Personalproblem in der Defensive stehen wird.

Da war die BVB-Welt noch in Ordnung: Serhou Guirassy trifft.
Da war die BVB-Welt noch in Ordnung: Serhou Guirassy trifft. © AFP | Ina Fassbender

Niklas Süle fällt aufgrund eines Syndesmosebandanrisses mehrere Monate aus, Waldemar Anton plagt eine Muskelverletzung. Kann er Sonntag spielen? Sahin: „Ich würde sagen: nein.“ Alle drei Defensiv-Säulen brechen damit weg, zu allem Überfluss fehlt auch noch das Abwehrtalent Filippo Mane, 19, seit mehreren Wochen.

BVB: Auch Julian Ryerson im Krankenhaus

Ramy Bensebaini könnte auf die Innenverteidigerposition rücken. Oder Felix Nmecha, wobei dieser im Mittelfeldzentrum gebraucht wird. Und da die Schlotterbeck-Verletzung die Aufmerksamkeit auf sich zog, ging unter, dass nach den Informationen dieser Redaktion auch Rechtsverteidiger Julian Ryerson, der aufgrund von Kreislaufproblemen in der Halbzeit ausgewechselt werden musste, ins Krankenhaus gebracht wurde. Dass sich der Norweger bis Sonntag erholt, erscheint unwahrscheinlich.  

Nuri Sahin deutete deswegen an, dass er in der Winterpause auf Verstärkungen hofft. „Für die nächsten beiden Spiele können wir aber keine Transfers tätigen“, sagte der ehemalige Profi. „Es geht darum, die Wunden zu lecken und am Sonntag auf der Matte zu stehen.“ Diesmal soll ein Sieg gelingen, damit Sahin wirklich sagen kann: „Wir haben das Spiel gewonnen.“