Lenzerheide. Nach einer Karriere voller gesundheitlicher Rückschläge ist Franziska Preuß in diesem Winter so stark wie nie. Das ist ihr Erfolgsgeheimnis.
Als sie am Dienstagnachmittag das Gewehr zur finalen Trainingsrunde vor dem WM-Auftakt schulterte, ließ Franziska Preuß den Blick über die schneebedeckten Bergspitzen schweifen. Das majestätische „Lenzerhorn“ und das ebenfalls fast 3000 Meter hohe „Rothorn“ bilden ein herrliches Panorama für die Biathlon-Titelkämpfe, die an diesem Mittwoch mit dem Mixed-Staffel-Wettbewerb (14.30 Uhr/ZDF, Eurosport live) eröffnet werden.
Die deutsche Mannschaft schickt mit Selina Grotian, Franziska Preuß, Philipp Nawrath und Justus Strelow ihr stärkstes Aufgebot ins Rennen. Verbunden mit dem Wunsch, erfolgreicher als zuletzt in die WM zu starten. Die letzte Medaille mit der gemischten Staffel gab es 2019 mit Silber; im vergangenen Jahr musste die deutsche Riege mit Platz fünf vorliebnehmen. Sportdirektor Felix Bitterling nannte die Ausbeute in dieser Disziplin nicht grundlos „ausbaufähig“.
Franziska Preuß in der Form ihres Lebens
Diesmal ruhen die Hoffnungen vor allem auf Franziska Preuß, die unterhalb der imposanten Bergkette zum Gipfelsturm ansetzen will. Nach Jahren voller gesundheitlicher Rückschläge, in denen sie eine Saison vorzeitig abbrechen musste und sich sogar mit einem frühen Karriereende beschäftigte, ist die 30-Jährige in diesem Winter in der Form ihres Lebens. In zehn von 14 Weltcup-Rennen stand sie auf dem Podest und beeindruckte mit Konstanz auf höchstem Niveau.
Sportdirektor Bitterling verzichtete zwar bewusst auf eine Medaillenvorgabe für das Team, traut seiner Vorzeigeathletin jedoch absolut zu, dass sie ihren Flow auch beim Saisonhöhepunkt fortsetzt. Preuß selbst sagt: „Meine Herangehensweise war schon immer: Wenn man es im Weltcup aufs Podium schafft, dann ist das auch bei einer WM ein realistisches Ziel. Ich bin dankbar für die Erfolge in diesem Winter und hoffe, genau dort anknüpfen zu können.“
Preuß gewann bisher erst eine WM-Einzelmedaille
Bislang war sie bei Titelkämpfen nur selten vom Glück verfolgt. Ihre einzige WM-Einzelmedaille gewann die Bayerin vor zehn Jahren mit Silber im Massenstart in Kontiolahti (Finnland). Im Herzen des Schweizer Kantons Graubünden will sie sich nun den Traum vom ersten Einzel-Gold erfüllen. Die Vorzeichen könnten nicht besser sein, weil endlich auch ihr Körper mitspielt. Hatte sie früher häufig mit Infekten zu kämpfen, brachte eine Operation an den Nasennebenhöhlen im vergangenen Frühjahr die Wende. Seitdem ist Preuß weniger anfällig und steckt die körperlichen Belastungen deutlich besser weg.
Mit Maske und Abstand bei Familienfesten
„Die Erholung funktioniert bei mir aktuell. Manchmal ist das die Schlüsselstelle, die den Unterschied machen kann“, sagt die Weltcup-Spitzenreiterin und freut sich über ihren stabilen Gesundheitszustand. Doch sie tut auch viel dafür. Im Alltag ist sie sehr vorsichtig, trägt sogar bei Familienfesten eine Maske und hält Abstand – auch wenn es manchmal schwerfällt. Der bisherige Erfolg gibt ihr recht und lässt sie lächelnd auf die Tage in Lenzerheide blicken: „Die Atmosphäre hier ist etwas Besonderes. Das Panorama ist atemberaubend und strahlt eine unglaublich positive Energie aus. Ich freue mich sehr auf diese WM“, so Preuß.

Die Strecken am Fuße des „Lenzerhorns“ sind ähnlich anspruchsvoll wie jene in Oberhof und daher ein Vorteil für die starken Läufer. Hinzu kommt die mittlere Höhe auf 1400 Metern über dem Meeresspiegel. Um sich entsprechend anzupassen, absolvierten die Deutschen ihre Vorbereitung in Antholz (Südtirol). „Die Woche dort lief genau nach Plan. Ich konnte im Training noch an ein paar Feinheiten arbeiten, gut regenerieren und die Sonne genießen – hoffentlich mit genügend Energie für die kommenden Wettkämpfe“, sagt Preuß.
Die mit Spannung erwartete Mixed-Staffel wird erste Aufschlüsse bringen. Nicht nur bei ihr.