Budapest. Nach dem 1:1-Remis gegen Ungarn in der Gruppenphase der Nations League setzt Alexander Nübel andere Prioritäten als seine Teamkollegen.
Man ließ sich durchaus Zeit am Dienstagabend in der Puskas-Arena von Budapest, und das war aus Sicht der deutschen Nationalspieler auch nachvollziehbar. In der ungarischen Hauptstadt hatte sich die November-Kälte auch in der hochmodernen Fußball-Anlage festgesetzt. Eine warme Dusche, die kam den Profis der DFB-Elf gerade recht. Alexander Nübel aber setzte andere Prioritäten, warf sich eine schwarze Jacke über und stellte sich kurz nach Abpfiff in die – wohl beheizte – Mixed Zone.
Nübel, 28, wird die Reise zurück nach Stuttgart mit einem weinenden Auge angetreten haben, Grund dafür war die für ihn sehr unglückliche Aktion in der Nachspielzeit. Der deutsche Torwart entschied sich für eine Ecke, wählte die aus seiner Sicht rechte. Wie das so unüblich ist bei einem Strafstoß. Doch Schlitzohr Dominik Szoboszlai packte einen Panenka-Trick aus, lupfte also über Nübel hinweg zum 1:1-Ausgleich ins Tor. „Der Ball ist drin, man kann ihm nur gratulieren, das zählt“, sagte Nübel über den nervenstarken ungarischen Kapitän. Muss man sich erst mal trauen, selbst im sportlich bedeutungslosen Abschluss der Nations-League-Gruppenphase. „Das ist natürlich extrem bitter, sieht nicht gut aus, fühlt sich nicht gut an“, sagte Nübel weiter. „Ich hätte ihn gerne gehalten, aber das sollte nicht sein.“
Nübel oder Baumann? Bundestrainer Nagelsmann hat die Wahl
Hätte Nübel die Null gehalten, wäre es ein runder Abend für den ehemaligen Schalker gewesen. Nichtsdestotrotz stärkte Nübel seine Position im Rennen um den Job als Interimstorwart der DFB-Elf. Zwei Schüsse konnte und musste er in der ersten Halbzeit halten, spektakulär hingegen war seine Rettungstat gegen Barnabas Varga (67.). „Ich hatte die Chance, mich auszuzeichnen“, so Nübel. „Es war ein sehr gutes Spiel, hat viel Spaß gemacht.“
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat nun die Qual der Wahl, ob er im März, wenn die Viertelfinal-Spiele der Nations League anstehen, auf Nübel oder den sechs Jahre älteren Hoffenheimer Oliver Baumann setzt. „Generell haben beide Torhüter die Chance“, betonte Nagelsmann. Nübel blickt der Entscheidung gelassen entgegen: „Es sind noch fünf Monate hin, ich bin sehr entspannt. Das Momentum zählt, wenn man gut in die Rückrunde startet, wer da besser drauf ist.“
Schwerer Stand für BVB-Spieler in der Nationalmannschaft
Die Partie in Ungarn war auch für andere Spieler die Chance, sich beim Bundestrainer zu beweisen. Die Dortmunder Julian Brandt oder Felix Nmecha werden es schwer haben, wieder eingeladen zu werden. Überzeugen aber konnten die Münchener Serge Gnabry und Leroy Sané. Letzter hatte gar die Ehre, in der zweiten Halbzeit zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Binde zu tragen, nachdem Joshua Kimmich zur Pause ausgewechselt worden war. Sané übernahm den Kapitäns-Job, weil er der Spieler mit den zweitmeisten Länderspielen im Kader war.
Der 29-Jährige zeigte sich in seinem 67. Spiel für Deutschlang engagiert und bestätigte den Eindruck, den man von Sané nach dessen Verletzung bei den Bayern gewinnen konnte: Da will sich jemand beweisen. „Wir wissen alle, was für ein herausragender Kicker Leroy ist, dass er Spiele alleine entscheiden kann“, schwärmte Robin Gosens. „Es gibt kaum Spieler, die so eine Explosivität, so einen Antritt haben und das auf technisch so hohem Niveau machen.“ Im November war Sané noch für den verletzten Deniz Undav nachnominiert. Im März will er sich vom ersten Tag an zeigen.