Budapest. Zum Abschluss der Nations-League-Gruppenphase tut sich Deutschland in Budapest schwer. Am Ende steht ein dramatisches Remis.

Schiedsrichter Duje Stekan schaute nicht lange auf den Bildschirm. Dann zeigte der Kroate auf den Punkt – Elfmeter für Ungarn in der Nachspielzeit. Robin Koch hatte den Ball an die Hand bekommen. Und Ungarns Kapitän Dominik Szoboszlai ließ sich nicht bitten und lupfte den Ball zum Ausgleich ins Netz. Es war der 1:1 (0:0)-Endstand. Felix Nmecha hatte die deutsche Nationalmannschaft zum Abschluss der Nations-League-Gruppenphase in Führung gebracht (76.). Nach der 7:0-Galavorstellung gegen Bosnien drei Tage zuvor stand die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann bereits als Gruppenerster fest.

Kroatien, Italien und Dänemark sind die möglichen Gegner im Viertelfinale im März. Die Partie in der Puskas-Arena war für viele Nationalspieler die letzte Möglichkeit, sich in Nagelsmanns Fokus zu spielen. Im kommenden Jahr dann soll sich das Grundgerüst herausbilden, das 2026 in den USA, Mexiko und Kanada um den WM-Triumph mitspielen kann. Auf dem Weg dahin soll der erstmalige Titel in der Nations League stehen.

DFB-Team gegen Ungarn mit neun Änderungen

Neun Änderungen nahm Nagelsmann daher im Vergleich zur Bosnien-Partie vor, darunter im Tor. Wie geplant erhielt Alexander Nübel seine Chance im Torwart-Casting. Nur Mittelfeld-Abräumer Robert Andrich und Kapitän Joshua Kimmich durften in der Startelf bleiben. Benjamin Henrichs, Nico Schlotterbeck, Robin Koch, Felix Nmecha sowie das Offensivquartett mit Julian Brandt, Chris Führich sowie den Münchenern Leroy Sané und Serge Gnabry komplettierten die Anfangsformation. Ihr Auftrag: Den elften Sieg im Jahr 2024 zu feiern und damit die viertbeste Bilanz der DFB-Historie zu erzielen.

Relativ schnell aber zeigte sich, dass dies eine doch recht zähe Angelegenheit werden würde. Der zweiten deutschen Reihe fehlte der Spielwitz, das Tempo aus der Partie am Samstag, wobei die Ungarn freilich eine andere Qualität haben als überforderte Bosnier. Mehr als gute Ansätze durch das Zentrum, wo Brandt mit Gnabry und Sané kombinierte, kamen nicht herum. Die beste Chance der deutschen Elf kam gegen die tiefstehenden Gastgeber konsequenter Weise per Standard zu Stande. Henrichs probierte es mit einem Flatter-Freistoß, der aber über die Latte flog (30.).

Ungarn hat gegen DFB-Team die besseren Chancen

Deutlich gefährlicher im Abschluss waren derweil die Ungarn, die einen passiven Spielstil wählten und versuchten, über Umschaltmomente schnell viel grüne Wiese zu überspielen. Wann immer sich ihre Mannschaft dem Tor annäherte, wurde es laut in der Heimkurve. Zum Beispiel in der 24. Minute. Resultierend aus einem Fehlpass von Brandt musste sich Nübel im Tor beim Schuss von Andras Schäfer das erste Mal auszeichnen. Und 15 Minuten später riss Nübel die Arme hoch, um Zsolt Nagys wuchtigen Versuch zu halten. Koch war zuvor weit aufgerückt, Nagy entwischte anschließend Kimmich.

In der Halbzeit-Pause setzte Nagelsmann seine groß angelegte Rotation fort. Robin Gosens kam für Kapitän Kimmich in die Partie, Henrichs wechselte auf die rechte Defensivseite. Alle im Kader stehenden Feldspieler erhielten damit vom Bundestrainer in den beiden November-Partien Einsatzzeit. Jener Gosens war dann auch am besten deutschen Angriff der Partie beteiligt. Gnabry legte einen langen Pass ab auf den Profi der AC Florenz, der allerdings nur mit seinem schwächeren rechten Fuß zum Abschluss kam (51.).

DFB-Team gegen Ungarn: Siegtor fällt nach einer BVB-Kombination

Die Partie plätscherte vor sich hin, plötzlich aber lag der Ball im Netz. Brandt veredelte eine feine Kombination durchs Zentrum. Es gab nur einen Haken. Der Dortmunder stand dabei im Abseits (59.). Es war die letzte Aktion des 28-Jährigen, der sich nicht aufdrängen konnte. Nagelsmann nahm zudem Führich und Gnabry runter, brachte Wirtz, Jamal Musiala und Kai Havertz, um doch noch den Sieg zu erringen. Letzter war gerade Sekunden auf dem Platz, da traf er schon den Pfosten.

Erstmal mussten sich die deutschen Spieler jedoch wieder defensiv orientierten. Nach Andrichs gruseligem Fehlpass ging es plötzlich schnell. Mit zwei, drei Pässen tauchten die Ungarn vor Nübel auf, doch der Stuttgarter war auch gegen Barnabas Varga mit einer starken Fußabwehr zur Stelle (69.). Dann gelang Nmecha doch noch der Siegtreffer nach einem Eckball. Schlotterbecks Kopfball konnte Torwart Denes Dibusz noch abwehren, den Nachschuss drückte sein Dortmunder Kollege über die Linie. Dann folgte noch die Elfmeter-Szene.

Mitte März trifft sich das DFB-Team wieder, um im Nations-League-Viertelfinale Nagelsmanns zweite Titel-Mission fortzusetzen. Ärgerlich: Offensivkünstler Wirtz wird im Hinspiel gelbgesperrt fehlen, nachdem er in der Schlussphase ein taktisches Foul beging.