Bochum. Dieter Hecking ist aus vielen Gründen eine schlüssige Wahl als neuer Trainer des VfL Bochum. Erfolg garantiert das nicht. Ein Kommentar.
Die Verantwortlichen des VfL Bochum haben in der laufenden Saison schon viel Kritik abbekommen, was ja nicht weiter verwundert: Die sportliche Lage ist katastrophal, die Bilanz nach neun Spielen die schlechteste der Bundesliga-Historie, die Mannschaft auf dem Platz und die Gremien daneben zeigen Auflösungserscheinungen. Für den Trainerposten aber haben die Bochum-Bosse wohl eine auf den ersten, zweiten und auch dritten Blick schlüssige Besetzung gefunden. Es fällt zumindest schwer, sich eine bessere und dabei dennoch realistische Lösung einfallen zu lassen als Dieter Hecking. Der 60-Jährige kennt das Bundesligageschäft aus vielen, vielen Jahren, er hat als Trainer fast alles erlebt: Aufstiege, Abstiegskampf, Titelgewinne und bittere Enttäuschungen.
Hecking ist sicher kein Taktikfuchs, kein Innovator, der einen aufregenden, frischen Fußball vermittelt, auch keiner, der Mannschaft langfristig entwickelt. Einen solchen aber braucht der VfL aktuell auch nicht, das würde auch gar nicht zur Mannschaft passen. Gefragt ist ein Pragmatiker, der dieser komplett verunsicherten Mannschaft einfache, aber stabile Strukturen vermittelt. Der die löchrige Defensive abdichtet. Der erst einmal nur das herausholt, was im Kader drinsteckt und dann im nächsten Schritt gern auch ein bisschen mehr. Einer, der Ruhe ausstrahlt.
Dieter Hecking übernimmt beim VfL Bochum ein Himmelfahrtskommando
Kurz: einer wie Hecking. Bei den Topklubs war er zuletzt nicht mehr gefragt, dafür war sein Fußball dann doch ein wenig zu altbacken, seine Außendarstellung vielleicht eine Spur zu dröge, zu langweilig. Der VfL aber, wo es aktuell drunter und drüber geht, kann die heckingsche Unaufgeregtheit gerade gut gebrauchen. Zumal der noch das Plus mitbringt, zuletzt beim 1. FC Nürnberg als Sportvorstand gearbeitet zu haben. Auch der Posten ist in Bochum aktuell ja vakant. Hecking muss ihn nicht auch noch ausfüllen, es schadet aber nicht, jemanden an Bord zu haben, der angesichts der nahenden Wintertransferphase weiß, wie ein Kader geplant wird, wie Transfers abgewickelt und Verträge gestaltet werden.
Vieles spricht also für Hecking, gegen ihn spricht vor allem: die desolate Situation des VfL Bochum. Die Aufgabe, die Klasse zu halten, gleicht einem Himmelfahrtskommando, Geschäftsführer Ilja Kaenzig sprach selbst schon von einer Mission Impossible. Das Unmögliche möglich zu machen, das wird auch für den erfahrenen Hecking eine fordernde, möglicherweise eine überfordernde Aufgabe. Aber: Man kann ihm zutrauen, dass er das bestmögliche herausholt – was auch immer das am Ende in Punkten und Tabellenplätzen bedeutet.